Pullach:Schuldampfer auf dem Weg in die Moderne

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Ein Profisprayer hat die Mauer vor der Schule für das Jubiläum aufgehübscht. (Foto: Claus Schunk)

Das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach hat stürmische Zeiten erlebt - von der Namensgebung über die Einführung des neunjährigen Gymnasiums bis hin zu wilden Abifeiern. Jetzt feiert es seinen 50. Geburtstag - und der Neubau steht bevor.

Von Annette Jäger, Pullach

Es müssen Tausende von Schülerinnen und Schülern sein, die schon durch die ziegelrotgekachelten Gänge gelaufen sind, über die vielen Treppenstufen hinauf in ihre Klassenzimmer mit den blau-gelb-weißen Türen. Sie haben dort gepaukt und mit dem Nachbarn geschwätzt, sie wurden abgefragt und haben Klausuren geschrieben, haben gute wie schlechte Noten kassiert, auch Verweise, Gemeinschaft erlebt und sicher auch mal gelitten. Das Otfried-Preußler-Gymnasium (OPG) in Pullach wird 50 Jahre alt und der Geist und die Patina so vieler Schülergenerationen hängen hier in der Luft. Am Mittwoch, 1. März, feiert das 1973 eröffnete Gymnasium das Jubiläum mit einem Festakt. Am Donnerstag begeben sich dann die Schüler auf eine Zeitreise durch die Jahrzehnte.

Wenn am Mittwoch zum Festakt neben Schulleitung und Lehrern, neben Landrat Christoph Göbel (CSU) und Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) auch die Prominenz des bayerischen Bildungssystems anreist - Kultusminister Michael Piazolo (CSU) und Vertreter des Ministeriums werden erwartet - dann treten sie alle über die Schwelle eines Gymnasiums, das schon fast als Baudenkmal durchgeht. Im Stil des Brutalismus errichtet liegt das Otfried-Preußler-Gymnasium wie ein schwerer alter Dampfer im Halbrund an der Hans-Keis-Straße.

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Die Schule ist ein Zeugnis dafür, wie sehr Lernen sich gewandelt hat. Früher sollte jede Klasse ihr eigenes Klassenzimmer haben, alle Schüler wurden gemeinsam unterrichtet. Genauso ist der Bau konzipiert: große Zimmer für große Klassen, davor schmale eher dunkle Gänge. "Heute ist Unterricht viel differenzierter", sagt Gabriele Guter, die seit 2020 stellvertretende Schulleiterin ist. Ein flexibleres Raumangebot ist gefragt, Gänge werden als Lernraum integriert, Klassen arbeiten vielfach in kleine Gruppen aufgeteilt. Längst ist angedacht, das Gymnasium neu zu bauen, eine Machbarkeitsstudie ist gerade in Arbeit.

Benno Fischbach leitet das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach bei München. (Foto: Claus Schunk)

Auch wenn die Gebäudestruktur den modernen Lernanforderungen nicht immer gerecht wird, im Inneren hat der Zeitenwandel stattgefunden. Die klassischen Kreidetafeln sind rausgeflogen, stattdessen ist die Digitalisierung eingezogen. Gelernt wird an Whiteboards und an interaktiven Multitouch-Displays, das Wlan-Netz wurde aufgerüstet - im Kern wird am Otfried-Preußler-Gymnasium ganz zeitgemäß gepaukt. Etwa 770 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule, etwa 60 Prozent davon kommen aus München, der Rest ist aus Pullach und dem Einzugsgebiet bis Baierbrunn. Schulleiter ist seit 2017 Benno Fischbach.

In 50 Jahren hat der Schuldampfer schon manche Stürme und Wellengänge überstanden. Da wurde vom neunjährigen Gymnasium zum achtjährigen gewechselt und jetzt wird wieder das neunjährige etabliert. Wellen geschlagen hat vor allem die Namensgebung der Schule. Als Staatliches Gymnasium Pullach wurde die Schule gegründet, erst 2014 wurde sie offiziell in Otfried-Preußler-Gymnasium umgetauft. Der Name des berühmten Kinderbuchautors sollte als Appell an die Fantasie verstanden werden. Daran gab es viel Kritik, unter anderem im Pullacher Gemeinderat, aber auch unter Schülern. Den meisten Kritikern fehlte der Bezug des Autors zur Gemeinde, in der er nie gewesen war. Knapp zehn Jahre später hat sich die Kurzform OPG etabliert. Unvergessen ist auch der Zoff im selben Jahr infolge eines Abistreichs, bei dem Schüler nach Ansicht der Schulleitung über die Stränge geschlagen hatten. Damals wurde die offizielle Abifeier kurzfristig abgesagt, was zu einem Sturm der Entrüstung unter Eltern wie Schülern führte.

Zum Jubiläum wurde ein neues Schulbanner designt

Ob diese Erinnerungen in der Zeitreise Platz finden, die Schüler zum Jubiläum gestaltet haben, wird sich am Donnerstag, 2. März zeigen. Von 12 Uhr an wird erst schulintern gefeiert, von 15 Uhr an schließt sich nahtlos der Tag der offenen Tür an, zu dem auch künftige Fünftklässler eingeladen sind. Am Jubiläumsprogramm haben die Schüler bereits seit vergangenem Schuljahr gearbeitet, es wurde dafür eigens ein P-Seminar für die 11. Klasse angeboten. Unter der Leitung von Geschichtslehrer Ludwig Bader wurden Projekte entwickelt, bei denen Schüler aller Jahrgangsstufen klassenübergreifend mitmachen konnten. Alles dreht sich dabei um fünf Jahrzehnte im und um das OPG: Ein Projekt setzt sich mit der Pullacher Ortsentwicklung auseinander, ein anderes mit den Olympischen Spielen, in wieder einem anderen wurde Schülermode der letzten 50 Jahre unter die Lupe genommen. Einige Schüler haben sich dem Marienstern gewidmet, einer Schuldependance, die es von 1975 bis 1995 gab. Es gab auch kreative Werkstätten: Zum Jubiläum wurde ein neues Schulbanner designt und ein Graffiti entworfen. Ein Profi-Sprayer hat es bereits an der Mauer vor der Schule aufgesprüht. Die Projekte werden zum Jubiläum in Form von Ausstellungen und Vorführungen dargeboten.

Während die Schüler zum Jubiläum zurückblicken, schauen die Schulverantwortlichen schon voraus. Ein möglicher Neubau wird eine der großen Herausforderung der nächsten Jahre sein, meint Guter. In Zusammenarbeit mit den Fachschaften wird bereits darüber nachgedacht, welche Räume nötig wären und dass es eine "gemeinsame Mitte", eine Art Marktplatz als Lern-Treffpunkt geben soll. In Gedanken wird die "ideale Schule", so Guter, jedenfalls schon gebaut.

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