Alle Protestnoten waren vergebens. Auch die kurz vor der Entscheidung im Landtag lancierte Online-Petition der Mittelschule in Unterschleißheim hat nicht verhindert, dass schwächere Schüler künftig vom Freistaat keinen Begleiter mehr beim schwierigen Übergang von der Schule ins Berufsleben zur Seite gestellt bekommen. Eine Mehrheit von CSU und Freien Wähler hat am Mittwoch Anträge von Grünen und FDP sowie der SPD zur Weiterführung des Programms der Berufseinstiegsbegleitung abgelehnt. Die Unterhachinger Grünen-Abgeordnete Claudia Köhler hatte in der entscheidenden Haushaltssitzung eine namentliche Abstimmung gefordert - umsonst. "Es ist unfassbar. Heute war es an der Zeit, Farbe zu bekennen", sagte Köhler im Anschluss zur SZ.
Das Programm wird an vielen Schulen im Landkreis München wie in ganz Bayern geschätzt, weil qualifiziertes und erfahrenes Personal von der 8. Jahrgangsstufe an eng mit Schülern, die Förderbedarf haben, zusammenarbeitet, diese auf Prüfungen vorbereitet, mit ihnen eine Lehrstelle sucht und sie bis zum Ende der Probezeit in der Ausbildung begleitet. Die Erfolgsquote sei ausgesprochen hoch, sagt Kathrin Ungar, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende an der Mittelschule in Unterschleißheim.
Dennoch läuft das Programm jetzt aus, zur großen Enttäuschung Köhlers. Gerade in einer Zeit des Fachkräfte- und Auszubildendenmangels brauche man Programme, die den Jugendlichen helfen, einen Abschluss zu schaffen und eine Lehrstelle anzutreten, so die Grüne. Helmut Kaltenhauser (FDP) bezeichnete das Aus am Mittwoch als sozial und volkswirtschaftlich "dumm". Laut der SPD-Abgeordneten Doris gibt es keine vergleichbare Maßnahme, die junge Menschen so nachhaltig und erfolgreich unterstützt. An der Mittelschule Unterschleißheim haben mehr als 200 Schüler in zehn Jahren an dem Programm teilgenommen, die Petition unterschrieben 1035 Personen. Der Ismaninger Abgeordnete Nikolaus Kraus (Freie Wähler) stimmte am Mittwoch für das Aus des Programms - aus Koalitionsräson.