Mobilität:Pilotprojekt ohne Garching

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Die Universitätsstadt will für die Elektrobuslinie nicht 5,33 Millionen bezahlen. Sie sieht eher den Landkreis in der Pflicht

Die Universitätsstadt Garching wird sich nicht an der probeweisen Einführung von Elektrobussen beteiligen. Die Stadträte waren nicht bereit, Kosten in Höhe von 5,33 Millionen Euro aufgeteilt auf zehn Jahre zu finanzieren. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) verzichtete auf eine Abstimmung und wird dem Landratsamt nun mitteilen, dass in Garching der "Bedarf momentan nicht gesehen wird und die Bereitschaft fehlt, die Kosten zu tragen". Danach ist Garching die zweite Kommune, die ausschert, auch Oberhaching hatte die Pläne schon negativ beschieden und war nur bereit, die Ladeinfrastruktur einzurichten.

Es gibt einfach grundsätzliche Vorbehalte

Ähnlich war auch die Beschlussvorlage im Garchinger Stadtrat. Sie sah vor, eine Ladestation in Hochbrück am U-Bahnhof für 250 000 Euro einzurichten und die 8000 Euro jährliche Wartungsgebühr zu übernehmen. Bürgermeister Gruchmann wies gleich am Anfang darauf hin, dass eine Elektrobus-Linie 290 eine "charmante Lösung" sein könne, auf kleinere Busse umzustellen.

Elektromobilität
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Auf fünf Linien will der Kreis Elektrobusse einführen, doch die Kosten für die Umstellung sollen die Kommunen tragen. Oberhaching und Taufkirchen lehnen das ab - und ärgern sich auch über Vorreiter Unterföhring.

Von Iris Hilberth

Auch die geringere Lärmbelastung in der Nacht führte er als Argument an. Doch in der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Stadträte grundsätzliche Vorbehalte hatten. Ingrid Wundrak (Grüne) machte etwa geltend, dass 40 Prozent des Stroms aus Kohle und Kernkraft gewonnen würde. "Klimapolitisch ist so ein Bus immer noch eine Katastrophe", sie erinnerte an den Material- und Energieverbrauch bei der Batterieherstellung. "Das Klima ist mit Dieseln besser geschützt als mit Benzinern."

Für saubere Luft sei es besser, die Hersteller zu verpflichten, dass sie Lkw und Busse nachrüsten. Auf die finanziellen Aspekte wiesen gleich mehrere Stadträte hin. Jürgen Ascherl, Fraktionssprecher der CSU sah den Landkreis in der Pflicht, wobei er das Projekt befürwortete, aber nicht zu dem Preis. "Wenn der Landkreis sein Klimaziel 29++ ernst nimmt, dann kann er sich das locker leisten", sagte auch Werner Landmann (Grüne).

Florian Baierl, Sprecher der Unabhängigen Garchinger, monierte, dass darüber nicht zuerst im Ausschuss beraten wurde. Der Bürgermeister erklärte, die Mitarbeiter des Landratsamts seien erst am 18. September vorstellig geworden und nun heiße es "Vogel friss, oder stirb". Baierl wollte auch wissen, wie sich die Kosten zusammensetzen. Da der Landkreis nur die Kosten für den Betrieb mit Dieselbusse zahlen würde, müssten die Kommunen die Mehrkosten beim Elektrobus ausgleichen, wie Verwaltungsmitarbeiter Siegmar Trier erläuterte.

Der Landkreis zahlt nur die Kosten für Dieselbusse

Einmalig wären das 250 000 Euro für die Projektsteuerung, 250 000 Euro für den Vorlaufbetrieb und 250 000 Euro für die Ladeinfrastruktur. Hinzu kämen jährlich 450 000 Euro für die zusätzlichen Betriebskosten, macht 5,33 Millionen Euro in zehn Jahren. Geplant war, Elektrobusse in Taufkirchen (Linie 225), in Oberhaching (Linie 227), Neuried (Linie 261), Garching (Linie 290) und in Unterföhring auf der Linie 232 einzusetzen. In Unterföhring läuft das Projekt bereits, dort hat die Gemeinde die Kosten übernommen, was bei den Garchingern auf wenig Gegenliebe stieß.

Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching) bezweifelte den Erfolg der E-Busse, weil sie im Vergleich zu den vielen Lkw, die den Ort querten nur wenig Schadstoffe einsparten. In Richtung Nachbargemeinde sagte er, "die Unterföhringer schmeißen das Geld einfach hin". Aber fünf Millionen Euro, das sei nicht tragbar. Bastian Dombret (FDP) fand das Projekt grundsätzlich wichtig. Er machte den Vorschlag zu warten, "bis sich eine Lösung ergibt, die günstiger ist". Wie es mit dem Projekt weitergeht, entscheidet der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Landkreises am 28. November.

© SZ vom 30.10.2018 / pa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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