Planegg:Kein Durchbruch beim Durchstich

Lesezeit: 2 min

Querung durch den Wall? In Martinsried könnte zwischen Gewerbe- und Wohngebiet eine neue Straße entstehen. (Foto: Catherina Hess)

Der Gemeinderat streitet weiterhin über einen Gesamtverkehrsplan für Martinsried. Nach stundenlanger Debatte zeichnet sich zunächst eine Einigung ab, dann wird das Thema doch noch vertagt.

Von Rainer Rutz, Planegg

Seit mehr als 30 Jahre wird über eine Ortsumgehung Martinsrieds diskutiert. Nach Dutzenden Gutachten, Trassenausarbeitungen, Bürgerversammlungen, ungezählten Sitzungen des Gemeinderats entschieden sich die Planegger Lokalpolitiker vor einem Jahr "endgültig", wie es damals hieß, auf eine Ortsumfahrung zu verzichten. Dennoch wurde am Donnerstag im Gemeinderat bis in den späten Abend über einen Antrag der Fraktion Pro Planegg & Martinsried (PPM) gestritten. Er hat zum Ziel, einen Gesamtverkehrsplan für Martinsried zu erarbeiten, und zeigt als denkbare Variante, den grünen Wall zwischen der Röntgenstraße und dem Gewerbegebiet Martinsried für eine neue Straßenverbindung samt Geh- und Radweg durchzustechen.

Obwohl einige Gemeinderäte wie der Liberale Fritz Haugg eine "Ortsumgehung light und mehr Verkehr" fürchten, zeichnete sich nach stundenlanger leidenschaftlicher Debatte eine Mehrheit für den Antrag ab. Auf Antrag der Grünen wurde das Thema aber noch einmal vertagt. Es soll nun wohl einen weiteren Workshop dazu geben, bevor eine Entscheidung fällt.

Christian Ostermann vom Ingenieurbüro Haas aus Gräfelfing, Andreas Löbe vom Planegger Bauamt und Martina Argyrakis vom Umweltamt beantworteten zahlreiche Fragen, die sich aus einer Machbarkeitsstudie der Ingenieure ergaben. Ostermann hatte drei Varianten für einen Durchstich erarbeitet: Eine davon beschränkt sich auf Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer und kostet 250 000 Euro, während die beiden anderen deutlich über einer Million Euro liegen.

Schnell wurde bei der Präsentation klar, dass das ein Mammutbauwerk von großer Breite - etwa zehn Meter - werden würde. Die Auswirkungen wären kaum abschätzbar: Von mehr Verkehr in der ohnehin überlasteten verkehrsberuhigten Röntgenstraße bis hin zu einer gewissen Beruhigung der neuen Ortsmitte an der Lochhamer Straße - alles hielten die Experten für denkbar. Entsprechend kontrovers verlief die Debatte.

Die Grüne Judith Grimme fürchtet ebenso wie Fraktionskollege Jürgen Peters eine hohe Lärmbelastung für Anwohner der Röntgenstraße. Peter von Schall-Riaucour (PPM), einer der Antragsteller für einen Gesamtverkehrsplan, befürchtet dagegen keine Verkehrszunahme und nennt jede andere Lösung "Flickschusterei". Martina Argyrakis vom Umweltamt erwartet wiederum sehr wohl mehr Verkehr in der südlichen Röntgenstraße und mehr Lastwagen aus dem Gewerbegebiet. Adeline Spieleder (CSU) glaubt zwar, dass der neue Martinsrieder Ortskern durch den Durchstich entlastet werde, bezweifelt aber, ob sich das wegen des zunehmenden Verkehrs lohnt.

Felix Kempf (SPD) sähe bei einem Durchstich vor allem Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger. Michael Book (CSU) regte an, den Durchstich schmaler zu bauen, "nicht neun Meter breit". Fritz Haugg sprach von einer "Büchse der Pandora", die geöffnet werde: "Plötzlich haben wir eine Westumfahrung." Jedes moderne Auto habe ein Navi - und das "führt dann durch die neue Straße". Dazu sei zu befürchten, dass ein Durchstich als neue Verbindung zwischen A95 und A96 genutzt werde. Florian Zeller (FW) nannte das Vorhaben "zu teuer".

Dass das Thema letztlich vertagt wurde, quittierte Schall-Riaucour zufrieden: "Ein eigener Workshop oder eine Bürgerversammlung für die Martinsrieder ist jetzt angebracht."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchule
:Auszeit von der Ex

Auf Antrag der Schülersprecherinnen verzichtet das Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasium auf unangekündigte Tests, um die Kinder und Jugendlichen zu entlasten. Im Planegger Feodor-Lynen-Gymnasium läuft ein ähnlicher Versuch schon länger. Doch auch wenn der Landeselternverband es schon lange fordert - ganz besiegelt ist das Ende der Stegreifaufgaben an beiden Schulen nicht.

Von Annette Jäger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: