Ottobrunn:Smombies mit Potenzial

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Bildschirm vorm Kopf: Virtual-Reality-Brillen werden die Arbeitswelt von morgen prägen. (Foto: Claus Schunk)

Mit dem Digi-Camp bei Airbus in Ottobrunn wollen Arbeitgeber und Wirtschaftsministerium Jugendliche für moderne Technik begeistern.

Von Lenja Hülsmann, Ottobrunn

Nach einer Woche Arbeit ist es endlich so weit: Die 15 Teilnehmer des zweiten Digi-Camps bei Airbus in Ottobrunn sind bereit für den Abschluss des Workshops. Um kurz vor elf tuscheln die Jugendlichen das letzte Mal. Ein wenig aufgeregt geht Lucy Baumann ihren Teil der Präsentation des Projekts zum Thema "Von 2D zu 3D mit Virtual und Augmented Reality" durch, tippelt von einem Bein aufs andere, fährt sich mit einer Hand durch die grüne Haarsträhne. Die 15-Jährige soll den eigens programmierten Flugsimulator vorstellen. Koordiniert wird das Flugzeug über verschiedene Tasten. Eine Virtual-Reality-Brille ermöglicht das 3D-Erlebnis.

"Uns nennt man Smombies", sagt eine der Teilnehmerinnen in der ersten Reihe. Smombie, erklärt sie, sei eine Kombination aus den Worten Smartphone und Zombie. Das Publikum lacht. Maike Kusche, Ausbildungsleiterin bei Airbus, nickt. "Ihr seid die Digital Natives. Das sind die, die in die digitale Welt hineingeboren wurden", sagt sie. Die frühe Förderung von potenziellen Fachkräften ist eines der Ziele des Digi-Camps der Bildungsinitiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0". Schon zum zweiten Mal finanzieren die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände und das bayerische Wirtschaftsministerium das Projekt. "In Zukunft werden wir einen großen Nachwuchs im IT-Bereich brauchen. Deshalb möchten wir schon jetzt das Interesse bei den Jugendlichen wecken", sagt Marc Hilgenfeld, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände.

Auf der Agenda der 15- bis 17-jährigen Teilnehmer stand in der vergangenen Woche neben der Programmierung mit HTML5, eine der einfachsten Programmiersprachen, auch der Umgang mit Unity. Das ist eine Programmier-Umgebung, in der dreidimensionale Anwendungen möglich sind. "Wir haben uns gegenseitig beim Programmieren geholfen und auch die Betreuer konnte man immer fragen", sagt Lucy Bauermann. Sie selbst möchte später im IT-Bereich oder in der Luft- und Raumfahrt-Branche arbeiten.

Auch die Unterschiede zwischen Augmented und Virtual Reality mussten die Jugendlichen erst lernen. "Bei der Augmented Reality werden lediglich zusätzliche Elemente in die wirkliche Realität eingefügt. Wenn man also eine AR-Brille aufsetzt, kann man sein Umfeld noch sehen", erklärt Betreuerin Hanne Koska vom Information Management bei Airbus. Mit einer Virtual-Reality-Brille hingegen sehe man ausschließlich eine virtuelle Welt. Die Teilnehmer konnten etwa die virtuelle Umgebung eines Kampfflugzeugs oder eines Star-Wars-Raumschiffs gestalten. Das war nicht immer einfach. "Fehlende Klammern, Striche und Punkte beim Programmcode können einen ganz schön in den Wahnsinn treiben", erzählt die 15-jährige Sabrina Schrötter.

Der ehemalige Schulleiter Heinz Durner ist begeistert

Während einer Unterbrechung der Präsentation können die Zuschauer die einzelnen Projekte der Jugendlichen begutachten und ausprobieren. Heinz Durner, ehemaliger Direktor des Gymnasiums in Unterhaching, drückt konzentriert auf einer Tastatur herum und schaut dabei auf den Bildschirm vor ihm. Erst als er den Ball durch das Labyrinth geführt hat, wendet er den Blick ab. "Klasse", sagt er. So etwas habe er zum ersten Mal gemacht. Dennoch: "Die analoge Welt sollte genauso wichtig bleiben, wie die digitale", meint Durner. Er finde es wichtig, dass Kinder und Jugendliche nicht die Geschicklichkeit in der wirklichen Welt verlernen.

Auch Melanie Schmidtke, die Mutter von Teilnehmer Leon, kennt sich in der virtuellen Welt noch nicht aus. "Ich bin froh, dass mein Sohn hier das erlernen kann, was ich ihm zu Hause nicht bieten kann", erklärt sie. Dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den kleinen Ball im virtuellen Labyrinth. Ein bisschen "Smombie" ist wohl jeder.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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