Fußball:Ein Tiger, der am liebsten Löwen frisst

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Tiger Fonsi hat sein Revier im Unterhachinger Sportpark. (Foto: Spielvereinigung Unterhaching)

Seit drei Jahren hat die Spielvereinigung Unterhaching das Maskottchen Fonsi, das nach einem früheren Torjäger benannt ist. Der Job im Kostüm ist anstrengend, aber dankbar, denn die Kinder lieben die rot-blaue Großkatze.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Über das Lieblingstier der Unterhachinger Kinder lässt sich nur spekulieren. Dies gehört zu den noch nicht erforschten und von der Gemeinde in zahlreichen Jugendbefragungen außer Acht gelassenen Geheimnissen. Vermutlich würde der Fonsi ganz oben auf dieser Hitliste stehen. Fonsi ist ein Tiger. Und das Maskottchen der örtlichen Spielvereinigung, eine riesige, rot-blaue Großkatze im Fußballtrikot.

Am kommenden Samstag, 14. Oktober, wird Fonsi beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen wieder im Sportpark in Aktion treten. Hüpfen, tanzen, hampeln - das ist seine Jobbeschreibung. Für den, der in diesem Kostüm mit dem riesigen Tigerkopf aus Plüsch steckt, stets ein echter Kraftakt. Den er, wie er sagt, aber gerne macht. Kinder umarmen ihn, machen Fotos, schicken ihm sogar Postkarten aus dem Urlaub. Wer denn nun bei den Heimspielen den Tiger rauslässt, will der Verein natürlich nicht verraten: Der Mensch im Kostüm bleibt inkognito, ungefähr so wie der Nikolaus.

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Was beim Fonsi aber feststeht: Anders als bei anderen Sportclubs, die immer wieder ihre Maskottchen-Jobs in Stellenbörsen anbieten und Mindestlohn versprechen, wird die Haching-Katze von einem Vereinsvertreter ehrenamtlich gemimt. Eine Witzfigur ist Fonsi nicht, anders als Kingsley, die knallgelbe Sonne mit Mono-Braue und schiefen Zähnen, die dem schottischen Erstligisten Partick Thistle Glück bringen soll. Oder wie Goleo, der Löwe von der Fußball-WM 2006, der ebenso wie der Bär Bumsi von der Biathlon-WM 2007 keine Hose anhatte. Fonsi dagegen ist voll ausgestattet, trägt sogar Stutzen und Fußballschuhe, allerdings keineswegs rutschfest, weil ohne Profil.

Im Kopf ist ein Ventilator verbaut - wegen der Hitze im Sommer

Allerdings ist das noch eine der geringeren Herausforderungen, wenn man in so einem Kostüm steckt. Man kann sich vorstellen, welche Hitze darin bei hochsommerlichen Temperaturen herrscht. Da verschafft auch der eingebaute Ventilator im Kopf kaum Erleichterung. Beim 2:0-Sieg im Pokalspiel gegen Augsburg Mitte August, als der Fonsi dreieinhalb Stunden bei fast 40 Grad im Sportpark herumhüpfte, sei er kurz vorm Umkippen gewesen, sagt er. Magnesium und drei Liter Wasser hat er anschließend zur Regeneration gebraucht. Aber er sei eben ein totaler Fußballfan: "Beim Jubeln gehe ich ab wie Schmidts Katze."

Manchmal geht aber auch der Gaul mit ihm durch, wie beim erfolgreichen Aufstiegsspiel im Juni gegen Cottbus. Da schlurfte der Tiger bei einem Eckstoß um den Energie-Schützen herum. Eine Unsportlichkeit, die ihm prompt einen Rüffel des Schiedsrichters und schlechte Presse einbrachte, übrigens nicht nur in der Lausitz.

Fonsi tigert jetzt schon seit drei Jahren durch den Sportpark. Damals stimmten die Fans darüber ab, wie die kuschelige Raubkatze denn heißen solle. Die Mehrheit votierte für Fonsi, so hatte man einst den schwäbisch-spanischen Torjäger Alfonso Garcia in Haching genannt. Er war Publikumsliebling, spielte zwischen 1991 und 2001 fast 300 Mal für die SpVgg, auch 22 Mal in der Bundesliga.

Ganz neu war der Tiger 2020 im Sportpark eigentlich nicht, sondern eine Wiederbelebung aus alten Zeiten. In der SpVgg-Fanhymne "Haching-Blues" aus den frühen Neunzigerjahren wird folgendermaßen gereimt: "Die Champions der Liga sind die rot-blauen Tiger." Ein erstes Maskottchen damals musste nach einem verlorenen Urheber-Rechtsstreit wieder eingemottet werden, weil er einem Artgenossen zu ähnlich war. Fonsi dagegen ist einzigartig - und Voll-Profi: Es gibt Aufkleber, Schlüsselanhänger und Badetücher mit seinem Konterfei. Und er hat sogar Autogrammkarten. Auf denen erfährt der Fan dann: Der Tiger frisst am liebsten Löwen. Klar, schließlich sind die Sechziger aus München-Giesing der Erzrivale der Hachinger.

Wie er die Karten mit seinen vier dicken Fingern an jeder Hand unterschreibt, weiß man nicht so genau. Der Fonsi kommuniziert zwar intensiv, aber nur in Zeichensprache, denn eine weitere strenge Vorgabe, die er einhalten muss, wenn er als Schulwegbegleiter, beim Integrationstag im Stadion oder bei Aktionen in Kindergärten auftritt: Er darf nicht reden.

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