Ungewöhnliches Hobby:Leben retten verbindet

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Als Paar zur Wehr: Jana Vinkovic und Philip Wagner teilen ein neues Hobby bei der Freiwilligen Feuerwehr in Pullach. (Foto: Sebastian Gabriel)

Tanzkurs war gestern: Jana Vinkovic und Philip Wagner absolvieren gemeinsam eine Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr in Pullach. Sie will Menschen helfen, er einen Ausgleich zum Bürojob.

Von Lisa Marie Wimmer, Pullach

Manch ein Paar macht eine Weltreise, lernt gemeinsam eine Sprache oder besucht einen Tanzkurs. Jana Vinkovic und Philip Wagner war das zu langweilig. Denn das Paar geht bei seinem neuen gemeinsamen Hobby durchaus Gefahren ein: Die Studentin und der Beamte absolvieren derzeit eine Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr in Pullach.

"Dass sich ein Pärchen bei uns meldet und mitmachen will, hatten wir so noch nie", sagt der Kommandant der Pullacher Wehr, Thomas Maranelli. Besonders sei auch, dass die beiden "vergleichsweise spät" zur Feuerwehr kämen. Sie sind sogenannte "Quereinsteiger", sagt Maranelli. Für gewöhnlich sind neue Feuerwehrmitglieder seit der Schulzeit schon in der Jugendfeuerwehr dabei, ehe sie sich mit 18 Jahren für die Ausbildung zum Einsatzdienst entscheiden. Doch viele Jugendliche verlassen in dieser Lebensphase ihre Gemeinde - etwa zum Studieren - oder sie haben in ihrer Sturm- und Drang-Phase keinen Kopf mehr für die Feuerwehr. Daher ist der Pullacher Kommandant über jeden Quereinsteiger dankbar: "Die wissen, worauf sie sich einlassen", sagt er. "Und daher bleiben sie dann auch."

Philip Wagner kann das nur bestätigen: "Wir sind nicht mehr in der Findungsphase und wissen, was wir wollen." Der 26-Jährige ist Beamter beim Freistaat Bayern. Seine Freundin Jana Vinkovic, 22, macht gerade ihren Master in Luft- und Raumfahrttechnik. Kennengelernt hat sich das Paar über eine Dating-App. Vor vier Jahren kam Jana Vinkovic aus Kroatien für ihr Studium nach Deutschland. Eigentlich nutzte sie die App nur, "um Menschen kennenzulernen", erzählt sie. Doch Philip und sie hätten sich von Anfang an gut verstanden. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar und leben gemeinsam in Philips Heimatgemeinde Pullach im Landkreis München.

An den Moment, als die beiden sich entschieden, zur Feuerwehr zu gehen, erinnern sie sich noch gut: Sie saßen im Auto, es war gerade das neue Jahr 2024 angebrochen und sie fuhren an der Feuerwache in Pullach vorbei. Da fragte Jana Philip: "Wollen wir mitmachen?" "Er hat mich nur angeschaut und gefragt: Im Ernst?", erinnert sie sich. Denn insgeheim hatten beide schon zuvor für sich mit dem Gedanken gespielt, zur Freiwilligen Feuerwehr zu gehen, nur hatten sie bis zu diesem Tag nie darüber gesprochen. "Die Feuerwehr ist quasi unser Neujahrsvorsatz gewesen", sagt Philip Wagner. Und Jana Vinkovic stellt gleich klar: "Viele halten ihre Neujahresvorsätze nur für einen Monat ein, aber wir gehören da nicht dazu."

Kurze Zeit, nachdem das Paar den Entschluss gefasst hatte, begann schon die Ausbildung bei der Pullacher Feuerwehr. Noch im März werden die beiden ihre Abschlussprüfung machen, nach der sie mit in den Einsatz ausrücken dürfen. Eine Herzenssache - vor allem für die gebürtige Kroatin. Denn in ihrer Heimatstadt Dubrovnik ist 2023 bei einem Waldbrand ein Feuerwehrmann gestorben, den sie kannte. Dies sei passiert, weil nicht genug Einsatzkräfte und Equipment vorhanden waren, erzählt sie. "Das hat mich zum Nachdenken gebracht." Dabei sei ihr klar geworden: "Wenn ich jemandem helfen kann, mach' ich das gerne."

Für ihren Freund Philip Wagner ist die freiwillige Tätigkeit der "optimale Ausgleich zum Bürojob", wie er sagt. In seiner Jugend hatte er noch andere Hobbys, war im Sportverein und konzentrierte sich auf sein Studium. Jetzt, als Beamter mit Homeoffice-Möglichkeit, will er in seiner Heimatgemeinde gerne wieder aktiver sein. "Schließlich kenne ich den Ort und viele Leute."

Vor allem für Jana Vinkovic ist das Ehrenamt ein guter Weg, um neuen Menschen zu begegnen. "Mein ganzes erstes Jahr in Pullach habe ich niemanden kennengelernt, doch seit ich bei der Feuerwehr bin, fühle ich mich als Teil der Gemeinde", sagt sie. "Ich habe viele Freundschaften geschlossen und tolle Menschen kennengelernt."

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