Unterhachinger Stadion:Das Ei ist gelegt

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Die dunklen Wolken über den Sportpark Unterhaching haben sich erst einmal verzogen. Ein Jahr lang ist die Nutzung jetzt geregelt. (Foto: Oryk Haist/imago images)

Gemeinde, Spielvereinigung und Munich Ravens unterzeichnen Nutzungsvertrag für den Sportpark Unterhaching. Die Vereinbarung gilt ein Jahr, über den Verkauf wird weiter verhandelt.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Egal, ob der Ball nun rund oder eiförmig ist: Sportfans sollen zumindest in diesem Jahr im Unterhachinger Stadion mit beidem gut unterhalten werden. Nach langen, wohl teils auch zähen Verhandlungen hat sich die Gemeinde mit den Verantwortlichen des Fußballvereins Spielvereinigung Unterhaching und des American Football Teams "Munich Ravens" auf ein gemeinsames Nutzungskonzept für die Spielsaison 2023/24 verständigt. An diesem Freitag haben die Beteiligten die Verträge im Unterhachinger Rathaus unterzeichnet.

Dieser Einigung vorangegangen war in den vergangenen Wochen eine große Verunsicherung vor allem auf Seiten der Spielvereinigung und des Gemeinderats. Denn eigentlich will die für den Stadionbetrieb des Fußball-Viertligisten zuständige Hachinger Stadion GmbH als bisherige Pächterin die Liegenschaft kaufen. Nur waren die Verkaufsverhandlungen ins Stocken geraten, unter den Kommunalpolitikern machte sich Skepsis breit, ob die Fußballer sich den Sportpark überhaupt leisten können, nachdem über finanzielle Engpässe der Spielvereinigung berichtet worden war. Die Ungewissheit wuchs, als dann noch Gerüchte auftauchten, die Ravens wollten die Spielstätte kaufen.

Dem Gemeinderat wurde das alles schließlich zu bunt und er kündigte Ende März der Spielvereinigung den Pachtvertrag. Rauswerfen wollte man die Fußballer aus dem Stadion damit nicht, obwohl man im Rathaus der Ansicht war, allen Grund dafür gehabt zu haben. Denn die Haching Sportpark GmbH hatte bereits mit den Ravens detaillierte Verträge zur Nutzung der gemeindlichen Sportfläche abgeschlossen, obwohl sie weder Besitzer des Stadions war, noch dies ohne Zustimmung der Gemeinde einfach unterverpachtet werden darf. Die Spielvereinigung gab sich damals etwas kleinlaut, versicherte aber, damit gerechnet zu haben, dass der Stadiondeal schon noch klappt.

Weil der Gemeinderat aber eigenen Aussagen zufolge weder als "Totengräber der Spielvereinigung" dastehen will und zugleich die Heimspiele des Football-Teams in der "European League of Football" von 4. Juni an als Chance sieht, um Unterhachings Image als Sportgemeinde zu erhalten beziehungsweise aufzupolieren, hat man alle Beteiligten an einen Tisch geholt, um eine Einigung zu erzielen, mit der zumindest bis zum Sommer 2024 alle gut leben können.

Haben den neuen Nutzungsvertrag für den Unterhachinger Sportpark am Freitag unterzeichnet: Der Vizepräsident der Spielvereinigung Peter Wagstyl (links), Bürgermeister Wolfgang Panzer (Mitte) und Sebastian Stolz, General Manager der Munich Ravens. (Foto: Gemeinde Unterhaching)

Das neue Nutzungskonzept sieht vor, dass die Haching Sportpark GmbH Pächterin des Stadions bleibt. Der Vertrag, laut Rathaussprecher Simon Hötzl "mit nahezu unveränderten Konditionen", hat eine Laufzeit von einem Jahr. Damit sei sichergestellt, dass das Stadion der SpVgg Unterhaching im Lizenzierungsverfahren für die kommende Saison zur Verfügung stehe. Mit den Munich Ravens hat die Gemeinde eine gesonderte Vereinbarung für deren maximal acht Heimspiele im Unterhachinger Stadion getroffen. In einem verbindenden Vertrag mit allen Beteiligten werde die konkrete Durchführung der American Football Spiele geregelt. Die Haching Sportpark GmbH als Stadionpächterin soll hier für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Die Gemeinde werde beide Parteien dabei nach Kräften unterstützen, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus.

Laut Hötzl profitieren mit diesem Konstrukt sowohl die Gemeinde als auch die Spielvereinigung finanziell von den Vereinbarungen mit den Footballern. "Es handelt sich um angemessene Summen", so der Rathaussprecher. Die Haushaltslöcher stopfe dieser Deal freilich noch nicht, weshalb in diesem Jahr weiter über den Verkauf des Stadions verhandelt werde. Denn klar ist weiterhin, dass die Gemeinde die im Unterhalt teure Liegenschaft loswerden will. Dazu soll eine Kommission aus allen Fraktionsvorsitzenden und dem Ersten Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) gebildet werden. "Natürlich wird auch mit unserem ortsansässigen Fußballverein verhandelt, aber im Prinzip ist alles offen", sagt Hötzl und bezieht sich dabei nicht nur auf den möglichen Käufer sondern auch auf den Umfang des Areals, das zum Verkauf steht. Man werde dann sehen ob es das Stadion, der Sportpark oder gar der "Sportpark plus" werde, so Hötzl.

Peter Wagstyl, Vizepräsident der Spielvereinigung, zeigte sich erleichtert über die Einigung: "Als die Munich Ravens vor etwa einem halben Jahr mit der Idee zu uns kamen, hier im Sportpark American-Football-Spiele auszutragen, waren wir von an Anfang an davon überzeugt, dass dies einen Mehrwert für die Gemeinde, die Region und die Spielvereinigung haben wird", teilt er mit. Auch Sebastian Stolz, General Manager der Munich Ravens, ist zufrieden: "American Football boomt. Wir freuen uns auf die weitere, enge Zusammenarbeit mit der SpVgg und der Gemeinde."

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