Stadt schafft neue Abstellmöglichkeiten:Mehr Parkplätze für Radler

Lesezeit: 2 min

Die Stadt schafft mehr als 1000 neue Fahrradstellplätze. Parkbuchten für Autos müssen dafür weichen. Das Projekt soll 370.000 Euro kosten.

Marco Völklein

Am Sonntag werden sie wieder zu Tausenden unterwegs sein: Beim "Radltag" kurven die Münchner auf abgesperrten Straßen durch die Innenstadt. Start ist um 11 Uhr auf der Theresienwiese. Die Aktion ist Teil eines Pakets, mit dem die Stadt den Radverkehr fördern will. Dazu zählt auch, mehr Parkplätze für Fahrräder zu schaffen. Der Bauausschuss machte dazu am Dienstag den ersten Schritt.

Bald soll die Parkplatzsuche ein Ende haben - zumindest für Radler. (Foto: Robert Haas)

Für 370.000 Euro sollen bis Ende des Jahres 1154 neue Radlständer an 20 verschiedenen Stellen in der Stadt entstehen - etwa in der Sendlinger Straße, am Rotkreuzplatz und in der Lindwurmstraße. Bis zum Jahr 2014 werden weitere rund 1000 Fahrradständer an stadtweit 41 zusätzlichen Standorten entstehen.

An den neuen Abstellmöglichkeiten können Radler ihr Fahrrad in der Regel so festmachen, dass es mit dem Rahmen und mindestens einem Vorderrad angekettet ist. Zudem bieten die Ständer die Möglichkeit, die Räder zumindest anzulehnen oder mit dem Vorderrad so einzustellen, dass sie nicht umkippen können.

"Die Zeit der Felgenkiller ist damit vorbei", sagt Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher. Als "Felgenkiller" bezeichnen Radler sogenannte Vorderradklemmen - Metallbügel, in die der Radler nur das Vorderrad schieben kann. Was nicht selten dazu führte, dass er später mit einem Achter im Rad nach Hause fuhr.

An vielen Standorten ersetzt das Baureferat auch diese alten Ständer durch die neuen Modelle - was aber manchmal auch dazu führt, dass auf gleicher Fläche weniger Stellplätze zur Verfügung stehen. Die modernen Ständer benötigen nämlich mehr Platz als die alten Vorderradklemmen.

Fahrradtouren in und um München
:Für stramme Wadln

Radeln zwischen Isar, Inn und Würm macht richtig Spaß. Entlang der Flüsse in und um München finden sich ideale Fahrradtouren. Ein Überblick über die schönsten Strecken.

Susanne Popp

Unterm Strich aber wird es künftig mehr Parkflächen für Fahrräder geben - zum Teil auch deshalb, weil die Stadt Parkplätze für Autos in Fahrradabstellflächen umwandelt. Vor den Supermärkten in der Weißenburger Straße zum Beispiel geht es oft sehr eng zu, haben die Planer des Baureferats festgestellt: "Aufgrund der schmalen Gehbahnen ist die Bereitstellung von Fahrradstellplätzen nur über die Umwandlung von Kfz-Stellplätzen möglich", argumentieren sie. Drei Autoparkplätze sollen somit Platz machen für 27 Radstandplätze.

An der Knorrstraße fallen vier Autoparkplätze weg - das schafft Platz für 40 Fahrräder. Und in der Lindwurmstraße entstehen 23 Fahrradstellplätze dort, wo bislang drei Autos parken konnten. Stadtweit fallen nach Angaben des Baureferats 24 Kfz-Stellplätze weg.

Genau das sorgte am Dienstag für heftigen Streit im Rathaus. Die CSU warf Rot-Grün vor, "für die Radfahrer alles, für die Autofahrer aber nichts zu tun". SPD-Fraktionschef Alexander Reissl konterte mit den Investitionen in die Tunnel am Mittleren Ring und die Anwohnergarage unter der Donnersberger Straße.

FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann kritisierte, wenn man Viertel wie die Altstadt beleben möchte, "muss man auch Anwohnern die Möglichkeit zum Parken geben". Grünen-Stadrätin Sabine Nallinger entgegnete, Fahrradparkplätze seien "sehr energie- und flächeneffizient". Schließlich kämen im Schnitt auf einem Autoparkplatz bis zu zehn Räder unter.

Aber nicht nur in Einkaufsstraßen, an Bahnhöfen oder an der Uni benötigen Radfahrer Abstellflächen. Auch in Wohngebieten sind sie oft rar. Hier will die Stadt ebenfalls Abhilfe schaffen - ein Pilotprojekt soll Wege aufzeigen. Herausgesucht haben sich die Radverkehrsfachleute dafür ein Viertel westlich des Josephsplatzes, zwischen Hiltensperger- und Schleißheimer Straße. "Dort gibt es eine enge Bebauung mit 50er-Jahre-Häusern und kaum Vorgärten", erläutert Elisabeth Zorn vom Planungsreferat.

Die Experten werden nun schauen, ob die Stadt zum Beispiel auf Gehwegen kleine Häuschen oder einzelne Boxen errichtet, die die Bürger für ihre Räder anmieten können - in Hamburg gibt es solche Modelle bereits. Eine andere Idee wurde in Holland erfolgreich umgesetzt: Dort haben Kommunen leerstehende Ladengeschäfte zu Radabstellräumen umgewandelt. Auch das wollen die Planer nun prüfen.

© SZ vom 07.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: