In zwei Wochen, am 16. November, steht in Unterhaching wieder einmal die Bürgerversammlung auf dem Programm. Und man muss kein Hellseher sein um zu erahnen, welches Thema die Leute besonders umtreibt: Raser, Blitzer, Wohnstraßen. Seit der Gemeinderat beschlossen hat, den Utzweg für Nicht-Anwohner dicht zu machen und außerdem verstärkt die Einhaltung des in der verkehrsberuhigten Zone geltenden Tempolimits von sieben bis zehn Stundenkilometern zu überprüfen, regt sich von allen Ecken und Enden des Orts ein ähnliches Bedürfnis nach kontrollierter Entschleunigung. Aber geht das überhaupt?
Auch bei der Zufahrt zum Lise-Meitner-Gymnasium und der Grundschule an der Jahnstraße hatte die Gemeinde viele Jahre mit sich gerungen, bevor sie Mitte Oktober nach einem tödlichen Unfall einer 79-Jährigen nun mit Durchfahrtverboten diesen Bereich zu dem machen will, was er eigentlich schon immer ist: eine verkehrsberuhigte Zone. Solche gibt es einige in Unterhaching. Etwa auch rund um den Friedensplatz. Dort stellen Anwohner auch schon lange fest, dass kaum einer hier die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit fährt. Sie haben daher eine Petition gestartet, um die Gemeinde dazu zu bewegen, mit Umbauten die Autofahrer auszubremsen, mit Markierungen auf der Straße zu verdeutlichen, welches Tempolimit hier gilt und außerdem strenger zu kontrollieren.
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In der jüngsten Gemeinderatsitzung nannten die Lokalpolitiker selbst nun weitere Straßen, in denen das ebenfalls dringend nötig wäre. Kaum hatte einer mit dem Thema begonnen, fielen den anderen spontan gleich weitere Ecken ein, an denen entweder die meisten das blaue Schild "verkehrsberuhigte Zone" grundsätzlich ignorieren, Fahrradstraßen für eine unverbindliche Empfehlung halten oder meinen, dass Tempo 30 nur für andere gilt. Mehr Verkehrsüberwachung forderte etwa Sebastian Ruppert (Freie Wähler) und erntete Zustimmung im Gremium. Es gibt da allerdings ein Problem, und auf das weist Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) hin: Unterhaching besitzt nur einen Blitzer. Der kann nicht überall gleichzeitig stehen und im Moment wird er erst einmal vermehrt am Utzweg eingesetzt werden müssen.
In einer verkehrsberuhigten Zone gelten strenge Regeln, die vielen nicht bewusst sind. Die wichtigsten im Überblick.
Unterhaching könnte also noch zahlreiche weitere Blitzer anschaffen. Bürgermeister Panzer appelliert aber erst einmal an die Leute, sich doch bitteschön einfach mal an die Verkehrsregeln zu halten. Denn der bundesweit ersten verkehrsberuhigten Zone in dörflichem Umfeld rund um den Friedensplatz sind nach 1978 viele weitere gefolgt. Auch zwei Fahrradstraße, auf denen Radler Vorrang haben und sogar nebeneinander fahren dürfen, hat die Gemeinde eingerichtet. Dass das manchen Autofahrern wurscht ist, könnte man vermuten.
Manche Autofahrer vermuten, dass Tempo 30 erlaubt sei
Wie jenem, der am vergangenen Wochenende am helllichten Tag auf der Kreuzung der Fasanenstraße mit der Oskar-von-Miller-Straße, einer der Fahrradstraßen, mit seinem Cabrio so oft driftete, dass anschließend viele schwarze Kreise auf dem Asphalt zu sehen waren. Oder dem Sportwagenfahrer, der spät abends auf der Münchner Straße, als längst das nächtliche Tempo 30 wegen des Lärmschutzes galt, mit Vollgas überholte. Die zumindest brauchen nicht behaupten, sie hätten nicht gewusst, dass das nicht erlaubt ist.
Bei den Schnellfahrern durch die verkehrsberuhigten Bereiche, in denen nur Schrittempo erlaubt ist, ist sich der Bürgermeister nicht so sicher, ob jeder sich noch daran erinnern kann, was er einst in der Fahrschule gelernt hat. Bei einer Verkehrskontrolle in einer solchen mit weißen Piktogrammen auf blauen, rechteckigen Schildern gekennzeichneten Zone vor einigen Jahren hat die Unterhachinger Polizei zumindest festgestellt, dass die meisten der Ansicht waren, dass hier Tempo 30 gilt.
