Für Eltern gleicht es einem Glücksspiel, einen Krippen- oder Kindergartenplatz für ihre Kinder zu finden. Hat man ihn, nimmt man vieles in Kauf, selbst eine Auslagerung des Kindergartens in entfernt gelegene Gebäude. So ist es in Ottobrunn geschehen, als der Kindergarten der katholischen Pfarrei St. Otto wegen Schimmelflecken seine Räumlichkeiten bis auf Weiteres schließen musste. Zwei Gruppen mit 24 und 28 Kindern sind in den Räumen des Kindergartens von St. Magdalena und eine Gruppe mit 19 Kindern im Kindergarten von St. Albertus Magnus untergebracht und nutzen die bestehende Infrastruktur dieser Einrichtungen.
Die unkomplizierte Hilfe war möglich, weil in den beiden Auffang-Kindergärten weniger Kinder betreut werden können, als Platz hätten, weil Erzieher fehlen. In Ottobrunn stehen aktuell 38 Krippenkinder und 92 Kinder im Kindergartenalter auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz.
Die Einrichtung in St. Otto ist seit den Sommerferien geschlossen. Wie die Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats auf Anfrage mitteilt, wurde bereits im Frühjahr 2022 "im Keller des Kindergartengebäudes ein kleiner, trockener Schimmelfleck mit einer Größe kleiner als 0,5 Quadratmeter entdeckt". Bei einer näheren Untersuchung seien im Sommer "weitere Flecken in einem Abstellraum" gefunden worden.
Der Pfarrsaal soll als Ausweichquartier genutzt werden
Es werde "ein längerfristiges Ausweichquartier schnellstmöglich gesucht und in Abstimmung mit dem Landratsamt eingerichtet, damit eine gute vorübergehende Unterbringung ermöglicht wird". Laut dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats von St. Otto, Thomas Diessel, ist beabsichtigt, im Pfarrheim den Pfarrsaal und einen Raum im Untergeschoss für den Kindergartenbetrieb zur Verfügung zu stellen. Der Pfarrsaal falle damit allerdings für große Veranstaltungen weg. Die Pfarrgemeinde könne dann nur noch die ehemalige Bibliothek und die Küche nutzen und auch das nur, wenn der Kindergarten geschlossen hat, bedauert er. Wann es soweit ist, ist aber noch nicht absehbar. In den Räumlichkeiten von St. Otto muss noch umgebaut und eine Nutzungsänderung beim Bauamt beantragt werden. "Wir hoffen, dass es nicht allzu lange dauert", so Diessel.
Die neue Örtlichkeit an gewohnter Stelle wäre eine Erleichterung für die Eltern, selbst wenn laut Ordinariat "für die Kinder eine gute Betreuung durch die gewohnten Bezugspersonen gewährleistet ist", und die Zuständigen "ihr Bestes in der aktuellen Situation tun". Es bestehe ein kontinuierlicher Kontakt zwischen den aufgeteilten Kita-Teams sowie zwischen ihnen und dem Ordinariat, das "bei Bedarf unterstützend zur Verfügung steht". Wie es Silvia Hofmann, die den Kindergarten seit 32 Jahren leitet, erlebt, darf sie der Presse nicht sagen. Sie hat wie ihre Kolleginnen den engsten Kontakt zu Kindern und Eltern.
Das Ordinariat favorisiert nach eigenen Angaben eine Sanierung des Kindergartens, "wenn diese sich als sinnvoll herausstellt". Die Finanzdirektion der Erzdiözese hat kurzfristig 200 000 Euro bereitgestellt für weitere Untersuchungen und Bauteilöffnungen sowie für die Darstellung möglicher Sanierungsvarianten. Derzeit läuft die Untersuchung des Gebäudes noch. Welche baulichen Maßnahmen ergriffen werden, ist offen. Ebenso, wie lang, wie umfangreich und wie teuer sie sein werden.