Taufkirchen:Nachsitzen zum Schulgrundstück

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Die alte Grundschule am Wald wird noch für eine Zwischennutzung gebraucht, dann soll sie Neubauten weichen. (Foto: Angelika Bardehle)

Vor drei Jahren wurde bereits Vollzug gemeldet, doch das Areal der alten Grundschule in Taufkirchen am Wald ist immer noch nicht verkauft. Unterdessen formiert sich bereits Widerstand gegen die Pläne des künftigen Besitzers.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Im März 2021 vermeldete das Taufkirchner Rathaus per Pressemitteilung stolz: Das gemeindliche Grundstück im Ortsteil am Wald, wo derzeit noch die alte Grundschule steht, wird verkauft. Man rechne mit einem Erlös von "mehr als 30 Millionen Euro", sagte Bürgermeister Ullrich Sander. Er sprach damals von "finalen Vertragsverhandlungen", die jetzt noch anstünden.

Drei Jahre später ist der Verkauf immer noch nicht über die Bühne gegangen. Nach intensiver Debatte hinter verschlossenen Türen konnte sich der Gemeinderat nicht zu einer Entscheidung durchringen. Strittig sind nach Angaben von Sitzungsteilnehmern vor allem die Konditionen des Verkaufs. Dabei sind die Einnahmen in der Finanzplanung der Gemeinde fest eingeplant - vor allem für den anstehenden Neubau der Mittelschule.

Sie soll laut dem von der CSU nominierten parteifreien Bürgermeister im Sommer in das alte Gebäude der Grundschule umziehen, die vor einem Jahr ihren Neubau in der Pappelstraße bezogen hat. Aktuell werde das Schulhaus noch für die Zwischennutzung hergerichtet, sagt Sander. Sobald die Mittelschule einmal leer geräumt ist, könnte es - vorbehaltlich die Finanzierung steht - mit dem Abriss des bisherigen Gebäudes losgehen.

An dessen Stelle soll nach den Plänen des Gemeinderats nicht nur ein neues Schulhaus für 430 Kinder und Jugendliche aus Beton und Holz entstehen - inklusive einer in den Boden eingegrabenen Zweifachturnhalle. Sondern im Südosten des Geländes plant die Kommune auch den Neubau eines Kinderhauses, das die Einrichtungen in der Pappelstraße 2 und 4 ersetzen soll. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei acht Millionen Euro, wobei mehr als ein Drittel der Summe durch Fördermittel abgedeckt werden dürfte. Gleiches gilt für die neue Mittelschule, für die das Rathaus freilich noch tiefer in die Tasche greifen muss: Von geschätzten 45 Millionen Euro war zuletzt die Rede, womit das Vorhaben die 35 Millionen Euro teure Grundschule am Wald als teuerstes Einzelprojekt in der Geschichte Taufkirchens ablösen würde.

Um diese großen Investitionen zu schultern, ist die Gemeinde auf das Geld aus dem Verkauf des Schulgrundstücks angewiesen. Auf jenem circa 14 000 Quadratmeter großen Areal dürften anschließend mehrere neue Gebäude entstehen - vornehmlich mit Wohnraum, aber auch mit Büroflächen. Konkrete Pläne sind bisher nicht öffentlich gemacht worden, und doch regt sich in der Nachbarschaft bereits Kritik an dem Vorhaben.

"Wir haben den Eindruck, dass da ein bisschen was aus dem Ruder läuft"

So erschienen in der jüngsten Gemeinderatssitzung gut ein Dutzend Anwohnerinnen und Anwohner, um ihre Sorgen und Einwände kundzutun. "Wir haben den Eindruck, dass da ein bisschen was aus dem Ruder läuft", kritisierte eine Sprecherin der Gruppe. Ihr zufolge gibt es Pläne für drei zwölfstöckige Hochhäuser auf dem Areal, die erkennen ließen, "dass die Optimierung des Gewinns im Vordergrund steht und Aspekte für eine wohn- und lebenswerte Gemeinschaft außer Acht gelassen werden".

Die Nachbarn fordern nun eine "unabhängige städtebauliche Prüfung der angedachten Planungen", wobei Aspekte wie Nachhaltigkeit, die Verkehrsbelastung für das Gebiet sowie der Freiflächenbedarf berücksichtigt werden sollen. Ideen für eine künftige Bebauung "lassen sich am besten gemeinsam im Dialog entwickeln", werben die Bewohnerinnen und Bewohner in einem Schreiben ans Rathaus sowie alle Fraktionen. "Daher möchten wir in den Planungsdialog einbezogen werden."

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