Mitten in Taufkirchen:101 Schutzengel

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Ein Dalmatiner überquert die A995 und zwingt mehrere Autos zum Ausweichen. Doch offenbar kommt er gut auf die andere Seite.

Kolumne von Michael Morosow

Das Wesen des Dalmatiners wird als kontaktfreudig, freundlich, empfindlich, verspielt und intelligent beschrieben. Vor allem Kinder haben ihn ins Herz geschlossen, auch weil er so ein neckisches Pünktchenkleid trägt. Ein solcher steht jetzt neben der Autobahn A 995 zwischen Oberhaching und Taufkirchen, von einem Herrchen oder Frauchen keine Spur. Er wird doch nicht..., hofft man. Vergebens. Wilde Ausweichmanöver mehrerer Autos zeigen, dass er losgerannt ist. Zwischen Blech und Reifen sieht man schwarze Punkte auf weißem Fell über die Fahrbahn rennen und hält den Atem an.

Bis zur Mittelleitplanke hat er es offenbar geschafft, aber dann? War er so klug, auf dem schmalen Mittelstreifen zu verharren, bis Hilfe kommt? Oder ist er, von Panik getrieben, auch über die Gegenspuren geprescht, auf denen recht dichter Verkehr herrscht? Im Rückspiegel sieht man keine Pünktchen durch die Luft wirbeln und auch keine abrupten Lenk- und Bremsaktionen auf der Gegenspur.

Trotzdem beschäftigt einen das unsichere Schicksal des Hundes und vor dem geistigen Auge sieht man ein kleines Kind mit Mama und Papa um seinen Liebling weinen, der vielleicht Pongo oder Perdita heißt wie die beiden vierbeinigen Hauptdarsteller des Filmes "101 Dalmatiner". Dieser geht selbstredend gut aus, ist es den beiden doch nicht nur gelungen, ihre Halter Roger und Anita zu verkuppeln, sondern auch selbst ihre Liebe zueinander zu entdecken und 15 Welpen in die Welt purzeln zu lassen. Die Wirklichkeit ist leider oft grausamer als die Kinowelt. Ist er vielleicht doch unter die Räder gekommen?

In banger Erwartung steuert man auf der Rückfahrt auf die Stelle zu, an der sich das Schicksal des Ausreißers entschieden haben muss. Keine Bremsspuren auf dem Asphalt, keine anderen Anzeichen eines Tierunfalles - schon mal beruhigend. Hat er es unbeschadet auch über die Gegenspuren geschafft, oder ist er nach der ersten Schrecksekunde wieder zurückgelaufen und heil angekommen? Man wünscht es ihm.

Ein Anruf bei der Unterhachinger Polizei. Ihre Inspektion sei zwar nicht zuständig für die A 995, sagt eine freundliche Polizistin. Aber wenn dort ein Hund überfahren worden wäre, hätte man davon auch Kenntnis erhalten. Der leichtsinnige Vierbeiner mit dem neckischen Pünktchenkleid muss einen sehr aufmerksamen Schutzengel gehabt haben.

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