Kleinkunst und Corona:"Man muss sich eine Karotte vor die Nase hängen"

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2019 konnte Bumillo in Ebersberg noch ohne Maske auftreten. (Foto: Christian Endt)

Der Kabarettist Christian Bumeder alias Bumillo musste seinen Auftritt in Neubiberg zwei Mal verschieben. Im Interview erzählt er von Auftritten mit FFP2-Maske vor fast leeren Sälen und wie er sich trotzdem motiviert.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Christian Bumeder, besser bekannt als Bumillo, gewinnt die Herzen seines Publikums mit Wortwitz genauso wie mit Lyrik. Längst hätte der Kabarettist und Slam-Poet in Neubiberg auf der Bühne stehen sollen, doch zweimal wurde der geplante Auftritt in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt verschoben. Am 29. Januar wird der 40-Jährige nun endlich mit seinem Soloprogramm "Es muss rauschen!" in der Aula der Grundschule Neubiberg live zu sehen sein. Im Interview erzählt er, wie es ist, vor einem Publikum mit FFP2-Masken zu spielen, und wie er trotz allem seinen Optimismus bewahrt.

SZ: Was bedeutet es Ihnen, nun endlich live in Neubiberg auftreten zu können?

Christian Bumeder: Mir bedeutet jeder Auftritt mit meinem Soloprogramm unglaublich viel. Ich hatte am 10. März 2020 Premiere im Münchner Lustspielhaus, am 13. März kam schon der Lockdown. Normalerweise spielt man ein Programm in ein bis zwei Jahren 80 bis 100 Mal, ich habe es 20 bis 30 Mal gespielt. Es ist also super, dass der Termin in Neubiberg stattfindet. Jeder Auftritt ist wichtig, egal ob vor zehn oder vor 100 Leuten.

Wegen Corona gilt aktuell eine Obergrenze von 25 Prozent der möglichen Besucherzahlen. Statt 360 dürfen in Neuiberg nur 90 Personen kommen. Noch dazu müssen sie eine FFP2-Maske tragen. Wie wirkt sich das auf die Stimmung aus?

25 Prozent ist für die Veranstalter natürlich krass. Für mich als Künstler ist es nicht so schlimm. Wenn die Stimmung gut ist, ist sie gut. Da machen ein paar Lücken nichts aus. Wegen der Masken hatten wir Künstler anfangs Schiss. Denn der Energieaustausch findet ja über den Mund, auch über Lachen und Jubeln statt. Wenn man vom Publikum ein bisschen Feedback bekommt, geht es schon. Wir haben die Ansprüche an die Euphorie schon runtergedrosselt. Wir hoffen aber drauf, sie auch wieder hochschrauben zu können.

Wahrscheinlich ist alles besser als gar nicht spielen?

Absolut. Ich habe in Aubing einmal vor zehn Leuten gespielt. Ohne Mikrofon und unplugged. Das war auch cool.

Was erwartet die Leute nun bei Ihrem Soloprogramm?

Es geht um mein Leben als Kabarettist und als Hausmann. Ich verbringe viel Zeit mit den Kindern und kümmere mich um den Haushalt, meine Frau arbeitet Vollzeit als Lehrerin. Es geht um Gleichberechtigung und um die Rolle des Mannes in 2021/22. Ich muss nicht mehr der harte Typ sein, der die Brötchen nach Hause bringt und auf der Couch sitzt und Bier säuft. Ich kann alles sein. Es geht auch drum, wie man alles unter einen Hut bekommt und Spaß dabei hat. Ich finde auch Veränderungen künstlerisch interessant. Wir leben ja in einer Zeit, in der sich alles ändert. Wir Menschen haben auch einerseits Bock auf Veränderung, andererseits wollen wir, dass alles bleibt wie es ist. Da knackt es, den Moment finde ich spannend.

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Vom eigenen Haushalt spanne ich den Bogen zum Weltgeschehen.

Sie sinnieren ja auch darüber, wie man bei all dem, was passiert, gut gelaunt bleiben kann. Wie lautet Ihr Tipp?

Ich bin von Haus aus ein Optimist, da bin ich anders als einige andere Künstler, die eher als Zyniker unterwegs sind. Bei mir hieß es schon immer High Energy, positiv. Ich finde, im Moment ist es das Wichtigste, sich in der Zukunft einen Punkt zu suchen, den man ansteuert. Ich zum Beispiel habe am 7. Oktober im Lustspielhaus Premiere mit meinem neuen Programm. Das ist ein unglaublicher Panzer. Das macht mich stark. Man muss sich eine Karotte vor die Nase hängen, dass der Hase auch Lust hat, sich zu bewegen.

Was ist Ihre Lieblingsstelle im aktuellen Programm?

Ich habe ein paar Lieder und Stand-up-Comedy. Es gibt ein Lied, ein kleiner Rap-Song übers Bohren. Der macht mir unglaublich viel Spaß. Es geht um mich als moderner Mann und dass ich nicht der sein will, der Löcher in die harte Wand bohrt.

Darauf können sich die Zuhörer freuen?

Ja, es geht um ein ernsthaftes Thema, das einen coolen, lustigen Dreh bekommt. Es ist perfekt austariert. Sowas macht mir unglaublichen Spaß.

Tickets für den Auftritt am Samstag, 29. Januar, in der Grundschule Neubiberg gibt es in der Gemeindebibliothek, bei München Ticket und eventuell an der Abendkasse. Es gelten die 2-G-plus-Regeln.

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