Ortsgeschichtliche Sammlung:Abschied von der Rumpelkammer

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Im Taufkirchner Heimatmuseum sind unter anderem zahllose alte landwirtschaftliche Geräte ausgestellt. (Foto: Claus Schunk/)

Das Heimatmuseum im Taufkirchner Wolfschneiderhof soll zeitgemäß gestaltet werden. Das bedeutet, dass ein Großteil der Exponate in ein Depot wandert.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Nächstes Jahr feiert der Wolfschneiderhof seinen 40. Geburtstag, und wie das auch bei vielen Menschen dieses Alters ist, so hat sich in dem Heimatmuseum der Gemeinde Taufkirchen einiges angesammelt. Oder in den Worten von Heimatpfleger Michael Müller ausgedrückt: "Die Überfülle erschlägt einen." Tatsächlich sind die Räume in dem 300 Jahre alten Bauernanwesen bis unters Dach voll gestellt mit allerlei landwirtschaftlichen Geräten, historischen Küchenutensilien, alten Kleidern, Grabkreuzen, Nähmaschinen, Tausenden Totenbildern und sogar ausgestopften Hühnern. Kurzum: In dem Museum regiert an vielen Stellen das Chaos, was nicht eben anziehend auf Besucherinnen und Besucher wirkt. Doch das soll sich ändern.

"Wir wollen das Museum attraktiver, zeitgemäßer und ansprechender gestalten", eröffnete Michael Müller seine Präsentation, als er dem Gemeinderat ein Konzept für eine Weiterentwicklung der Einrichtung im Wolfschneiderhof vorstellte. Ein zentraler Baustein sei dabei eine "deutliche Reduzierung der Objekte", betonte der Heimatpfleger, der auch dem Vorstand des Fördervereins "Freunde des Wolfschneiderhofes" angehört. Voraussetzung hierfür seien freilich Räumlichkeiten zur Lagerung des reichhaltigen Fundus, der zum Großteil noch aus der Sammlung des früheren Heimatpflegers Ernst Kistler besteht.

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Dieser hatte Zeit seines Lebens mehr als 2500 Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften aus landwirtschaftlichen Anwesen gesammelt - vom Pflug bis zur Kaffeemühle. Kistler war es auch, der die Gemeinde 1983 überzeugen konnte, das Anwesen an der Münchner Straße nach dem Tod der letzten Bewohnerin zu kaufen. In der Folge wurde der Wolfschneiderhof für 2,3 Millionen Mark restauriert und dort ein Heimatmuseum eingerichtet, das 1985 eröffnet wurde.

Dieses ist aktuell stets am zweiten Sonntag eines Monats geöffnet und zieht laut Müller durchschnittlich circa 40 Besucherinnen und Besucher an. Durch die Weiterentwicklung solle die Einrichtung attraktiver werden - nicht zuletzt für Schulklassen, um ihnen die Ortsgeschichte Taufkirchens näherzubringen. Beim Umbau des Museums wolle man schrittweise vorgehen, betonte Müller, beginnend mit den Vitrinenräumen. "Hier soll die Geschichte Taufkirchens anschaulich gestaltet werden." Mittelfristig seien auch der Einsatz von digitalen Medien sowie interaktive Angebote angedacht. "Denn gerade Kinder verstehen Dinge am besten, wenn sie sie anfassen können, um sie zu begreifen", so der Heimatpfleger.

Für einen späteren Zeitpunkt sind Sonderausstellungen geplant

In einem ersten Schritt müsse man sich aber erst mal einen Überblick über die Exponate verschaffen und bewerten, was davon erhaltenswert ist - und was nicht. In der Folge könnte es dann an die Auslagerung zahlreicher Gegenstände gehen, so Müller. Langfristig brauche es hierzu ein Depot; vorerst aber könne man auch mit "temporären Zwischenlösungen" arbeiten. Die ausgelagerten Gegenstände sollen laut dem Heimatpfleger nicht dauerhaft verschwinden, sondern in Sonderausstellungen zu verschiedenen Themengebieten präsentiert werden - auch an anderen Standorten wie der Volkshochschule. "Es geht uns geht darum, das durch die Sammlung von Ernst Kistler Entstandene zu bewahren und vorsichtig weiterzuentwickeln", fasste Michael Müller zusammen.

Vom Gemeinderat, der das Konzept einstimmig befürwortete, kamen ausschließlich positive Rückmeldungen. Sie sei dankbar, sagte Gabriele Zaglauer-Swoboda (Grüne) in Richtung Müller, "dass die Museumsarbeit mit Ihnen in der Gegenwart angekommen ist und Sie Ihren Blick auf das gesamte Taufkirchen geweitet haben". Derweil unterstrich Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) die Rolle des Fördervereinsvorsitzenden Helmut Rösch und seiner Ehefrau Edith Rösch: "Sie leben dieses Haus. Ohne sie wäre unser Heimatmuseum nicht in dem Zustand, wie es jetzt ist." Zudem erkannte Sander die Notwendigkeit einer Lagerstätte an, die "temperiert, isoliert und möglichst in der Nähe des Wolfschneiderhofs sein sollte", so der Rathauschef. "Da müssen wir jetzt alle überlegen, wo so eine Möglichkeit bestehen könnte."

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