Erwachsenenbildung:Die Oberschleißheimer Volkshochschule zieht es ins Dachauer Land

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Kleine Volkshochschulen müssen sich mit den Nachbareinrichtungen zusammentun, um weiter gefördert zu werden. (Foto: imago stock&people)

Um weiter Fördermittel vom Landesverband zu erhalten, schließt sich die Einrichtung einem Verbund im Nachbarlandkreis an. Die Eigenständigkeit soll gleichwohl weitestgehend erhalten bleiben.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Es war über Jahre ein zentraler kommunalpolitischer Zankapfel in Oberschleißheim: Kann und soll die örtliche Volkshochschule ihre Eigenständigkeit bewahren? Die Selbständigkeit blieb erhalten, vor fünf Jahren konnte sogar zum ersten Mal ein eigenes Gebäude bezogen werden - und jetzt steht ein Zusammenschluss an. Aus strukturellen Gründen will sich die VHS dem Landkreisverbund der Volkshochschulen Dachauer Land anschließen. Eine politische Frontlinie dazu ist diesmal noch nicht erkennbar, allerdings herrscht im Rathaus noch einiges Unverständnis.

Der Bayerische Volkshochschulverband hat seinen Einrichtungen mit neuen Fördervorgaben die Pistole auf die Brust gesetzt. Die gut 15 000 Teilnehmer-Doppelstunden als Maßzahl für das Leistungsvolumen einer Volkshochschule, die von Oberschleißheim jährlich erreicht werden, lässt der Dachverband nun nicht mehr als förderfähig gelten; Minimum sind nun 30 000 Teilnehmer-Doppelstunden. Die VHS Oberschleißheim braucht daher einen strategischen Partner, um weiter unterstützt zu werden.

Ziel der neuen Vorgabe ist für den Landesverband, dass sich das Programmangebot durch die größeren Einheiten verbessert, die Volkshochschulen stärker wahrgenommen werden und intern Synergieeffekte entstehen, etwa beim Qualitätsmanagement. "Wir hätten es auch weiter alleine hinbekommen", versichert die Oberschleißheimer VHS-Leiterin Isabelle Herbst, "aber die Vorteile sind durchaus nachvollziehbar."

VHS_Leiterin Isabelle Herbst (links, mit Rodica Rimbu) beim Einzug in die eigenen Räume vor fünf Jahren. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die VHS Nord in den Oberschleißheimer Nachbarkommunen Garching, Ismaning, Unterföhring und Unterschleißheim ist durch den vor Jahrzehnten erfolgten Zusammenschluss schon lange in dieser Liga angesiedelt, ein ebenfalls solo gebliebener Nachbar, die VHS Eching, fusioniert gerade mit den winzigen Nachbarn Allershausen und Fahrenzhausen. Oberschleißheim hat sich daher jenseits der Landkreisgrenze ins Dachauer Land orientiert. "Das ist ein Partner, mit dem wir gut harmonieren werden", erwartet Herbst. Schon jetzt hat die VHS Teilnehmer aus dem Dachauer Land und arbeitet auch mit Kursleitern der dortigen Einrichtungen zusammen.

Dort ist seit langem der aus neun Volkshochschulen und einer Außenstelle gebildete Verbund "Die Volkshochschulen Dachau Land" als Arbeits- und Interessengemeinschaft organisiert, die federführend durch eine zentrale Geschäftsstelle geleitet wird. Mitglieder sind die Volkshochschulen von Altomünster, Bergkirchen, Erdweg, Haimhausen, Karlsfeld, Odelzhausen-Pfaffenhofen-Sulzemoos, Petershausen, Röhrmoos, Schwabhausen, Vierkirchen und als Außenstelle Hilgertshausen-Tandern.

Die Oberschleißheimer Volkshochschule soll darin nun ein weiteres Mitglied werden, die Zustimmung hat der Verbund bereits erteilt. Damit bekommt sie einen Sitz in der Mitgliederversammlung und wird intern gegenüber Landes- und Bundesverband von der VHS Dachau Land vertreten. Auch die Programmgestaltung läuft gemeinsam, was nach Darstellung der Oberschleißheimer VHS heißen wird, dass Nutzer auch Zugriff auf die Dachauer Angebote haben werden, das Oberschleißheimer Programm aber bestehen bleibe.

Die Vereinsstruktur der Einrichtung bleibt erhalten, auch das Programm wird selbst gestaltet

Die Vereinsstruktur der Volkshochschule Oberschleißheim wird erhalten, sie gestaltet ihr Programm selbst. Die vielfältigen Kooperationen mit örtlichen Vereinen und Institutionen, zum Beispiel auch mit dem Verein "Dachauer Moos", der ebenfalls in Oberschleißheim und dem Dachauer Land aktiv ist, bleiben unangetastet. Der Zuschussbedarf der Gemeinde, die das Angebot finanziert, wird sich nach Darstellung der VHS nicht erhöhen. Kosten für den Zusammenschluss und künftige Schnittstellen würden im Budget geleistet, durch Einsparungen aus Synergieeffekten gegengerechnet oder durch einschlägige Unterstützungsmittel des Dachverbandes aufgefangen.

"Für unsere Nutzer ändert sich nichts, außer dass sie direkten Zugriff auf das Programm Dachauer Land zusätzlich bekommen", versichert Herbst. Für das Rathaus werde die Geschäftsstelle beim Hallenbad Ansprechpartner bleiben, die Geschäftsstelle Dachau Land übernehme rein interne Aufgaben mit. Auch die Oberschleißheimer Sonderkonstruktion, wonach die VHS im Auftrag der Gemeinde Instrumentalunterricht anstelle einer Musikschule anbietet, werde völlig unverändert bleiben.

Die VHS Oberschleißheim wurde am 11. Januar 1953 gegründet, damals als zweite Volkshochschule im Landkreis München. Das erste Programm hatte neun Kursangebote von Kurzschrift über Buchführung bis hin zu Schneidern und lockte 65 Teilnehmer an. Bei der Bildung der VHS Nord durch die Gemeinden Garching, Ismaning, Unterföhring und Unterschleißheim 1971 blieb Oberschleißheim außen vor.

Der Gründer und damalige Leiter Arnold Binder wollte für Oberschleißheim partout die Eigenständigkeit bewahren. Um diese Position kam es zu heftigem Streit, in dem stark persönliche Animositäten ausgetragen wurden und über Jahre die örtliche Politik in Geiselhaft nahm. Erst mit dem Ausscheiden der Protagonisten aus dem Gemeinderat und später auch aus der VHS ebbte dieser Konflikt ab. Im Dezember 2017 zog die Geschäftsstelle mit einigen Kursräumen in die umgebaute ehemalige Sauna beim Hallenbad, womit die VHS nun erstmals eigene Räume nutzen kann.

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