Neubiberg:Angst vor Verkehr, Lärm und leeren Bürotürmen

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Alles bleibt schön, versprechen zumindest die Experten. Das Kapellenfeld nördlich des Infineon-Campeon in Unterbiberg. (Foto: Claus Schunk)

Auch wenn eine Riege von Experten bei der Bürgerinformation die Vorteile des geplanten Technologie- und Landschaftsparks auf dem Kapellenfeld betont, äußern Zuhörer vor allem Bedenken gegen das Mammutprojekt.

Von Stefan Galler, Neubiberg

Das Projekt ist monumental und wird den Neubiberger Ortsteil Unterbiberg gewaltig verändern. Deshalb ist es Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) offensichtlich besonders wichtig, die Bevölkerung bei der Planung des Zukunftsparks auf dem Kapellenfeld in unmittelbarer Nachbarschaft zum Infineon-Campeon von Beginn an mitzunehmen. Nur drei Tage nachdem der Neubiberger Gemeinderat den Plan, dort einen hochmodernen Technologie- und Landschaftspark zu verwirklichen, mit großer Mehrheit abgesegnet hat, bat Pardeller am Donnerstagabend zur Informationsveranstaltung in die Grundschule Unterbiberg.

Dort wurde zunächst das gesamte Vorhaben durch eine ganze Riege von Experten ausführlich vorgestellt. Neben Pardeller kamen Stadtplanerin Bettina Gerlach, Architekt Maximilian Maier, Landschaftsarchitektin Doris Grabner, Geograf und Umweltmeteorologe Peter Trute, Verkehrsforscher Helmuth Ammerl und Hans-Michael Schober von der Gesellschaft für Landschaftsplanung zu Wort, die den etwa 100 Interessierten die Planungen als fortschrittlich, dabei aber nachhaltig und in jeder Hinsicht unbedenklich schilderten - auch was klimaökologische Aspekte (Stichwort: Frischluftschneise) oder eine mögliche Mehrbelastung beim Autoverkehr anbelangt.

Dass bei insgesamt sieben Referaten in gut 90 Minuten irgendwann eine gewisse Redundanz einsetzte, bemerkten auch die Experten ("wie mein Vorredner schon erwähnte"). Dennoch hielten die Bürgerinnen und Bürger durch, bis ihre Fragen und Anmerkungen behandelt wurden. Und da traten doch einige Bedenken und Ängste zutage, etwa bei einer Unterbibergerin, die explizit nachfragte, wo ihr Gewinn an Lebensqualität sei, wenn unmittelbar in ihrer Umgebung Gebäude mit bis zu 27 Metern Höhe gebaut würden. "Ich verstehe, dass wir ein Wirtschaftsstandort sind, aber angesichts der vielen leer stehenden Bürogebäude, etwa auch in Neuperlach Süd, wäre doch eine Zusammenarbeit mit der Stadt München hier tatsächlich nachhaltig und zukunftsweisend", sagte die Anwohnerin.

Bürgermeister Pardeller verwies darauf, dass Unterbiberg eben ein zukunftsorientiertes "Hi-Tech-Cluster" sei, das werte den Ortsteil massiv auf. Zudem seien die geplanten Anstrengungen, die der Verbesserung des Hochwasserschutzes am Hachinger Bach dienen würden, ein entscheidender Vorteil des Projektes. "Wenn hier nichts getan wird, sind womöglich bald Sachwerte in Gefahr oder es passiert Schlimmeres." Auch würde die Ansiedlung von Start-ups und Technikfirmen einen Ausbau der Infrastruktur, Kinderbetreuungseinrichtungen und die Etablierung neuer Gastronomiebetriebe mit sich bringen. Ganz zu schweigen von dem 16 Hektar umfassenden Landschaftspark, der der Naherholung diene und zudem neue und bessere Radwegverbindungen ermögliche. Zu den freien Gebäuden in München sagte der CSU-Politiker: "Manche Wirtschaftsstandorte funktionieren nicht, aber dieser hier wird funktionieren."

Ausdauernde Zuhörer: Etwa hundert Bürger verfolgen die Informationsveranstaltung in der Grundschule Unterbiberg. (Foto: Claus Schunk)

Ein Bürger aus Unterbiberg wollte wissen, welche Geldgeber und Investoren hinter dem Mammutprojekt steckten. Darauf konnte Architekt Maximilian Maier keine konkrete Antwort geben. Wichtig sei, dass durch die Einleitung des Verfahrens, die der Gemeinderat beschlossen hat, nun Planungssicherheit bestehe. Es gebe bereits einige Anfragen renommierter Firmen, die sich um Büroflächen bemühten. "Aber ich kann die Namen noch nicht nennen", so Maier.

Die Frage einer Mutter aus Unterbiberg drehte sich um die Mehrbelastung, was den Autoverkehr angeht, insbesondere dort, wo die Straße "Am Hachinger Bach" auf die Unterhachinger Straße trifft - in unmittelbarer Nähe der Autobahnanschlussstelle Neubiberg. Dort befürchte sie gerade morgens im Bereich der Grundschule eine deutliche Verkehrszunahme, zudem auf der Autobahn eine starke Mehrbelastung durch Lärm. "Ich kann nicht glauben, dass das keine Auswirkungen hat." Verkehrsgutachter Ammerl versuchte aber, genau das zu unterstreichen: "Mehr Schallemissionen gibt es nur, wenn sich der Verkehr verdoppelt, das ist hier nicht der Fall", sagte er. Seine Studien gingen von etwa 3500 Fahrzeugen aus, die durch den Technologiepark zusätzlich auf der A8 unterwegs sind. Was den Verkehr an der Kreuzung angeht, so rechne er aus Unterbiberg kommend mit keinem signifikanten Anstieg des Autoverkehrs.

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