Landtagswahl 2023:So sehen Sieger aus

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Stefan Schelle und Kerstin Schreyer bei der CSU-Wahlparty im Garten der Unterhachinger Wirtschaft Waldeslust. (Foto: Sebastian Gabriel)

Kerstin Schreyer und Stefan Schelle feiern ihre Erfolge bei der Landtags- und Bezirkstagswahl und schwören die Ortsverbände der Partei auf die Europawahl ein.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Zumeist ist es üblich, dass Politiker direkt nach den ersten Hochrechnungen mit ihren Parteifreunden und Wahlkampfhelfern zusammenkommen und - je nach Abschneiden - ausgelassen feiern oder sich gegenseitig die Tränen trocknen. Die CSU in südlichen Landkreis München hatte allen Grund dazu, nach der Landtags- und Bezirkstagswahl auf ihre Ergebnisse anzustoßen. Die Unterhachingerin Kerstin Schreyer hat das Direktmandat für das Maximilianeum abermals gewonnen und einen beachtlichen Stimmenzuwachs verzeichnet; Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle zieht als Stimmenkönig Oberbayerns in den Bezirkstag ein. Und doch feierte die CSU erst vier Tage nach der Wahl. Das hat verschiedene Gründe.

Für Kerstin Schreyer war dieser Wahlkampf ein größerer Kraftakt als für die meisten anderen. Ihre Brustkrebs-Diagnose, die Operation und der Heilungsprozess hatten die 52-Jährige gezwungen, langsam zu machen, Dinge abzugeben, sich zu schonen. Umso wichtiger war es ihr an diesem Abend in der Unterhachinger Gastwirtschaft Waldeslust, all denen zu danken, die sich für sie reingehängt haben, von Haustür zu Haustür gegangen sind, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und um Stimmen für die CSU zu werben. Die für sie an Infoständen Flyer, Kugelschreiber und Bälle verteilt haben. "Stefan Schelle hatte mich gefragt, wer welchen Infostand macht, und ich habe ihm gesagt: Du machst alle und ich keinen", sagte sie an diesem Abend, als sie auf einen für sie ungewöhnlichen Wahlkampf zurückblickte. "Ich bin jetzt Fachmann für Wochenmärkte", entgegnete ein gut gelaunter Bürgermeister Schelle, "wenn also jemand Tipps im Bezirkstag braucht: Grünwald ist super, Planegg ist super-super!"

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Die auferlegte Schonung war ein Grund, warum Kerstin Schreyer gemeinsam mit Schelle erst am Donnertagabend zur Wahlparty einlud. Dazu kam allerdings auch die Überlegung, dass diejenigen, die den Wahlkampf geschultert hatten, fast alle am Sonntagabend mit der Auszählung beschäftigt waren. Die Dankesworte wären irgendwo verhallt, die Blumen hätten nicht an Mann und Frau gebracht werden können, das Büfett wäre nicht restlos aufgegessen worden. Vielleicht hatte man bei der CSU schon geahnt dass am Sonntag vor Mitternacht keiner Zeit zum Feiern gehabt hätte, manche gar erst um drei Uhr nachts.

Im Garten des Wirtshauses freut man sich, der Partei in Bayern voraus zu sein

Klar wurde an diesem lauen Donnerstagabend im Garten des Wirtshauses an der Münchner Straße in Unterhaching, nicht mal einen Kilometer von der Stadtgrenze entfernt: Man freut sich bei den Christsozialen im Landkreis München, dass man es sowohl im nördlichen Stimmkreis mit Maximilian Böltl aus Kirchheim als auch im Süden mit Kerstin Schreyer den anderen in der Partei gezeigt hat, wie man mehr Stimmen als bei der Wahl vor fünf Jahren bekommt, und das keineswegs im ländlichen Raum, sondern fast schon in der Stadt. Schreyer und Böltl verbuchten jeweils 38,1 Prozent und lagen damit höher als das landesweite CSU-Ergebnis - was für den so eng an München liegenden Landkreis München ungewöhnlich ist.

Deutliche Ergebnisse ist Stefan Schelle von der Kommunalwahl in Oberhaching gewohnt. Dass er allerdings in Oberbayern ein solches Ergebnis (38,6 Prozent) einfährt, freut ihn dann doch mehr, als er erst zugeben will. Per Whatsapp habe ihn ein Bekannter kurz vor der Party in der Waldeslust informiert, dass er die meisten Stimmen geholt habe. "In jedem Landkreis hat mich jemand gewählt", stellte er fest und vermutete, dass das auch mit seinen Ämtern im Bayerischen Gemeindetag und als Sprecher der Bürgermeister in Oberbayern zusammenhängt - nicht nur mit der Dauer-Präsenz auf Wochenmärkten.

Noch ein Wahlsieger: Der bisherige Kirchheimer Bürgermeister und neue Stimmkreisabgeordnete Maximilian Böltl (Mitte) im Gespräch mit Parteifreunden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Schelle schlug trotz Feierlaune in der Waldeslust auch nachdenkliche Töne an. "In dem Ergebnis gibt es einen ernsten Touch. Wir dürfen nicht zufrieden sein." Schelle erinnerte seine Parteifreunde an die bevorstehenden Aufgaben: "In achteinhalb Monaten ist Europawahl." Und er wisse noch nicht, wie das gehen solle, den Menschen zu erklären, dass Manfred Weber nicht Kommissionspräsident sei. Es gehe um die Grundfeste der Demokratie, sagte er. Daher sei es wichtig, nach dem Feiern und einer kurzen Pause, im Januar wieder weiterzumachen.

"Es gibt Veränderung in der Welt und die Ängste sind groß", so Schelle und warnte vor Parteien, die einfache Antworten darauf geben. "Wir müssen das bremsen und dürfen nicht nachlassen, weil die Zeit das erfordert." Die CSU müsse näher am Menschen sein, wollte er den Vertretern der Ortsverbände schon jetzt klar machen, dass nach der Wahl immer auch vor der Wahl ist.

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