Wohnungsvermittlung:Makler mit Herz

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Die Suche hat ein Ende: Ilona und Oleksandr Maslo mit ihren Kindern Katja und Anna freut sich mit Nina Hartmann, der Vorsitzenden des Vereins Fairmieten, über ihr neues Zuhause. (Foto: Robert Haas)

Mit Hilfe des Vereins Fairmieten hat die Familie Maslo aus Garching eine Wohnung gefunden. Die Initiative aus Oberhaching tritt als Zwischenmieterin auf, damit Bedürftige ein bezahlbares Zuhause finden.

Von Anna-Maria Salmen, Oberhaching/Garching

Allein das Wohnzimmer der Münchner Wohnung ist ungefähr so groß wie der gesamte Container der Flüchtlingsunterkunft in Garching, in dem die Familie Maslo in den vergangenen zwei Jahren lebte. Durch die hohen Fenster flutet Licht in den großzügigen Raum, der bereits mit Sofas, Fernseher und kleinem Tisch eingerichtet ist. Die Glasscheiben gewähren einen Blick in den Garten, wo Blumen in der Sonne leuchten und Himbeeren wachsen. In einem kleinen Pool fehlt noch das Wasser, "vielleicht füllen wir es bald ein", überlegt Ilona Maslo.

Seit Mai lebt sie mit ihrem Mann Oleksandr und den beiden kleinen Töchtern Anna und Katja in der kleinen Wohnung in München. Dass die Maslos einen Vermieter gefunden haben, der die Familie aufnimmt, ist alles andere als selbstverständlich. Erst durch die Hilfe des Oberhachinger Vereins "Fairmieten" glückte die für unmöglich gehaltene Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. "Wir haben selbst lange gesucht, hatten aber keine Chance. Ohne Unterstützung hätten wir nie etwas gefunden", sagt Ilona Maslo.

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Vor rund zweieinhalb Jahren verließ die Familie ihre Heimat in der Ukraine, um nach Deutschland zu kommen. Der Grund: Ihre mittlerweile sechsjährige Tochter Anna benötigte eine Nierentransplantation. "In der Ukraine gab es kaum Behandlungsmöglichkeiten für Kinder. Die Geräte und die Medikamente haben keine so gute Qualität", erzählt Ilona Maslo. Dank der Hilfe der Stiftung "Ein Herz für Kinder" konnte die Familie nach Deutschland kommen, Anna erhielt die lebenswichtige Transplantation. Dreimal jedoch stieß ihr Körper das fremde Organ ab, "es ist auch noch unsicher, wie lange die aktuelle Niere arbeitet", sagt die Mutter. Klar ist, dass ihre Tochter weiterhin auf regelmäßige Untersuchungen und Medikamente angewiesen ist. Die Familie beantragte daher Asyl in Deutschland. "Die medizinische Versorgung ist hier am besten."

Einfach war es für die Maslos nicht, ihre Heimat hinter sich zu lassen, wie sie selbst sagen. Nicht nur emotional: In der Ukraine hatten die Eltern sichere Berufe - Ilona arbeitete in einer Apotheke, Oleksandr hatte BWL studiert. Beide Abschlüsse werden in Deutschland nicht vollständig anerkannt. "Wir mussten ganz neu starten", erzählt Ilona Maslo. Inzwischen arbeitet ihr Mann in einer Druckerei, beide haben Deutsch gelernt. Auch sie selbst möchte bald wieder arbeiten, am liebsten als Apothekerin.

Die Maslos sind auf dem besten Weg, sich ein neues Leben in Deutschland aufzubauen. Nur die Suche nach einer Wohnung schien bis vor Kurzem aussichtslos. Nach mehreren Zwischenstationen lebte die Familie zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Garching. Dort wurde sie durch die Caritas-Beraterin Katharina Kreppold auf "Fairmieten" aufmerksam.

Erst vor einigen Monaten hatte sich der gemeinnützige Verein in Oberhaching gegründet. "Fairmieten" soll als Zwischenmieter fungieren und so Wohnungsbesitzern die Angst nehmen, an Bedürftige zu vermieten. "Wir geben Sicherheit. Auch wenn es mit einem Mieter mal nicht passt, können wir sofort den nächsten vermitteln", erläutert Nina Hartmann, die in Oberhaching Dritte Bürgermeisterin ist und den Verein gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen ins Leben gerufen hat.

Mit einem ausführlichen Formular können sich Hilfsbedürftige bei "Fairmieten" bewerben. Nicht nur Familien wie die Maslos sollen Unterstützung bekommen, auch Alleinerziehende, Arbeitslose oder andere sozial schwächer gestellte Menschen können sich an den Verein wenden. "Jeder unserer Vermieter kann angeben, wen er sich für seine Wohnung als Mieter vorstellen kann", sagt Hartmann. Im Fall der Maslos habe der Vermieter, der lieber anonym bleiben möchte, eine Familie gesucht, die langfristig bleibt und die sich um den großen Garten kümmern kann. "Fairmieten" gleicht die Wünsche mit den Bewerbern ab und bringt zwei bis drei Kandidaten zu einem Besichtigungstermin, schildert Hartmann. Wenn der Vermieter sich für einen von ihnen entschieden hat, kümmert der Verein sich um die Verträge.

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Bislang konnte "Fairmieten" auf diese Weise laut Hartmann bereits drei Verträge abschließen, zwei weitere seien in Verhandlung. "Bei der Gründung wussten wir nicht, ob sich überhaupt Vermieter melden, die bereit sind, uns zu unterstützen", erzählt Hartmann. "Aber es hat sich schnell bestätigt, dass es Menschen mit diesem sozialen Gedanken gibt, die helfen wollen." Nach und nach würden sich auch Spender finden, die den Verein finanziell fördern. Die Kaution für die Maslos etwa legte die Oberhachinger Selbstständige Claudia Appel aus.

Um alle Seiten zufrieden stellen zu können, gehöre durchaus auch etwas Glück dazu. "Bei den Maslos hat es aber bei der Besichtigung gleich gefunkt." Das kann Ilona Maslo nur bestätigen. Die Freude über den Einzug in die neue Wohnung ist der 32-Jährigen anzusehen. "Wir fühlen uns sehr gut." Auch die Kinder sind nach Aussage der Mutter glücklich: "Am ersten Tag hier hat unsere Tochter immer wieder gefragt: Mama, wohnen wir jetzt wirklich hier?"

Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 089/83 99 93 42 oder per E-Mail an fairmieten.oberhaching@gmail.com.

© SZ vom 28.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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