Volksfeste:Es geht wieder los

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Darf für die meisten Besucher bei einem Wiesn-Besuch nicht fehlen: eine Mass Bier. (Foto: Ralph Peters/imago images)

Mit dem Volksfest in Oberschleißheim beginnt an diesem Mittwoch die Festsaison im Landkreis München. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause ist die große Frage, ob die Leute ausgehungert sind oder doch entwöhnt.

Von Bernhard Lohr, Oberschleißheim

Bei der Generalprobe hat es schon mal bestens geklappt. Bürgermeister Markus Böck (CSU) zapfte beim Maifest auf dem Oberschleißheimer Bürgerplatz mit vier Schlägen ein Fass Remonte-Bräu an. Davon "zwei Schläge zur Sicherheit", wie er sagt. Und weil am neuen Maibaum schön gefeiert wurde, glaubt man am Ort die notwendigen positiven Vorzeichen gesetzt zu haben für das große Ereignis, das an diesem Mittwoch, 25. Mai, ansteht: das Schleißheimer Volksfest. Es ist das erste Fest dieser Art im Landkreis München nach zwei Jahren durch die Corona-Pandemie bedingter Pause. Und die Frage aller Fragen lautet: Stürmen jetzt alle Ausgehungerten die Festzelte?

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Eine Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, dass die Feierlaune groß ist. Das Frühlingsfest auf der Münchner Theresienwiese war ein Renner, die Festzelte dort waren überfüllt. Oberschleißheims Bürgermeister Böck hat in Hallbergmoos selbst schon erlebt, dass viele nach langem erzwungenem Verzicht wieder Lust haben auf Hendl, Bier und Blasmusik. "Da ist es richtig zugegangen. Man hat gemerkt, dass die Leute raus und feiern wollen."

So soll es nach dem Willen der Veranstalter in Oberschleißheim jetzt an den fünf Tagen bis Sonntag, 29. Mai, auch werden. Es ist eine Premiere in mehrfacher Hinsicht: Markus Böck ist als neu gewählter Bürgermeister zwar schon seit zwei Jahren im Amt, aber jetzt erst wird er das Volksfest eröffnen und mit einem, zwei, drei oder zur Sicherheit vier Schlägen das erste Fass anzapfen. Und dieses wird zum ersten Mal von der örtlichen Remonte-Brauerei sein. Die Genossenschaft wurde erst vor ein paar Jahren gegründet. Schon 2020 gab es Gespräche, das heimische Bier auf dem Volksfest zum Ausschank zu bringen. "Wir waren uns relativ schnell einig, das sei eine Prestigesache", sagt der Rathauschef.

Am Mittwoch marschieren die Schleißheimer Vereine wieder vom Jugendheim an der Jahnstraße zum Volksfestplatz. (Foto: Robert Haas)

Besonders gespannt blickt Festwirt Robert Schmidt auf die anstehenden Tage. Corona-Auflagen fürs Festzelt etwa gibt es nicht mehr. 1200 Gäste haben drinnen Platz und 300 draußen. Auch sein Blick auf die Wetter-App mit der Langzeit-Vorschau hat ihn hoffnungsfroh gestimmt. Es könnte also richtig losgehen. Für Schmidt ist es das erste Volksfest der Nach-Corona-Ära und er weiß nicht recht, was ihn erwartet.

Er wisse nur von Erzählungen, dass in Landshut die Frühjahrsdult gut besucht gewesen sei. Eine Durchschnitts-Wiesn werde es in Oberschleißheim jedenfalls nicht geben, ist Schmidt überzeugt. "Ich bin mit sicher, dass wir überrascht werden, positiv oder negativ." Er frage sich schon, ob nicht viele noch Corona-Ängste mit sich trügen oder wegen der aktuellen Krisen auf den Geldbeutel schauten. Das Leben sei für viele teuer geworden.

Beim Preis für die Mass Bier ist Schmidt jedenfalls mit 9,40 Euro unter der Schallmauer von zehn Euro geblieben, obwohl es ihm bei den steigenden Kosten auf allen Ebenen schwer gefallen sei, wie er sagt. Er habe die Inflation beim Bier gar nicht reingerechnet, weshalb die Mass genau genommen günstiger geworden sei, rechnet der Wirt vor.

Auch für ihn sei vieles teurer und komplizierter geworden nach der Pandemie: Personal sei schwer zu finden, der Hendlpreis im Einkauf in den vergangenen drei Wochen gleich drei Mal gestiegen. Hinzu kämen Lieferengpässe. Wenn er nicht Speisefette und -öle frühzeitig geordert und gebunkert hätte, hätte es seiner Erzählung nach schwierig werden können mit der Pommes-Versorgung.

Schmidt kann selbst gar nicht glauben, was alles knapp geworden ist. Gas gebe es, habe ihm zum Beispiel ein Lieferant erklärt, sagt der aus Straubing stammende Wirt; aber es bestehe Mangel an Propangasflaschen. Und die braucht man auf einem Volksfest, nicht nur um die Grille anzuheizen.

Aber es ist alles vorbereitet. Speis und Trank ist gesichert, der Festwirt hat Fahrgeschäfte und Standlbesitzer organisiert. Auf der Festwiese an der so passend benannten Feierabendstraße wird es einen Autoscooter geben und einen Twister sowie zwei Kinderkarusselle. Dazu einen Schießstand, einen Spickerstand und eine Fischbraterei. Der RSV Schleißheim und der FC Phönix haben den Einzug der Vereine ins Festzelt organisiert.

Der Aufbau läuft, das Programm mit Festeinzug der Vereine am Mittwochabend, dem Anzapfritual um 18.15 Uhr und allem weiteren an den folgenden Tagen steht: Seniorennachmittag, Behördennachmittag, Tag der Vereine mit Party am Samstagabend für die Jugend. Das volle Programm.

Roland Hefter kommt mit seiner Band Isarrider nach Oberschleißheim. (Foto: Verantalter)

Gaby Hohenberger hofft, dass die Leute trotz der aktuellen Sorgen kommen und auch das Kulturprogramm am Sonntag besuchen, das Eintritt kostet. Die Kulturbeauftragte der Gemeinde hat ein Konzert mit "Roland Hefter und Isarrider" organisiert, bei dem das Zelt bewusst nur locker belegt werden soll, um denen ein Gefühl von Sicherheit zu geben, die Corona noch fürchten. Begegnung mit anderen, eine gewisse Leichtigkeit - "das sollte man sich auch mal gönnen", sagt Hohenberger. Bürgermeister Böck ergänzt "Man will doch wieder unter die Leute kommen und mal wieder ratschen. Das, wonach sich jeder sehnt."

Willi Kranz vom Phönix-Vorstand ist zuversichtlich, dass das Festzelt nicht nur am Eröffnungsabend voll sein wird. "Die Leute wollen wieder feiern, ich bin mir sicher." Bei einem großen Volksfest komme endlich der ganze Ort mal wieder zusammen. "Es gibt kleine Kinder, die haben so was noch gar nicht gesehen."

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