Umweltschutz:Unterhaching feiert plastikfrei

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Leonie Pilar (rechts) und Ilka Schmidtmann arbeiten im neuen Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz. (Foto: Claus Schunk)

Das Unterhachinger Bürgerfest soll in diesem Jahr ohne Kunststoffgeschirr und nicht recycelbare Verpackungen über die Bühne gehen. Im Rathaus kümmert sich eine große Abteilung um Müllvermeidung.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Joghurtbecher, Shampooflaschen, Käseschachteln, Obsttüten - in den Unterhachinger Wertstoffhäuschen sind die Behälter für Verpackungen meist randvoll, und die Tendenz steigt. Das Plastikmüll-Aufkommen in der Gemeinde nimmt wie anderswo auch seit Jahren immer mehr zu. 2010 waren es 497 Tonnen, sieben Jahre später schon 581.

Geht man davon aus, dass eine Tonne Plastik etwa 33 Kubikmeter Volumen hat, dann könnte man mit der Jahressammlung 19 140 Kubikmeter Müll stapeln, man würde also in etwa zwei Jahren noch einmal einen Berg wie den Perlacher Mugl anhäufen, und der ist immerhin 26 Meter hoch. Die Gemeinde quillt über.

Nun ist es nicht so, dass in anderen Kommunen des Landkreises weniger gelbe Säcke gefüllt würden. 8239 Tonnen "Leichtverpackungen" werden im Bericht der Abfallwirtschaft des Landratsamts für das Jahr 2017 aufgelistet, an der Spitze liegt das einwohnerstärkste Unterschleißheim mit 681 Tonnen, im kleinen Straßlach-Dingharting kamen 76 Tonnen zusammen. Und dabei ist all der Plastikmüll nicht mit eingerechnet, der nicht ins Wertstoffrecycling gelangt, sondern irgendwo anders im Müll landet. Dass das so nicht weitergehen kann, darüber ist man sich auch im Unterhachinger Rathaus einig und hat das Thema Plastikmüllvermeidung zum Jahresmotto gemacht. Als größte Herausforderung hat die Verwaltung sich vorgenommen, eine plastikfreie Woche während des Bürgerfestes im Juli auszurufen.

Freiwilligkeit vor Zwang

Die Gemeinde wolle mit gutem Beispiel vorangehen, sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Und gerade bei den Ständen und Schaustellern des Fests sehe man Optimierungsbedarf. "Grundsätzlich gilt Freiwilligkeit vor Zwang", sagt Hötzl, doch man müsse sich das genau ansehen.

Das Projekt obliegt dem neuen Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz, der im vergangenen Jahr seine Arbeit aufgenommen hat. "Es war erklärter Wille von Bürgermeister Wolfgang Panzer, bei der strategischen Neuausrichtung der Verwaltung diesen Bereich zu stärken", versichert Hötzl. So sind - statt zuvor einer Mitarbeiterin - inzwischen fünf Kräfte unter der Leitung von Leonie Pilar für den Umwelt- und Klimaschutz am Ort tätig. Aus dem Landratsamt ist Ilka Schmidtmann dazugestoßen, die in der Kreisbehörde bereits als Klimamanagerin tätig war. "Wir sind nun fachlich besser und breiter aufgestellt", sagt Hötzl und verweist auf studierte Umweltwissenschaftler sowie Natur- und Landschaftsplaner im Rathaus.

Zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung haben Pilar und Schmidtmann bereits ein Maßnahmenpaket geschnürt, von wiederverwendbaren Netzen für Wochenmarktbesucher, Appellen an Gemüseläden, keine Plastiktüten mehr zu verwenden, Workshops für den hundert Prozent plastikfreien Haushalt und Aktionen in den Schulen. "Eine plastikfreie Zone in Unterhaching, vielleicht im Ortszentrum, wäre unser Traum", sagt Leonie Pilar.

Auch aus dem Gemeinderat kamen zuletzt Anregungen, bei der Müllvermeidung voranzukommen. So beantragte die Fraktionssprecherin der Grünen, Landtagsabgeordnete Claudia Köhler, vor dem anstehenden Europawahlkampf sogenannte Hohlkammerplakate aus Kunststoff in Unterhaching zu verbieten. Vor der Landtagswahl seien allein in der Gemeinde 100 solche nicht recycelbare Plakate aufgehängt worden. "Wetterfeste und über die Papiertonne zu entsorgende Plakate gibt es inzwischen auch aus Pappe", sagte Köhler im Gemeinderat. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob ein solches Verbot möglich wäre.

Kompostierbare Tüten

Auch die SPD macht sich gegen Kunststoff stark. Fraktionsvorsitzender Karin Radl geht es in ihrem Antrag um Bioabfalltüten, die zwar aus abbaubaren Kunststoffen gefertigt sind, allerdings im Gemeindegebiet Unterhaching nicht verwendet werden sollten. Denn der Bioabfall landet in einer Vergärungsanlage, und dort bereiten solche kompostierbaren Tüten Probleme. Wegen der schnellen Durchlaufzeit sei ein Abbau der Tüten nicht möglich, sagte Radl. Zwar werde im aktuellen Entsorgungskalender der Kommune explizit darauf hingewiesen, dass diese Tüten nicht in die Biotonne gehörten. Radl findet aber, dass dies nicht reicht.

So lange die Tüten in Unterhaching zum Verkauf angeboten würden, nutzten sie die Kunden. Drogerie- und Supermärkte sollten sie daher aus dem Sortiment nehmen, wünscht sie sich und bittet die Verwaltung, explizit auf das Thema hinzuweisen.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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