Erneuerbare Energie:Entscheidung über Windräder muss im Landkreis fallen

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Die Münchner CSU möchte Windräder bauen. Platz für diese erhofft sie sich im Landkreis. (Foto: Toni Heigl)

Mit ihrem Vorschlag, städtische Wälder im Landkreis nach Standorten für Windkraftanlagen zu untersuchen, macht es sich die Münchner CSU einfach und überrumpelt damit die dortigen Kommunen.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Plötzlich geriert sich die CSU als Treiber bei der Energiewende und will den Ausbau der Windkraft forcieren. Natürlich nicht die Christsozialen auf Landesebene und in der Staatsregierung; Ministerpräsident Markus Söder will ja lediglich die vollkommen unsinnige und kontraproduktive 10-H-Regel ein wenig lockern und einige wenige Ausnahmen davon gestatten. Die Münchner CSU hat das Thema Windkraft für sich entdeckt und will prüfen, ob in städtischen Wälder Potenziale für Rotoren bestehen - und das ausgerechnet im Landkreis München. Von dieser Idee sollte der CSU-Fraktionschef im Münchner Stadtrat, Manuel Pretzl, schnellstmöglich wieder Abstand nehmen.

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Klar, in der Landeshauptstadt sind die Flächen rar gesät, auf denen die Energiewende mit neuen Windrädern vorangetrieben werden könnte. Das Thema aber auszulagern und von Seiten der Stadt aus über Anlagen im benachbarten Landkreis nachzudenken, ist der falsche Weg. Anders als die Geothermie, die von den Stadtwerken München im Landkreis immer weiter ausgebaut wird, um die Stadt mit Fernwärme zu versorgen, ist die Windkraft eine hochsensible und auch politisch höchst umstrittene Angelegenheit. Das zeigen schon die Debatten um bereits geplante Windkraftanlagen etwa im Hofoldinger Forst, wo sich Befürworter und Gegner der Anlagen unversöhnlich gegenüberstehen. Diesen Streit darf die Stadt nicht mit eigenen Projekten in ihren städtischen Forsten zusätzlich befeuern, denn zurück bliebe bei den Menschen im Landkreis nur das Gefühl, ohne Rücksprache und Beteiligung zusätzlich belastet zu werden.

In einem Punkt aber hat der CSU-Fraktionschef im Münchner Stadtrat durchaus recht: Es müssen im Landkreis alle Potenziale für mögliche Windkraftanlagen ausgelotet werden; denn grundsätzlich muss auch diese Form der nachhaltigen Energiegewinnung hier eine stärkere Rolle spielen. Wo solche Anlagen entstehen und wie viele davon verträglich sein könnten, sollten aber jene entscheiden, die über die nötige Expertise und die so wichtige Nähe zu den Menschen besitzen: die Bürgermeister und die Stadt- und Gemeinderäte in den 29 Kommunen des Landkreises - und nicht der Münchner Stadtrat, der sonst auch eher wenig Interesse am Umland zeigt.

© SZ vom 25.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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München
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Die Münchner CSU will in den städtischen Wäldern Rotoren bauen lassen. Platz dafür wäre vor allem im Landkreis. Aber selbst Parteifreunde sind skeptisch, ob das eine gute Idee ist.

Von Michael Morosow

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