Verkehr:Fahrradfreundlich? Jetzt aber wirklich

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Eine Fahrradstraße gibt es schon mal in Unterhaching. Aber das reicht nicht, um als fahrradfreundliche Kommune anerkannt zu werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde gibt ein Mobilitätskonzept in Auftrag, um die Kriterien zu erfüllen. Einige Kommunalpolitiker halten das für Geldverschwendung.

Von Patrik Stäbler, Unterhaching

Auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Gemeinde ist Unterhaching - um im Bild zu bleiben - bislang eher gemächlich in die Pedale getreten. Bereits Ende 2019 beantragten Grüne und CSU die Mitgliedschaft im Verein "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern", kurz AGFK. Gut ein Jahr später befürwortete der Gemeinderat dieses Vorhaben, 2022 stattet eine Bewertungskommission dem Ort einen Besuch ab, seit 2023 ist die Gemeinde sozusagen auf Probe Mitglied. Denn binnen vier Jahren nach der ersten Besichtigung muss laut den Statuten des Vereins die sogenannte Hauptbereisung erfolgen, also die Abschlussprüfung. Und um diese zu bestehen, braucht es vorab einen Grundsatzbeschluss, den der Gemeinderat nun gefasst hat - jedoch erst nach kontroverser Debatte.

So bekannte sich das Gremium zum einen zu dem Ziel, den Radverkehrsanteil im Ort in den nächsten fünf bis sieben Jahren um fünf Prozentpunkte zu steigern. Zum anderen bewilligte der Gemeinderat die Erstellung eines Mobilitätskonzepts, das laut Rathaus "passgenaue Maßnahmen" enthalten soll, um die Bedingungen für Radfahrende im Ort zu verbessern. "Dazu gehört es auch, alltägliche Wege zu verkürzen oder überflüssig zu machen. Dies führt in aller Regel zu attraktiveren öffentlichen Räumen sowie einen Steigerung der Lebensqualität."

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Kosten soll dieses Konzept zwischen 30 000 und 50 000 Euro - und genau hier setzte im Gemeinderat die Kritik an. "Wir geben 50 000 Euro für ein Gutachten aus, doch damit ist noch kein einziger Meter Radweg gebaut", monierte Peter Hupfauer (FDP). Er forderte mehr Eigeninitiative: "Wir sind nicht Amsterdam und nicht München. Wir sollten in der Lage sein, unsere Radwege in diesem überschaubaren Bereich selbst zu planen." Auch Alfons Hofstetter (Freie Wähler) erachtete so viel Geld für ein Gutachten "angesichts der Haushaltlage für nicht gerechtfertigt". Und sogar von der CSU, die 2019 zusammen mit den Grünen die AGFK-Mitgliedschaft angestoßen hatte, kamen kritische Worte. So befand ihr Gemeinderat Michael Durach: "Der Radverkehr in Unterhaching wird nicht besser dadurch, dass wir Geld und Zeit in ein Gutachten nach dem anderen investieren."

"Mich schockiert, dass die CSU jetzt ihre eigenen Anträge zurücknehmen will."

Auf diese Kritik entgegnete Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD): "Da komme ich mir vergackeiert vor, weil von Ihrer Fraktion stammte doch der Antrag." In die gleiche Kerbe schlug Claudia Köhler (Grüne): "Mich schockiert, dass die CSU jetzt ihre eigenen Anträge zurücknehmen will." Köhler warb dafür, nach all der Vorarbeit am Ball zu bleiben. "Es wäre Geldverschwendung, die Verwaltung über Monate zu beschäftigen, und dann nicht weiterzumachen." Ihr zufolge ist die Mitgliedschaft in der AGFK "nicht nur ein Titel". Vielmehr bekomme die Gemeinde dadurch "die Hilfestellung, die wir uns gewünscht haben", um die Situation des Radverkehrs in Unterhaching gezielt zu verbessern. Vor allem mit den Stimmen von Grünen und SPD fasste der Gemeinderat letztlich einen Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs. Zudem bewilligte er den Auftrag für das Mobilitätskonzept. Die von der AGFK empfohlenen Maßnahmen sollen jedoch vor der Umsetzung erneut im Gemeinderat beraten werden.

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