Ortsplanung:Das Würmufer ist nicht mehr tabu

Lesezeit: 2 min

Die grüne Lunge von Planegg ist in Gefahr: Die Würmauen könnten schon bald bebaut werden. (Foto: Robert Haas)

CSU, Freie Wähler und Grüne wollen eine Bebauung der bisher für eine Grünanlage vorgesehenen Flächen zulassen. Doch die Gegner des Projekts geben nicht auf.

Von Rainer Rutz, Planegg

Auf die grünen Würmauen ist Planegg stolz. Unangetastet von neuer Bebauung sollen sie bleiben, hieß es jahrzehntelang. Damit scheint nun Schluss zu sein. Mit der Mehrheit von CSU, Freien Wählern, den Grünen und einem SPD-Gemeinderat hat der Ausschuss für Bauleitplanung jetzt beschlossen, das bisher teilweise unberührte Gebiet zwischen Bahnhof- und Germeringer Straße beidseits bebauen zu lassen. Eine schon vor 45 Jahren angedachte zusammenhängende, parkartige Grünfläche wäre damit vom Tisch. Durch einen Nachprüfungsantrag, unterschrieben von neun Gemeinderäten, soll das Vorhaben jetzt noch verhindert werden.

Dass das Gebiet zwischen Germeringer Straße und Bahnhofstraße noch weitgehend Freifläche ist, ist dem Bebauungsplan 16 aus dem Jahr 1975 zu verdanken. Wörtlich heißt es darin: "Zweck ist es, im Uferbereich der Würm eine die Ortschaft von Süden nach Norden durchziehende Grünanlage als Naherholungsfläche für die Allgemeinheit zu schaffen." Tatsächlich hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren etliche Flächen erworben. Tandlerschlucht und das Wellenbad sind frei von privater Bebauung. Die Westseite der Würm ist zum Teil bebaut, doch trotz Bestandsschutzes war bisher eine Neubebauung nicht möglich.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im November 2020 änderte sich jedoch die Lage. Der Bauausschuss beschloss damals auf Antrag der Grünen den bestehenden Bebauungsplan überarbeiten zu lassen, mit dem Ziel "zukünftige Gebäude nur entlang der Pasinger Straße und der Bräuhausstraße" errichten zu lassen: "Indem die Bebauung entlang beider Straßen nicht ausgeschlossen wird, wird dem Bedarf nach Wohnraum Rechnung getragen." Die Grünen erkennen so auch eine Möglichkeit, "das Würmufer zeitnäher den Bürgern zugänglich zu machen".

Fast drei Jahre lang dauerte es, bis die Gemeindeverwaltung jetzt ein Planungskonzept präsentierte. Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) verwies in der Sitzung auf den Wunsch einiger Grundstückseigentümer, neu zu bauen; dem könne sich die Gemeinde auf Dauer nicht verschließen. Grüne Flächen im Innenbereich, am Würmufer und zu den Straßen hin zu bebauen, das ist für Nafziger eine Art Kompromiss, wie er sagte.

"Hände weg von der Würm!", sagt Peter von Schall-Riaucour

In der Diskussion kritisierten einige Gemeinderäte das Vorhaben heftig. Angelika Lawo von der Grünen Gruppe 21 meinte, die Gemeinde müsse unbedingt ihr Vorkaufsrecht behalten. Sie verwies auf das Grundstück Bräuhausstraße 12, wo bis vor kurzem Obdachlose untergebracht waren, der schlechte Zustand des Hauses dies allerdings nicht mehr zuließ. Jetzt, so sehen es die neuen Planungen vor, könnte hier ebenfalls Baurecht geschaffen werden. Peter von Schall-Riaucour (Pro Planegg und Martinsried, PPM) forderte: "Hände weg von der Würm!" Der Bebauungsplan von 1975 habe dafür gesorgt, dass an dieser Stelle "ein traumhaftes grünes Grundstück" in den Händen der Gemeinde bleibe. CSU und Freie Wähler überzeugte diese Argumentation nicht. Florian Zeller (FW) brachte noch ein anderes Argument vor. Für ihn sind die ausgewiesenen Überschwemmungsflächen an der Würm zu groß. Er könne sich nur an ein einziges Hochwasser in den vergangenen 40 Jahren erinnern.

Es gibt bereits Bebauung an der Würm, doch mehr soll es nach Meinung mehrerer Gemeinderäte nicht werden. (Foto: Robert Haas)

Mit Mehrheit wurde der Planungsentwurf gebilligt. Allerdings scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Überparteilich fanden sich nach der Sitzung neun Gemeinderatsmitglieder zusammen, die über das im Kommunalrecht vorgesehene Instrument des Nachprüfungsantrags eine erneute Diskussion im Plenum erzwangen: Schall-Riaucour, Lawo, die Sozialdemokraten Felix Kempf, Roman Brugger, Bela Bach und Christine Hallinger, Eva Schreier (Grüne Gruppe 21), Cornelia David (FW) sowie Philipp Pollems (PPM). Die Debatte im Gemeinderat soll noch vor der Sommerpause stattfinden. "Ziel ist, dass die Beerdigung der Planung eines Würmparks durch den Ausschuss nun auch im großen Gremium des Gemeinderats und somit auch in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden muss", heißt es in einem gemeinsamen Antrag von Grüner Gruppe 21 und PPM.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFlex-Bus
:"Früher mussten mich Kollegen extra abholen"

Vor allem Schichtdienstleistende, Nachtschwärmer und Schüler nutzen den On-Demand-Service gerne, den der MVV im Südosten von München testet. Nur mit der Flexibilität, die dem Angebot seinen Namen gibt, hapert es noch.

Von Tilmann Wensky und Hannah Wilholt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: