Unterföhring:Bürgermeister zieht es in die Ferne

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Andreas Kemmelmeyer zieht von Unterföhring in den Landkreis Starnberg. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Ankündigung von Rathauschef Andreas Kemmelmeyer, seinen Wohnort in den Landkreis Starnberg zu verlegen, stößt in der Mediengemeinde auf breite Kritik.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Gerade erst hat Andreas Kemmelmeyer die Bürgerversammlung seiner Gemeinde reibungslos über die Bühne gebracht, doch aufatmen kann der Unterföhringer Rathauschef (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) derzeit nicht. Seit kurzem ist bekannt, dass er mit seiner Familie noch in diesem Jahr in den Landkreis Starnberg umziehen wird. Sein Amt als Bürgermeister will Kemmelmeyer trotzdem weiter ausüben. Vor allem in den anderen Fraktionen sorgt diese Entscheidung für hochgezogene Augenbrauen. "Metaphorisch ausgedrückt: Er als Kapitän verlässt unter der Fahrt sein Schiff", sagt etwa Philipp Schwarz, Fraktionssprecher der SPD im Gemeinderat. "Darüber bin ich schon sehr verwundert."

Kemmelmeyer selbst sieht kein Problem darin, dass sein künftiger Wohnsitz rund 40 Kilometer von der Gemeinde entfernt liegt, mit deren Verwaltung er betraut ist, schließlich werde Unterföhring auch weiterhin sein Hauptlebensmittelpunkt bleiben. "Ich bin von 7 Uhr morgens bis spätabends, wenn die Sitzungen und Veranstaltungen aus sind, hier vor Ort", sagt er. Wie und wo er wohne, ob er "fünf Minuten nach Hause fahre oder eine Stunde", sei dagegen reine Privatsache. Von seiner Partei bekommt er Rückendeckung - die gesamte PWU stehe "zu hundert Prozent" hinter Kemmelmeyer, erklärt die Fraktionsvorsitzende Simone Spratter. Sie habe keine Zweifel, dass er sein Amt weiter zuverlässig ausüben werde.

Auch das Recht hat Kemmelmeyer auf seiner Seite - im Gegensatz zu den ehrenamtlichen Gemeinderäten gibt es für den Bürgermeister einer Kommune keine Residenzpflicht. Grünen-Fraktionssprecherin Gisela Fischer sieht den Wegzug des Rathauschefs deshalb eher als "moralisch fragwürdig" an. Ein Bürgermeister müsse vor Ort sicht- und ansprechbar sein, doch wenn er in einem weit entfernten Landkreis lebe, würde er jegliche Bindung zu den Menschen in der Kommune verlieren. "Eigentlich müsste er sagen: Ich wohne jetzt woanders und bin dann auch politisch woanders verankert", sagt Fischer. Die Enttäuschung sei bei den Grünen auch deshalb groß, weil man Kemmelmeyer 2014 in seinem ersten Wahlkampf mit unterstützt habe, ergänzt Dritter Bürgermeister Johannes Mecke. Der "Lack des ortsverbundenen Bürgermeisters" hat aus seiner Sicht Risse bekommen.

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Der Landkreis Starnberg hat einen neuen Rathauschef - allerdings nur als Bewohner. Denn der Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer zieht nach Starnberg - und bekommt dafür gehörig Gegenwind aus seiner alten Heimat.

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Gemeinderat Lorenz Ilmberger (CSU) stößt ins gleiche Horn: Das Bürgermeisteramt müsse mit "Herz und Seele" ausgeübt werden - folglich gehöre ein Rathauschef in die Gemeinde. SPD-Mann Schwarz stört sich zudem daran, dass Kemmelmeyer seinen Umzug lange nicht offen thematisiert habe, obwohl diese Entscheidung durchaus die kommunale Verwaltung betreffe. "Wir als Gemeinderäte sind ja auch Teil des Ortes", so Schwarz. "Der Bürgermeister nimmt ganz bewusst in Kauf, dass er die Bindung zu uns und zu Unterföhring verliert."

Andreas Kemmelmeyer sagt, er respektiere die Meinungen seiner Gemeinderatskollegen, bleibe aber weiterhin davon überzeugt, dass sein Wohnort nicht in die Politik gehöre. Sein Umzug in den Landkreis Starnberg sei nicht von langer Hand geplant gewesen oder gar als Untreue gegenüber der Gemeinde zu verstehen. Stattdessen habe sich angedeutet, dass der Vermieter seines Wohnhauses demnächst Eigenbedarf anmelden könnte. Um einer Kündigung zuvorzukommen, habe er nach Alternativen gesucht und letztlich eine passende Immobilie im Landkreis Starnberg gefunden.

Ob Kemmelmeyer 2026 für eine weitere Amtszeit kandidiert, bleibt abzuwarten. Geht es nach dem Willen der anderen Parteien, steht dann ein Wechsel an der Spitze an.

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