Verkehr:Fahrradfahrer beanspruchen mehr Platz

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Ganz schön eng: Ein Rad- und Fußweg an der Staatsstraße 2344 in Neuried. (Foto: Andras Egeressy/oh)

Bürgermeister Harald Zipfel und der ADFC fordern einen Umbau der Staatsstraße 2344 durch Neuried. Doch das zuständige Staatliche Bauamt Freising blockt fast alle Bemühungen ab.

Von Annette Jäger, Neuried

Zwischen dem Neurieder Rathaus und dem Staatlichen Bauamt Freising herrscht dicke Luft. Grund für die schlechte Stimmung ist die Radverkehrsführung entlang der Staatsstraße Richtung München. Seit Jahren versucht die Gemeinde mit diversen Planungen eine sichere Verbindung entlang der vielbefahrenen Forstenrieder Straße zu realisieren, doch die Behörde blockiert die Umsetzung nach Meinung des Bürgermeisters. Mit seinem Ärger ist Rathauschef Harald Zipfel (SPD) in Einklang mit der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Die wirft der Behörde in einem offenen Brief vor, das wichtige Radverkehrsprojekt "beharrlich" zu "torpedieren".

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Könnten die Neurieder ein Manko an ihrem beschaulichen Vorortleben benennen, dann wäre es wohl die Staatsstraße 2344. Die führt als Forstenrieder und Planegger Straße wie eine Schneise durch den Ort und teilt ihn in zwei Hälften. Hier geben die Autos den Ton an. An der großen Kreuzung in der Ortsmitte, an der die Staatsstraße mit der Gautinger und Münchner Straße zusammentrifft, fächert sich die Staatsstraße vierspurig auf, um allen Autofahrern Platz für Abbiegemanöver zu bieten, Radler müssen nehmen, was übrig bleibt. Und das ist zum Beispiel ein geteilter Rad- und Gehweg auf der Nordseite, auf dem Stück zwischen der großen Kreuzung und Am Schwaigfeld - der neuralgische Abschnitt in den Augen des Bürgermeisters und des ADFC.

Hier gibt es laut Zipfel immer wieder zu prekäre Situationen: Radfahrer kommen nur knapp an den Fußgängern vorbei, ausweichen geht nicht, weil entlang der Straße parkende Autos stehen. "Wenn hier einer die Autotür öffnet, ist das für den Radfahrer gefährlich", sagt Zipfel. Die Radfahrer weichen der Situation aus, indem sie auf der anderen Straßenseite den Radstreifen nutzen und dann in die falsche Richtung fahren, was nach Meinung des Bürgermeisters nicht weniger gefährlich ist. Um hier eine Lösung zu finden, gab es Anfang Mai einen Ortstermin mit Vertretern des Staatlichen Bauamts, des Landratsamtes und der Polizei. Zipfels Fazit: "Dieses Treffen ist aufgrund der restriktiven Haltung des Vertreters des Staatlichen Bauamtes weitestgehend ergebnislos verlaufen". "Kein Geld und kein Interesse" - so stelle sich die Haltung der Behörde dar, kritisierte Zipfel. Es gehe nicht um die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern, was aber die Aufgabe der Behörde sei, "ich kann das nicht nachvollziehen".

Der Ärger hat Geschichte. Seit 2011 versucht die Gemeinde immer wieder eine Verbesserung der Situation für Radfahrer entlang der Straße zu erreichen, erkennt der ADFC in seinem Brief an die Behörde an. Bisher ohne Erfolg. Dabei gebe es gute Argumente, die Radverkehrsführung zu verbessern: Die Strecke sei Teil des "Radverkehrsnetzes Bayern", das Alltagsverbindungen zwischen dem Gemeinden stärken soll. Außerdem wäre der Ausbau der Strecke auch ein Beitrag zur Mobilitätswende und damit zum Klimaschutz. "Nur wenn Menschen sich zu Fuß und auf dem Rad in Neuried sicher fühlen, werden sie ihr Fahrzeug stehen lassen", so schreibt András Egeressy, Ortssprecher des ADFC, in dem Brief.

"Es gibt keine Bereitschaft, sich mit dem Thema zu befassen."

Der ADFC konfrontiert die Behörde mit klaren Forderungen: So soll sofort ein Sicherheitsstreifen zwischen dem auf dem Gehweg integrierten Radweg und den parkenden Autos zwischen Münchner Straße und der Straße Am Schwaigfeld geschaffen werden. Parallel dazu fordert der ADFC, in die Planung für eine vollwertige Radwegeführung in beide Richtungen entlang der Staatsstraße einzusteigen. Nicht zuletzt sollen bessere und vor allem mehr Querungsmöglichkeiten über die verkehrsreiche Straße geschaffen werden.

Ob diese Träume wahr werden, ist fraglich. Die kleine Lösung des Sicherheitsstreifens scheint derzeit jedenfalls nicht auf der Agenda des Staatlichen Bauamts zu stehen. "Hier gibt es noch Gesprächs-und Abstimmungsbedarf", erklärt es auf Anfrage. Zudem habe die Polizei keine Unfälle verzeichnet, die durch einen Sicherheitsstreifen verhindert worden wären. Auch die große Lösung, der Radweg in beiden Richtungen entlang der Staatsstraße, steht nicht in den Auftragsbüchern der Behörde. Dieser Weg erfordere eine "vollständige Überplanung der Staatsstraße in der Ortsdurchfahrt", heißt es in der Stellungnahme des Bauamts. Radwege entlang der Staatsstraße 2344 seien aber nicht im Radwegebauprogramm des Freistaates bis 2024 enthalten. Und die Planungskapazitäten in der Behörde seien aktuellen Projekte vorbehalten. Rathauschef Zipfel deutet die Aktivitäten der Behörde anders: "Es gibt keine Bereitschaft, sich mit dem Thema zu befassen."

An einem Punkt immerhin will die Behörde aktiv werden: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird demnächst die Radfahrerfurt an der Einmündung zur Franz-Schuster-Straße rot gefärbt für mehr Sicherheit.

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