MVV-Tarifreform:Viele Gewinner, aber auch einige Verlierer

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S-Bahnfahren wird für viele Pendler günstiger, einige zahlen aber künftig auch deutlich mehr. (Foto: imago/fossiphoto)

Unterschleißheim rückt nach der neuen Tarifreform näher an die Innenstadt, Garching und Ismaning bleiben dagegen draußen. Der MVV geht davon aus, dass weniger als tausend Pendler künftig mehr zahlen.

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Langsam lichtet sich der Nebel. Einige Tage nach der Präsentation der neuen Tarifstruktur für den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) wird deutlicher, was die Reform der Reform außer langen Zahlenreihen und komplizierten Zonen-Zuordnungen den Menschen im Landkreis München bringt. So viel ist klar: Viele Pendler profitieren. Mit Hilfe von Übergangsbereichen werden Härten vermieden.

Doch es gibt auch wieder Verlierer, wie Berufstätige, die in Stadtrandgebiete einpendeln, aber künftig die gesamte M-Zone abonnieren müssen. Besonders enttäuscht ist man in Garching: Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) fordert schon die nächste Reform ein.

Viele werden zu Hause schon zum Taschenrechner gegriffen haben, um herauszufinden, ob für sie der Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 finanziell Vorteile mit sich bringt oder nicht. Wer etwa von Lohhof zu BMW nach Milbertshofen pendelt, der atmet auf. Die im Juni präsentierte, heftig kritisierte Tarifreform sah noch vor, dass er statt 90,40 Euro künftig 118,90 im Monat für die Isarcard zahlen sollte. Jetzt sollen es 88,90 Euro sein.

Andere zahlen weiter drauf. Das Monatsticket von Heimstetten nach Berg am Laim etwa wird um 33 Prozent teurer. Man habe die Zahl der Zeitkarten-Inhaber, die mehr zahlen müssten, so weit wie möglich minimiert, sagt eine MVV-Sprecherin. Sie rechnet mit weniger als tausend Betroffenen.

Der erste Reformentwurf im Sommer hatte einen Proteststurm ausgelöst. Der Fahrgastverband Pro Bahn beklagte, dass die Mehrheit der klassischen Pendler zur Kasse gebeten würden. Fahrten in städtische Außengebiete, wo große Industriebetriebe lägen, würden 30 oder gar 60 Prozent teurer. Man habe Preiserhöhungen zugelassen, die viele Menschen abschreckten, die Bahn zu nutzen. Eine Antwort auf solche Kritik ist offenkundig der dicke Grenzbereich um die M-Zone, in dem Bahnhöfe sowohl der M-Zone als auch der Zone 1 angehören.

Auch wird damit laut MVV der Tatsache Rechnung getragen, dass das Verkehrsnetz zentral ausgelegt ist. Wer etwa gezwungen ist, mit der S-Bahn nach Neuperlach-Süd reinzufahren, um von dort raus nach Putzbrunn zu kommen, dem soll eine kostspielige Überquerung einer Zonengrenze erspart bleiben.

Einzel- und Tageskarten werden teurer. Die Preise für den Kinderfahrschein, das Semesterticket und die Fahrradmitnahme bleiben. Für Jugendliche unter 21 Jahren wird eine Streifenkarte neu eingeführt. Die Fahrt mit der Streifenkarte wird für viele günstiger; der Preis bleibt bei 14 Euro. Von Bahnhöfen in der Zone 1 reichen drei Streifen für die Fahrt in die Stadt.

Auch sind einige Landkreiskommunen näher an die Stadt gerückt: Durch den Grenzbereich gehören künftig 200 000 Landkreisbewohner in 15 Kommunen dem neuen Innenraum, der M-Zone, an. 140 000 Einwohner in 13 Kommunen sind der Zone 1 zugeordnet. Aying liegt mit vier Bahnhöfen auf der Grenze zwischen Zone 2 und 3, das Forschungszentrum in Garching in Zone 2. Unterschleißheim wurde, auch mit dem Bahnhof Lohhof, in Zone 1 aufgenommen und besser gestellt.

Für Ismaning und auch Garching änderte sich kaum etwas. Bürgermeister Gruchmann sagt, 25 000 Menschen seien täglich am TU-Campus und an den diversen Instituten unterwegs. Solch wichtige Einrichtungen in Zone 2 zu belassen, sei inakzeptabel. Auch wenn MVV und Landratsamt beteuern, dass die Fahrt zum Campus trotzdem etwas günstiger wird, erinnert Gruchmann daran, dass nur dank des Protests, den die Nordkommunen wie Garching gegen die Tarifreform angeführt haben, der Freistaat 35 Millionen Euro gegeben habe. Damit seien jetzt Verbesserungen für andere erzielt worden. "Es muss klar sein, dass die Tarifstruktur nur zwei, drei Jahre gilt", sagt Gruchmann. Dann müsse der "große Wurf" her.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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