Die Gemeinderäte in Planegg haben eine intensive Grundsatzdebatte über das Kulturleben am Ort geführt, in der es letztlich darum ging, wie viel Aufwand und Geld die reiche Gemeinde bereit ist, dafür aufzubringen. Den Anlass bot ein Antrag der Fraktion "Pro Planegg & Martinsried" (PP&M), das Kupferhaus mehr für lokale Künstlerinnen und Künstler zu öffnen - wie es in praktisch allen vergleichbaren Einrichtungen im Landkreis München der Fall ist. Nach stundenlanger Diskussion einigte man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Das Planegger Kulturforum soll künftig mindestens einmal im Jahr einen Abend ausschließlich für lokale Kulturschaffende zur Verfügung stellen - die sich dafür regelrecht bewerben müssen.
Philipp Pollems und Peter von Schall-Riaucour haben wohl nicht gedacht, dass ihr vor einigen Monaten eingebrachter Antrag eine derart leidenschaftliche Debatte auslösen würde. Sie trafen damit einen wunden Punkt. Pollems zeigte in einer Power-Point-Präsentation, dass in Gauting, Gräfelfing, Unterschleißheim, Pullach oder Garching einheimische Künstler wie selbstverständlich Räume in den Kulturzentren mieten könnten. "Sogar den Herkulessaal in München, das Schloss Nymphenburg oder den Bayerischen Landtag kann man mieten", sagte Pollems. "Aber warum geht das in Planegg nicht?" Planegg verfüge über "tolle Künstler".
Pollems Vortrag löste heftige Reaktionen aus. Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig meinte, das Kupferhaus sei "ein schulisches Gebäude. Die Schule hat dort Vorrang". Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) sagte, das Kupferhaus sei "kein Bürgerhaus". Die Vorsitzende des Kulturforums Planegg, wo alle Fäden zusammenlaufen, Anja Fanslau, beklagte, wenn man mehr Veranstaltung anbieten wolle, brauche man mehr Hausmeister und technisches Personal. Im Übrigen sei das Haus gut ausgelastet. "Die Frage ist also auch: Lohnt sich das überhaupt für die wenigen noch freien Tage?" Fritz Haugg (FDP) erinnerte daran, dass "wir eigentlich von Anfang an auch die kleinen Vereine im Haus haben wollten".
Heftigen Widerspruch erntete Bürgermeister Nafziger, der sich beim Thema "neues Personal" in Rage redete: "Was können wir uns überhaupt noch leisten?", fragte er. "Die Gemeinde hat immer mehr Aufgaben." Angesichts der Lage in der Welt seien Gemeinden zunehmend überfordert - eine Bemerkung, die Peter von Schall als "Weltuntergangsszenario" bezeichnete. Man könne die Planegger Kultur "nicht in einen derartigen Topf werfen". Nafziger solle "seine große Keule" wieder einstecken. Anja Fanslau beschrieb den Arbeitsaufwand ihres Amtes als grenzwertig: "Wir können oft nicht mehr." Sie schiebe 160 Überstunden vor sich her.
Die Diskussion uferte aus. Von Seiten der SPD kam der Vorschlag, die Künstler sollten sich mit den Vereinen arrangieren und die wiederum sollten auf einige eigene Auftritte verzichten. Cornelia Davids (Fraktion Freie Wähler) Vorschlag, Planegger Künstlern "Matinee und eine Abendveranstaltung" anzubieten, fand dann breiten Anklang. Pollems formulierte seinen Antrag um: "Bieten wir einen Tag der Offenen Bühne an", sagte er. Auf diese Weise könne man auch eruieren, wie viel Interesse von Planegger Künstlern überhaupt besteht. Sichtliche Erleichterung im Gemeinderat. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.