Taufkirchen:"Wir wollen ein Haus für alle sein"

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Julia Jattke ist seit 1. Januar offiziell Leiterin des Kultur- und Kongresszentrums in Taufkirchen. Das aktuelle Programm hat sie noch als Stellvertreterin gestaltet. (Foto: Claus Schunk)

Als neue Chefin im Kultur- und Kongresszentrum Taufkirchen setzt Julia Jattke wie ihr Vorgänger Michael Blume auf ein möglichst vielschichtiges Programm. Dazu sollen künftig auch speziell auf Jugendliche zugeschnittene Veranstaltungen gehören.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Wer zur neuen Chefin des Hauses will, der muss an Fredl Fesl vorbei. Und an Lisa Fitz, Nicki, Bruno Jonas, dem Münchner Kammerorchester und einigen mehr, deren Plakate in einem langen Flur im ersten Stock des Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrums hängen. Julia Jattke hat ihr Büro ganz am Ende. Zwar ist es nicht die 34-Jährige gewesen, die all die Stars hierher gelotst hat - die Auftritte, von denen die Plakate zeugen, liegen meist schon etliche Jahre zurück. Jedoch kann sich auch das Programm in dieser Spielzeit sehen lassen: von Django Asül bis zum Chiemgauer Volkstheater, von der Udo-Jürgens-Show bis zum Bibi-Blocksberg-Musical.

Und für dieses Potpourri aus Theater, Kabarett, Konzerten und Kindershows ist Julia Jattke federführend verantwortlich gewesen. Denn auch wenn die bisherige Stellvertreterin offiziell erst am 1. Januar zur neuen Leiterin des Kulturzentrums aufgestiegen ist, so hat sie die Chefrolle de facto schon seit mehr als einem Jahr inne. Schließlich hat sich Michael Blume, der langjährige Leiter des Hauses, im Herbst 2022 aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, ehe er nun auch formal in den Ruhestand geht. "Für mich ändert sich also nicht viel", sagt Jattke in ihrem Büro, in dem, anders als im Flur, kein einziges Bild an der Wand hängt. Stattdessen gibt es gleich zwei Monitore sowie mehrere Papierstapel auf ihrem Schreibtisch. Zumindest hier drin liegt der Fokus der Kulturarbeit also auf dem zweiten Teil des Wortes.

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Aktuell sei sie mitten in der Planung für die Saison 2024/25, sagt Julia Jattke. Und auch wenn sie die eine oder andere Neuerung und "eigene Ansätze" einbringen will, so soll das Programm doch weitgehend nahtlos an die bisherigen anknüpfen. Bedeutet: "Wir setzen weiterhin auf ein möglichst vielschichtiges Angebot", sagt Jattke. "Wir wollen ein Haus für alle sein. Jeder soll hier etwas finden - egal ob groß oder klein, ob alt oder jung." Mit diesem Konzept hat Michael Blume das 1988 erbaute Kultur- und Kongresszentrum nach seinem Amtsantritt 2013 "einmal auf links gedreht", wie es seine Nachfolgerin formuliert. "Und damit war er sehr erfolgreich. Man kann sagen: Er hat dieses Haus wachgeküsst." So entwickelte sich der zuvor darbende Ritter-Hilprand-Hof, in dessen Saal mehr als 600 Menschen Platz finden, unter Blumes Leitung zu einem Kultur-Hotspot im Münchner Umland. Binnen fünf Jahren verdoppelten sich die Abonnentenzahlen. Und bis heute, sagt Julia Jattke, "haben wir eine große Zahl von Stammgästen".

Hat das Kulturzentrum in Taufkirchen "einmal auf links gedreht": Vorgänger Michael Blume. (Foto: Claus Schunk)

Entsprechend sei ihr vorderstes Ziel als neue Leiterin, die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre in einem "gut aufgestellten Haus" fortzuführen und vorsichtig weiterzuentwickeln. Etwa mit neuen Angeboten für Jugendliche, die dem Kinderprogramm zwar entwachsen sind, die sonstigen Veranstaltungen jedoch wenig anziehend finden. "Wir wollen versuchen, diese Altersgruppe verstärkt ins Haus zu holen", sagt Julia Jattke. "Es gibt da viele Gedankenspiele, zum Beispiel Outdoor-Veranstaltungen, die in Richtung eines Sommerfestivals gehen, oder Stehkonzerte, wie wir sie aktuell noch gar nicht bei uns im Haus haben."

Dass Jattke ein Händchen für neue Formate besitzt, hat sie mit der Umgestaltung des Christkindlmarkts bewiesen - ihr erstes großes Projekt, nachdem sie 2019 vom Kulturamt der Stadt Pfaffenhofen nach Taufkirchen gewechselt war. So verpasste Jattke dem Weihnachtstreiben im Ort einen frischen Anstrich: neue Beleuchtung, neues Marketing und vor allem ein neues Motto - nämlich "Flockenzauber". Just dieser Begriff brachte damals einige Alteingesessene in Taufkirchen in Rage, da sie fürchteten, dass das Wort Christkindlmarkt und die damit einhergehenden Traditionen verschwinden würden. "Dabei war das nie unser Plan", betont Jattke. "Wir haben nur das Drumherum geändert und wollten dem Christkindlmarkt einen neuen Anstrich geben." Und dieser sei - trotz manch Skepsis im Vorfeld - gut angekommen, sagt Jattke. "Wir haben viel Lob für den Flockenzauber bekommen - sowohl von den Gästen als auch von den Standbetreibern."

Die Gedankenspiele gehen in Richtung Open Air und Stehkonzerte

Betont zufrieden gibt sich die Leiterin auch mit dem abgelaufenen Jahr im Kultur- und Kongresszentrum: "Die Resonanz in dieser Spielsaison war bislang sehr gut". Die Nachwehen der Pandemie seien in Taufkirchen nicht mehr zu spüren. Man habe lediglich festgestellt, dass sich die Menschen zunehmend spontan entscheiden, ob sie eine Veranstaltung besuchen oder daheimbleiben. Auch die Chefin selbst ist mitunter privat im eigenen Haus - zuletzt etwa bei "Seven Drunken Nights", eine Hommage an die irische Band "The Dubliners". Und an solchen Abenden könne sie dann durchaus den beruflichen Blick ablegen, sagt Jattke, "und einfach nur die Kultur genießen".

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