Seniorenwohnen in Haar:Altersruhesitz im Jugendstilpark

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Sepp Maier im roten Shirt beim Nagelspiel am Richtfest: mit dabei Bürgermeisterin Müller und Landrat-Stellvertreter Weidenbusch (Mitte rechts). (Foto: Claus Schunk)

Der Neubau des Maria-Stadler-Hauses in Haar schreitet voran. Im Frühjahr sollen die Bewohner des bestehenden Pflegeheims umziehen - neben die betreuten Seniorenwohnungen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Sepp Maier sitzt stoisch auf der schmalen Bierbank. Vorne am Rednerpult haben sie ihn platziert. Es ist ein Ehrenplatz, von dem aus der frühere Fußball-Nationaltorhüter in der ersten Reihe das Richtfest für das neue Pflegeheim in Haar verfolgt. Die Gründe für Maiers Anwesenheit erschließen sich dann nach dem Ende der offiziellen Reden. Er verteilt als Markenbotschafter des Bauträgers Autogrammkarten und sagt spaßeshalber Sätze wie: "Der Anfang war Haar, das Ende ist Haar." Tatsächlich ist er nur 300 Meter vom Pflegeheim entfernt aufgewachsen. Dort seinen Lebensabend zu verbringen, das ist im Moment für den 74-Jährigen freilich nur eine amüsante Idee.

Viele ältere Haarer verbinden mit dem Baufortschritt im Jugendstilpark allerdings die Hoffnung, sobald sie hilfsbedürftig werden, in ihrer Gemeinde gut versorgt unterkommen zu können. Der Garant dafür war bisher das von der Gemeinde betriebene Maria-Stadler-Seniorenheim im Ortszentrum. Doch das ist in die Jahre gekommen, längst zu klein und außerdem erfüllt es nicht mehr alle gesetzlichen Erfordernisse. Zum Jahreswechsel will die Maria-Stadler-Haus GmbH den Betrieb im neuen Haus "Wohnen für Hilfe" im Jugendstilpark aufnehmen, in dem Seniorenwohnungen für Rüstige angeboten werden. Im Frühjahr geht es dann im Pflegeheim direkt daneben los. Dann werden die etwa 100 Bewohner des alten Stadler-Hauses in das neue 142-Betten-Heim umziehen. "Die Erfolgsgeschichte des Maria-Stadler-Hauses geht weiter", sagte der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) beim Richtfest. Und Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte: Man wolle ein umfassendes Hilfsangebot für Senioren an einem Ort im Jugendstilpark bündeln.

Das neue Heim soll zum einen neue Standards setzen. Zum anderen ist Kontinuität das Ziel. Die 51-jährige Maria Lehr soll in den nächsten Monaten managen, dass der Umzug für die Bewohner des Maria-Stadler-Hauses möglichst reibungslos läuft. Die BWL-Fachfrau mit Bachelor-Abschluss, die in Bad Griesbach mal ein Seniorenheim in Stellvertretung leitete, führt das Maria-Stadler-Heim erst seit Mai. Sie ist Klaus Stierstorfer gefolgt, der aus privaten Gründen, wie es heißt, den Posten in Haar verlassen hat.

Informationsabende für Bewohner und Angehörige

Lehr sagt, es herrsche schon eine gewisse "Aufregung". Man werde mit Informationsabenden für Bewohner und Angehörige im Oktober versuchen, viele Fragen früh zu beantworten. Bürgermeisterin Müller sicherte zu, es würden für vom Umzug betroffene Bewohner Härten abgemildert. Denn: Die Tagessätze im modernen Heim werden wegen der gestiegenen Betriebskosten höher liegen. Es werde Übergangslösungen geben, sagte Müller auf Anfrage und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die ehrenamtlichen Helfer auch dem neuen Haus treu bleiben. Bestehende Strukturen sollen erhalten bleiben.

In dem neuen, viergeschossigen Pflegeheim, dessen Hauptzugang an der Vockestraße liegt, wird es 126 Einzelzimmer geben und acht Doppelzimmer. Je Geschoss sind zwei Wohngruppen vorgesehen, mit jeweils 18 Zimmern und Gemeinschaftsbereichen. Eine gerontopsychiatrische Abteilung soll nach einem offenen Betriebskonzept geführt werden. Die Zahl der Plätze für Kurzzeit- und Tagespflege wird laut Geschäftsführer Michael Settgast ausgebaut. In einer Großküche soll täglich frisch gekocht werden. Ein Café, ein Mehrzweckraum, ein Gymnastikraum, Loggien und großzügige Freibereiche soll es geben, an dem Pflegeheim, das im Grundriss in Form eines U an einen Garten anschließt. Ein Geschäftszentrum soll in der Nachbarschaft entstehen. Das ebenfalls von der Maria-Stadler-Haus GmbH betriebene Haus für Betreutes Wohnen ist nur durch einen öffentlichen Rosenlaubenweg vom Pflegeheim getrennt.

An die 30 Millionen Euro hat die Deggendorfer Erlbau in das Pflegeheim nach Aussage von Alois Erl gesteckt. Anders als das bestehende Heim wird das neue nicht mehr im Eigentum der Gemeinde sein. Die Seniorenzimmer werden als Geldanlage auf dem Markt angeboten. An der Nachfrage zweifelt Erlbau nicht. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde sich bis 2030 im Landkreis München nahezu verdoppeln, heißt es im Verkaufsprospekt. Für Haarer besteht noch einige Wochen Vorkaufsrecht. Bei der Belegung kommen dann später vorzugsweise Haarer Bürger zum Zug, wie Settgast versichert.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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