Gewerbeansiedlung:Naturschützer wollen keinen "Lustgarten für BMW"

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Die BN-Ortsgruppe sieht den geplanten Moos-Haide-Park durch eine mögliche Ansiedlung des Autobauers zwischen Ober- und Unterschleißheim gefährdet

Von Gudrun Passarge

Noch ist alles Spekulation. Aber falls BMW seinen neuen geplanten Standort im Münchner Norden zwischen den beiden Kommunen Unter- und Oberschleißheim ansiedeln würde, hätte das Konsequenzen für den gewünschten "Moos-Haide-Park". Das befürchtet zumindest die Ortsgruppe Schleißheim im Bund Naturschutz. Hintergrund sind Äußerungen von Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD), für die Äcker südlich der Weihersiedlung gebe es keine Pläne. Dann, so schließen die Vertreter des BN, blieben nur Flächen in dem Grünbereich, den die Naturschützer gerne als "Moos-Haide-Park" bewahren würden.

Der Autobauer aus München wächst und expandiert in alle Richtungen. Gesucht wird laut BMW-Pressesprecher Jürgen Frey auf jeden Fall eine Fläche, "die eine Campuslage ermöglicht, ähnlich wie wir es in Unterschleißheim beim autonomen Fahren schon haben". Deswegen ist der Konzern auch im Münchner Norden auf der Suche nach einem neuen Standort. Momentan stehe etwa eine Handvoll Standorte noch im Fokus, sagt Frey, der sagt, BMW "habe keine übermäßige Eile" bei der Entscheidung. Er rechne im Laufe des Jahres damit. Anders als schon zu hören war, werde es auch keine Ankündigung im Februar geben, welche Standorte noch im Rennen sind. Nach Informationen der SZ gehört auch Garching-Hochbrück dazu.

Beim möglichen Schleißheimer Standort sollen 25 Hektar auf Oberschleißheimer und 13 Hektar auf Unterschleißheimer Flur entfallen. BMW wäre außerdem an einem Autobahnanschluss an die A 92 gelegen. Für die BN-Vertreter kommt deswegen nur noch ein Streifen zwischen Landshuter Straße und Autobahn in Frage, der aber Flächen des gewünschten Moos-Haide-Parks fressen würde. Und das, obwohl sich Bürgermeister Böck bei seiner Neujahrsansprache "überraschend deutlich" für einen Moos-Haide-Park ausgesprochen hat, wie der BN in einer Pressemeldung mitteilt. "Wie passt das zusammen?", wollen sie wissen und stellen eigene Überlegungen an.

So könnte es doch sein, dass der Park eine Art "Lockstoff" für BMW sein soll, heißt es in der von Beisitzer Tino Schlaginweit und der Vorsitzenden Birgit Annecke-Patsch unterschriebenen Mitteilung des Bundes Naturschutz. Sie befürchten, die ursprüngliche Idee des Parks, der rar gewordene Biotoptypen als Erholungslandschaft bewahren soll, werde korrumpiert. "Ein Lustgarten für BMW oder Greenwashing für drastischen Landschaftsverbrauch war damit jedenfalls nicht gemeint", schreiben die Naturschützer.

Die BN-Ortsgruppe stellt auch die Frage nach der Rolle des Katholischen Männerfürsorgevereins, dem zahlreiche Grundstücke innerhalb des in Frage kommenden Gebiets gehören. Bisher habe der Verein, namentlich bei seinem geplanten Wohnquartier in Mittenheim "erstaunliche soziale und ökologische Rücksichten" bewiesen. "Doch kaum ist von ferne BMW zu hören, ist er offenbar bereit, ohne große Skrupel noch einmal die doppelte Fläche zu opfern", heißt es in der Mitteilung.

Stephan Heinle, als besonderer Vertreter des Vereinsvorstands verantwortlich für das Bauprojekt in Mittenheim, bestätigt Gespräche mit dem Autobauer. "Aber wir haben da nichts angeschoben. Wir sind angesprochen worden." Dem Männerfürsorgeverein gehörten in der Umgebung von Mittenheim 135 Hektar Land, 60 Prozent lägen in Oberschleißheim, 40 in Unterschleißheim. Die BMW-Ansiedlung sei nur möglich, wenn der Verein verkaufe. Heinle betont, wie wichtig dem Verein die Obdachlosenarbeit ist. 550 Mitarbeiter arbeiten für den Verein, dessen großes Anliegen es auch sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Für die Mitarbeiter, aber eben auch für die Klienten mit guter Prognose, für andere Menschen, die keine Spitzenverdiener sind. In Mittenheim plant der Verein beispielsweise 450 Wohnungen für etwa 900 Menschen, Heinle nennt eine Miete, die bei der Hälfte der Wohnungen unter zwölf Euro liegen soll.

Obdachlosenarbeit bleibe die Kernzielsetzung des Vereins, sagt Heinle: "Dafür würden wir auch Landschaft für ein Gewerbegebiet verkaufen, weil uns die Menschen wichtig sind, die momentan auf der Straße leben." Mit dem Geld eines solchen Verkaufs könnten in Zukunft wichtige Projekte im Großraum München realisiert werden, wo sich die Obdachlosigkeit in den vergangenen zehn Jahren "mindestens verdoppelt" habe. Der Verein sei gesprächsbereit, aber es sei an den Kommunen, zu verhandeln. Heinle betont aber auch, der Moos-Haide-Park sei eine "sehr wichtige Idee". "Wir sind gerne bereit, Gespräch mit dem BN zu führen." Hochwertige Erholungsgebiete rund um das geplante Quartier seien durchaus erstrebenswert. Der Verein setze selbst auf ökologische Landwirtschaft und sei interessiert an integrativen Lösungen.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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