Unterhaching:Eine Frage der Technik

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Das Kalina-Kraftwerk galt bei seinem Einbau als Pionierleistung. Heute erhebt sich Kritik.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Von einem Meilenstein war die Rede als vor zehn Jahren das Kalina-Kraftwerk in Unterhaching ans Netz ging. Stattdessen steuert die Technologie nun mit Siebenmeilenstiefel ihrem vorzeitigen Ende entgegen. Zu störanfällig, zu kostenträchtig, lautet die Diagnose. Nun, da das endgültige Aus des Kalina-Kraftwerks vor der Tür steht, werden sich die Mahner im Unterhachinger Gemeinderat, allen voran die CSU-Fraktion, im Nachhinein bestätigt fühlen. Zwar fiel die Entscheidung pro Kalina-Kraftwerk im Gemeinderat einstimmig, doch nachträglich bezeichneten die Kritiker es als Fehler, neben einem Fernwärmenetz auch eine Stromgewinnungsanlage gebaut zu haben. Und dieser Fehler wird gerne hinter vorgehaltener Hand dem damaligen Unterhachinger Bürgermeister Erwin Knapek (SPD) angelastet.

Zu Beginn des Projekts waren zwei Technologien zur Stromerzeugung verfügbar. Die Technologie mit einem Einstoffgemisch ORC (Organic Rankine Cycle), die zum Beispiel in Grünwald zum Einsatz kommt, sowie die Kalina-Technologie, deren besonderer Vorteil in den günstigeren Wärmeübertragungsverhältnissen im Dampferzeuger und Kondensator liegt. Auch das Bundesumweltministerium versprach sich viel von der Kalina-Anlage, die erstmalig von Siemens gebaut wurde, das damit nach Aussagen eines Firmensprechers die Tür zu einem neuen Geschäftsbereich aufstoßen wollte, und machte damals seine Förderung in Höhe von 6,4 Millionen Euro von der Verwendung dieser Technologie abhängig. Dass das Kraftwerk ein ums andere Mal ausfiel, liegt nach Darstellung von Knapek keineswegs an der Technologie als solcher. "Problem ist nicht der Kalina-Prozess, sondern der Einsatz geeigneter Materialien wie für die Dichtungen der Wärmetauscher oder jetzt die Qualität des Edelstahls oder eben Bedienungsfehler", erklärt Knapek. Darauf komme man aber erst mit Hilfe von Betriebserfahrung, die letztlich die Grundlage jedweder Verbesserung und Weiterentwicklung von Technik sei. Die Entscheidung pro Kalina sei damals auch deshalb getroffen worden, weil bei Verwendung der ORC-Technik eine mehr als doppelt so große Grundstücksfläche und noch größerer Aufwand beim Lärmschutz benötigt worden wäre.

© SZ, 3.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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