Kommunalfinanzen:Unterföhring bleibt obenauf

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Die Unterföhringer Gemeindeverwaltung kann weiter aus dem Vollen schöpfen. (Foto: Robert Haas)

Obwohl die Stadtrand-Gemeinde im Münchner Norden zahlreiche Bauprojekte vorantreibt, muss sie auch in den kommenden Jahren keine Kredite aufnehmen. Bürgermeister Kemmelmeyer mahnt trotzdem dazu, vorsichtig zu wirtschaften.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Während andere Kommunen sparen müssen, kann Unterföhring weiter aus dem Vollen schöpfen. Laut Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) bleibt die 11 000-Einwohner Gemeinde im Münchner Norden bereits im 15. Jahr in Folge schuldenfrei und wird auch in den laufenden Finanzplanungsjahren selbst für die zahlreichen Großprojekte keine Kredite aufnehmen müssen. "Das ist weiterhin außergewöhnlich und nur wirklich wenigen bayerischen Gemeinden vorbehalten", sagte Kemmelmeyer bei der Verabschiedung des 217,8-Millionen-Euro-Haushalts für das laufende Jahr im Gemeinderat.

Traditionell ist die Gewerbesteuer die Haupteinnahmequelle im Verwaltungshaushalt, bei der die Kommune seit Jahren einen mittleren Hebesatz von 330 Prozent ansetzt. Rund 92 Millionen Euro kassierte die Gemeinde allein im vorigen Jahr, geringfügig mehr als die angenommenen 90 Millionen Euro. Dank der großen Konzerne, die sich langfristig zu ihren Standorten in der Mediengemeinde bekennen würden, ist Kemmelmeyer zuversichtlich, dass auch der - vorsichtig kalkulierte - Ansatz von 65 Millionen Euro Gewerbesteuer für das aktuelle Haushaltsjahr übertroffen werden kann.

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Inflation sowie die laufenden Krisen und Konflikte in und um Europa herum sind laut Kemmelmeyer allerdings auch in Unterföhring spürbar - unter anderem daran, dass sich die Kreisumlage "deutlich" erhöht habe. Statt wie noch 44,5 Millionen im Vorjahr muss Unterföhring heuer fast 58 Millionen Euro zahlen. Auch bei Bauprojekten könne man davon ausgehen, dass sie "nicht billiger werden", warnt der Rathauschef. "Das müssen wir in unserem Haushalt auf dem Schirm haben."

Denn Bauvorhaben gibt es in der Gemeinde zuhauf und in unterschiedlichen Entwicklungsstufen, auch wenn die Gemeinde gerade die Planung für den Rathausneubau verworfen und das Projekt auf null gesetzt hat. Große Fortschritte macht laut Kemmelmeyer etwa das neue Feuerwehrgerätehaus, welches Ende des Jahres beziehbar sein soll. Dann könnten auch die neuen Wohnungen auf dem Dach eingeweiht werden; die Richtlinien dafür will der Gemeinderat noch im Frühling beschließen.

Nach aktuellem Stand betragen die Gesamtkosten für das Feuerwehrgebäude insgesamt 34,3 Millionen Euro. Ebenfalls zügig voran schreitet laut Kemmelmeyer die Sanierung der Grundschule an der Bahnhofstraße, die bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein und vom nächsten Schuljahr an in Betrieb genommen werden soll - Kostenpunkt insgesamt rund 24 Millionen Euro. Für den Neubau eines Hortes mit Mittagsbetreuung an der Schulstraße seien die Abrissarbeiten 2023 abgeschlossen worden; nun werde gebaut. Fertig sein soll das 23,6 Millionen Euro teure Projekt bis Mitte oder Ende 2025.

Für die mietpreisgünstigen Wohnungen im Projekt "Junges Wohnen", das zurzeit an der Isaraustraße entsteht, gibt die Gemeinde 3,1 Millionen Euro aus. (Foto: Gemeinde Unterföhring)

Einen weiteren Schwerpunkt hat sich die Gemeinde insbesondere beim Wohnbau gesetzt. An der Isaraustraße 25 entstehen derzeit acht Wohneinheiten für das "Junge Wohnen"; die Ausschreibung soll im Mai, der Einzug im August erfolgen. Insgesamt 3,1 Millionen Euro hat die Gemeinde hierfür angesetzt. Für das mit 14,7 Millionen Euro angedachte Mehrgenerationen-Projekt an der Münchner Straße liegen die Planungsunterlagen laut Kemmelmeyer aktuell beim Landratsamt zur Genehmigung. Er hofft auf einen symbolischen ersten Spatenstich im Mai. Zudem hat die Gemeinde heuer rund 27 Millionen Euro für den Erwerb von Grundstücken in den Haushalt eingestellt.

Die Kinderbetreuung bleibt für Familien auch weiterhin kostenfrei

"Mit den jetzigen Investitionen schaffen wir nicht nur für viele Generationen eine Grundlage, sondern sorgen dafür, dass Unterföhring lebenswert und attraktiv für junge Familien bleibt", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer. Weiterhin kostenfrei bleibt außerdem die Kinderbetreuung für Unterföhringer Familien - die Kommune bezuschusst ihre Einrichtungen mit fast 15 Millionen Euro, von denen der Freistaat etwa 3,7 übernimmt.

Trotz des bequem aussehenden Rücklagenstands von 219,9 Millionen Euro sei es aber weiterhin ratsam, bewusst und vorsichtig zu wirtschaften, bilanziert Kemmelmeyer. Denn heuer würden voraussichtlich 109,3 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen. In den kommenden zwei Jahren rechnet der Rathauschef mit weiteren Entnahmen in Höhe von insgesamt 57,9 Millionen Euro; 2027 könne man der Rücklage wieder rund 105 Millionen Euro zuführen. Rein rechnerisch blieben dann Ende des Planungszeitraums im Jahr 2027 noch knapp 58 Millionen Euro an Umlagen übrig.

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