Kulturprogramm:Der Nerv der Zeit

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Das Neue Globe Theater zeigt Klaus Manns "Mephisto" in Pullach. (Foto: Philipp Plum Fotograf)

Die neue Spielzeit im Pullacher Bürgerhaus zeigt "Mephisto", Klassik-Größen und Breakdance.

Von Udo Watter, Pullach

Die erstaunliche Anzahl von neun Oscar-Nominierungen für die deutsche Kinoproduktion "Im Westen nichts Neues" wird auch damit erklärt, dass der Film aktuell einen Nerv trifft. Das Elementare des Krieges, das Brutale, Schmutzige, eine militarisierte Gesellschaft, die sich von Feinden umgeben fühlt - all das widerholt sich ja gerade irgendwie. Wenn man an die Situation im Land des russischen Aggressors denkt, ist es freilich auch interessant zu beobachten, wer bleibt und warum, besonders bei den Künstlern und Kulturschaffenden.

Klaus Manns "Mephisto" ist in dieser Hinsicht ebenfalls brandaktuell: die Geschichte eines Schauspielers und Karrieristen in der NS-Zeit, der Protagonist erinnert unschwer an Gustaf Gründgens. Die Bühnenversion des Romans, der Anfang der Achtzigerjahre Oscar-würdig mit Klaus-Maria Brandauer in der Hauptrolle verfilmt wurde, dürfte zu den Höhepunkten der kommenden Pullacher Spielzeit gehören. "Es ist ein tolles Thema", sagt Hannah Stegmayer, Leiterin des Pullacher Bürgerhauses. Zumal in der Produktion des Neuen Globe Theaters nicht nur behandelt wird, wie die zwischen Karriere und Gewissen changierende Titelfigur zum "Affen der Macht" wird, sondern auch mit ihren stigmatisierten sexuellen Neigungen umgehen muss. Die Aufführung wird am 16. Juni gezeigt.

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Der Kartenvorverkauf für die neuen Abonnements startet bereits an diesem Dienstag, 7. Februar. Es gibt wieder vier Kategorien: Theater, Klassik, Kabarett sowie Jazz & More. Diese beinhalten je vier Vorstellungen, außer in der Klassik-Sparte, die diesmal fünf Konzerte zu bieten hat. Der Grund hierfür ist programmatischer Natur: Der schwedische Cellist Torleif Thedéen und Pianist Oliver Triendl werden sämtliche Sonaten und Variationen für Cello und Klavier von Beethoven zu Gehör bringen, und das erfordert einen Aufritt an zwei Abenden (24./25.Mai). "Eine einmalige Gelegenheit", schwärmt Stegmayer, die selbst privat Cello spielt. "Es sind zwei großartige Interpreten." Zu weiteren Größen der Klassik-Szene, die ans linke Isarhochufer kommen, gehören die Klarinettistin Sabine Meyer (26. April, mit dem Armida-Quartett) sowie der Pianist Herbert Schuch (22. Juni).

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Überhaupt ist Stegmayer vom kommenden Programm geradezu schwärmerisch überzeugt: "Ich bin sehr glücklich damit. Es ist ein rundes Programm. Und wir sprechen viele Zielgruppen an." Mit der Zuschauerresonanz in Pullach zeigt sie sich ebenfalls sehr zufrieden:"Wir sind gut gebucht." Das Einzugsgebiet des Bürgerhauses reicht über die Isartal-Gemeinde hinaus, traditionell kommen auch zahlreiche Besucher aus den angrenzenden Münchner Stadtvierteln wie Solln.

"Wir haben gute Künstler, wir haben ein gutes Publikum", konstatiert Stegmayer. "Und dafür geben wir auch Geld aus." Der politische Wille in Pullach, die Kultur zu unterstützen , sei jedenfalls da, und eine Produktion wie die spektakuläre Breakdance-Classic-Show "Breakin' Mozart" (19. April) sei zwar teuer, aber locke eben auch viele und vor allem junge Zuschauer an.

Artistische Tanz-Show: "Breakin' Mozart" (Foto: Lorenzo Duaso)

Ansonsten gibt es in der Theater-Reihe noch Modern-Klassisches (Dürrenmatts "Die Physiker") sowie Bewährtes in neuer, frischer Fassung ("Figaros Hochzeit" in einer Inszenierung der Münchner Kammeroper). In der Kabarett-Sparte gastieren Politimitator Reiner Kröhnert mit seinem Programm "Die größte Rettung aller Zeiten" im Isartal sowie Holger Paetz, Simone Solga und Django Asül. Hochkaräter gestalten wieder das Jazz-Programm - vom Violinisten Sandro Roy (Gipsy-Jazz) bis zum Bastian Jütte Quartet, das unter anderem 2016 mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde.

Der Abo-Verkauf findet von 7. bis 28. Februar im Kulturamt Pullach oder per Telefon (089/744 744 700) statt. Es gibt auch ein Jugendwahlabo, das drei Veranstaltungen aus allen Genres beinhaltet für 30 Euro.

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