Verkehrsregelung:Der Utzweg wird dicht gemacht

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Eine Kerze erinnert vor dem Gymnasium an den tödlichen Verkehrsunfall vergangene Woche. (Foto: Sebastian Gabriel)

Nach dem tödlichen Unfall vor dem Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching erlässt die Gemeinde Durchfahrtsverbote. Was mit Appellen an die Autofahrer nicht funktioniert hat, soll jetzt eine Schranke regeln.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall vor dem Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching (LMGU) vergangene Woche will die Gemeinde mit einer Schranke am Utzweg die teils chaotische Verkehrssituation in diesem Bereich in den Griff bekommen. Diskutiert werden bauliche Veränderungen für mehr Sicherheit schon seit vielen Jahren. Vor allem Eltern, die ihre Kinder morgens mit dem Auto direkt vor das Gymnasium und die benachbarte Grundschule an der Jahnstraße bringen, verschärfen seit langem das Problem an dieser Engstelle und Sackgasse mit Sporthalle, Schulen und Kubiz. Auf eine Lösung allerdings konnte sich die Gemeinde bislang nicht einigen.

Der Schock sitzt tief in Unterhaching nach dem Tod einer 79-Jährigen direkt vor dem Eingang des LMGU. Der Fahrer eines Paketdienstes war auf der Jahnstraße rückwärts gefahren und hatte trotz Rückfahrkamera und Beifahrer die Frau übersehen und überfahren. Schüler leisteten erste Hilfe, doch die Senioren starb noch am Unfallort. Eine rote Kerze erinnert an dieses schreckliche Ereignis an jenem Montagvormittag. Siegfried Graf, der Leiter der Polizeiinspektion Unterhaching, schilderte im Bauausschuss am Dienstagabend noch einmal den Unfallhergang: "Er hat die Frau von hinten angefahren und hat nicht gebremst."

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Graf kennt das Verkehrschaos, das an dieser Stelle meist zu Schulbeginn von "Elterntaxis" ausgelöst wird, weiß um die gefährliche Gemengelage mit vielen Radfahrern und Fußgängern. Auch eine erhebliche Anzahl von Ver- und Entsorgungsfahrzeugen, Handwerksbetrieben und Lieferfahrzeugen nutzen den Utzweg und die sich anschließende Jahnstraße. Der Polizist betont aber auch: "Dieser Unfall hatte mit der Örtlichkeit nichts zu tun, er hätte überall passieren können." Was aber nichts daran ändert, dass er die bauliche Situation als sehr "ungünstig" einstuft. "Wenn man hinter fährt, kommt man nicht mehr raus." Zumindest nicht, ohne umständlich zu rangieren.

Insbesondere Verkehrsthemen interessieren die Unterhachinger Bürger. (Foto: Sebastian Gabriel)

Zwei Tage nach dem Unfall hatten sich Vertreter der Gemeindeverwaltung mit der Polizei die Situation bei einem Ortstermin genau angeschaut. Schnell war offenbar allen klar: Es muss hier endlich etwas geändert werden, und zwar baulich, weitreichend und einschneidend. Jeder Appell an Autofahrer, Elternbriefe der Schulen und sogar Schüleraktionen hatten in den vergangenen Jahren nichts daran geändert, dass in den Utzweg gefahren wird - obwohl es eine Wendeschleife gibt, an der man Kinder aussteigen lassen kann. "Selbst bei unserem Termin am späten Vormittag konnten wir zum Teil gefährliche Situationen beobachten, da insbesondere die motorisierten Fahrzeugführer konsequent ihre Interessen durchsetzen wollten", berichtete Sascha Monger von der Verwaltung. "Während des Bringverkehrs zu Unterrichtsbeginn hätte dies zu noch dramatischeren Situationen führen können."

Es werden auch stationäre Blitzer aufgestellt

Als Sofortmaßnahme beschloss der Ausschuss daher die Überwachung der Geschwindigkeit mittels stationärer Blitzer. Denn es handelt sich sowohl beim Utzweg als auch bei der Jahnstraßen um verkehrsberuhigte Bereiche, die im Volksmund als Spielstraßen bezeichnet werden. Man darf hier daher höchstens mit zehn Stundenkilometern durchfahren. Das heißt: Schrittgeschwindigkeit, Rollen mit Standgas. Die Gemeinde kündigt an: "Die Polizei ahndet die Verstöße sofort." Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) ergänzte: "Wer dort 30 fährt, fährt erst mal nicht mehr mit dem Auto."

Demnächst wird die Gemeinde zudem im Einfahrtbereich in den Utzweg eine Beschilderung anbringen, die klar regelt, dass nur noch Anwohner, Rettungsdienste, Polizei, Ver- und Entsorgungsfahrzeuge sowie Lehrer und Lehrerinnen der beiden Schulen berechtigt sind, hier durchzufahren. Für alle anderen gilt ein Verbot. Auch Paketboten dürfen dann nur noch auf ausgewiesenen Flächen nahe dieser Beschilderung stehen bleiben. Bis zum Frühjahr soll zudem eine Schrankenanlage mit einer videobasierten Kennzeichenerkennung installiert werden. "Das funktioniert an jedem italienischen Campingplatz, wir kennen das auch von den Mautstellen", sagte Panzer.

Nach dem Unfall will der Bürgermeister mit diesem schnell umzusetzenden Maßnahmenpaket mal den umgekehrten Weg gehen als bislang üblich. "Bisher haben wir Studien in Auftrag gegeben und alle gefragt. Das hat aber nicht zum Ziel geführt", so der Rathauschef. Nun wolle man es mit diesen Mitteln versuchen und gegebenenfalls manches noch etwas anpassen. Schnell wurden im Ausschuss Bedenken laut, was mit den Besuchern der Anwohner sei, mit den Caterern und Patienten der ansässigen Physiotherapiepraxis. Polizeiinspektionsleiter Graf ist von den Plänen überzeugt: "Wir haben an der Sporthalle Riesenparkplätze, man muss nicht immer direkt vor die Tür fahren."

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