Pullach:Ein Vorentwurf mit epischer Note

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Wo Jugendliche spielen und sporteln, ist was los - auch akustisch: Streetballplatz und Skatepark an der Margarethenstraße. (Foto: Claus Schunk)

Nach langer Debatte stimmt der Gemeinderat den ersten Planungen für eine neue Jugendfreizeitstätte und Sportflächen an der Margarethenstraße zu. Angesichts der aktuell geschätzten Kosten von 11,7 Millionen Euro sollen freilich Einsparpotenziale gesucht werden.

Von Udo Watter, Pullach

Als Pullacher Bürgermeisterin ist sie kommunalpolitische Herausforderungen und diskursive Stahlgewitter gewohnt, aber mitunter lassen solche Abnutzungskonflikte auch Susanna Tausendfreund aufseufzen. "Ihr macht mir das Leben ganz schön schwer", entfuhr es der Grünen-Politikerin am Ende einer fast epische Züge annehmenden Debatte über den geplanten Neubau der Jugendfreizeitstätte an der Margarethenstraße. "Du uns auch", entgegnete Christine Eisenmann, Gemeinderätin von der CSU, die gerade einen nochmal geänderten Änderungsantrag eingebracht hatte. "Nein, das stimmt nicht", antwortete Tausendfreund, um leise hinzuzufügen: "Es könnte so einfach sein." War es aber nicht, und wird es wohl auch nicht werden.

Nun, immerhin ist ein erster Schritt getan, um den Neubau der Freizeitstätte zu realisieren und die Entwicklung respektive Optimierung des ganzen Geländes an der Margarethenstraße mitsamt Rasenspielfläche, Bolzplatz und Skateranlage im nordöstlichen Teil der Areals auf den Weg zu bringen. Die Vorentwurfsplanung, die Ingo Werner vom Architekturbüro Jesse Hofmayr Werner im Gemeinderat vorstellte, fand letztlich doch breite Zustimmung im Gremium - wenn auch mit zusätzlich formulierten Wünschen nach Einschränkungen, was die Kosten und Größendimension betrifft.

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Bei einer Gegenstimme - Cornelia Zechmeister (WIP) - gaben die Mitglieder des Gemeinderats ihr Okay zu den Planungsansätzen, die in der Tat nicht unbedingt bescheidenen Visionen entsprungen sind. So ist etwa die Bruttogrundfläche des Gebäudes im nordwestlichen Teil des Geländes von 1300 auf 1700 Quadratmeter gegenüber der Machbarkeitsstudie von 2021 gestiegen - die aktuellen Räumlichkeiten der Jugendfreizeitstätte Freiraum² an der Jaiserstraße, die freilich schon immer zu klein waren, betragen gerade mal rund 450 Quadratmeter.

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich einer Grobkostenschätzung zufolge - Stand Ende Juni 2023 - auf mehr als 11,7 Millionen Euro. Davon fallen 1,3 Millionen für Lagerflächen für die Gemeinde an, rund 1,4 Millionen für Räume, die der SV Pullach nutzen wird, knapp 900 000 Euro für die Ertüchtigung der Sportanlagen und satte 8,1 Millionen für den Neubau der Jugendfreizeitstätte (wobei der Quadratmeterpreis im Verhältnis zur Machbarkeitsstudie 2021 signifikant gesunken ist).

Schön, aber zu groß und zu teuer, findet die FDP

"Schön, aber zu groß und zu teuer!", lautete das Verdikt von Michael Reich (FDP), und das entsprach mehr oder weniger auch der Stimmungslage bei den Fraktionen von CSU und WIP (Wir in Pullach). Gerade letztere ließen ihre Ablehnung deutlich verlautbaren: Zechmeister betonte, dass sie zwar nicht gegen die Jugend sei, aber als Vereinsreferentin könne sie die angedachten Einschränkungen für den SV Pullach nicht hinnehmen. Reinhard Vennekold warf sich rhetorisch besonders für die Fußballer und Fußballerinnen in die Bresche und wies die Entwurfsplanung als zu groß und falsche Prioritäten setzend zurück: "Gehen Sie bitte zurück auf 1300 Quadratmeter!"

Anders bewertete Sozialdemokrat Holger Ptacek die vorgestellten Skizzen ("Ich begrüße die Planung sehr, es ist wichtig in diesem Bereich zu investieren") wie auch Fabian Müller-Klug (Grüne): "Ich sehe darin: Sport, Kultur und Begegnung. Herzlichen Dank. Wir wollten eine qualitativ hochwertige Anlage." Andreas Most (Pullach Plus) lobte die Entwurfsplanung ebenfalls und betonte, dass auch Vertreter des SV Pullach bei Vorgesprächen die Vorteile gesehen hätten.

Das L-förmige, zweigeschossige Gebäude im Nordwesten des Grundstücks mutet als Vision in der Tat ästhetisch eindrucksvoll an mit begrünter Dachterrasse inklusive Photovoltaikanlage und großen lichten Räumen für die Jugendfreizeitstätte, bietet diverse Nutzungsbereiche und Aufenthaltsräume - eventuell auch für externe Nutzer wie die Pfadfinder oder die Pullacher Madln. Hinzu kommen noch die Räumlichkeiten für den SV Pullach mit Umkleiden, Duschen und Lagerflächen, wobei alle Nutzungsbereiche voneinander getrennt und separat zugänglich sind. Holger Ptacek betonte überdies die Bedeutung des Lärmschutzes - was vor allem die Standortwahl der Skateranlage betrifft - und die anvisierte hochwertige Schallschutzlösung.

Derzeit ist die Jugendfreizeitstätte noch an der Jaiserstraße 2 untergebracht, die Räumlichkeiten dort sind aber zu klein. (Foto: Claus Schunk)

Eindruck auf manche Skeptiker im Gemeinderat machten dann noch Alexa Schlindwein und Inga Bramm von der Jugendfreizeitstätte Freiraum² - eine Einrichtung der Gemeinde in Trägerschaft des Kreisjugendrings München-Land. Sie schwärmten von den Möglichkeiten ("Es sind geschützte, offene Räume, in denen sich die Kinder und Jugendliche ausprobieren") sowie vom konstruktiven Austausch mit Vertretern des SV Pullach ("freuen sich auf die Nachbarschaft") und betonten, dass es im Landkreis München durchaus andere Jugendzentren vergleichbarer Größe gebe. Auch Tausendfreund hatte händeringend um die Sache geworben: "Es ist eine Vorentwurfsplanung. Da kann noch viel mit einfließen. Aber heute ist eine Zustimmung durch den Gemeinderat wichtig und dringend erwünscht."

Nach Sitzungsunterbrechung, kurzer Denk- und Diskussionspause forcierte dann Christine Eisenmann (CSU), die mit ihrer Fraktion nicht als Blockierer da stehen wollte, den erneut modifizierten Änderungsantrag, der dann, nach einer ersten Abstimmung, in die ursprüngliche Beschlussvorlage aufgenommen wurde. Letztliches Resultat: Die Planungen können jetzt erst mal weitergehen. Dem ersten Arbeitsergebnis der Architekten hat der Gemeinderat zugestimmt und die erforderlichen Haushaltsmittel sind in der Haushaltplanung vorgesehen. Hinzu kommt nun aber noch die Forderung, in den nächsten Schritten "zusätzliche Optionen für deutliche Einsparpotenziale zu identifizieren" und dem Gemeinderat vorzulegen. Kein einfacher Abend. Weder für Tausendfreund noch den Rest der Anwesenden.

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