Tag des Wassers:Unheil aus heiterem Himmel

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Ein strahlend blauer Himmel erfreut das Herz. Doch für die Natur muss es kein Segen sein. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Nicht nur die Waldbauern fürchten ein trockenes Frühjahr mit gravierenden Folgen für die Natur. Ein Stimmungsbild im Landkreis München zum bevorstehenden UN-Tag des Wassers.

Von Angela Boschert, Landkreis

Es hat zuletzt geregnet. Doch der März war bisher ungewöhnlich trocken. Die Regierung von Oberbayern hat Beobachtungsflüge angeordnet, um Brände in der ausgetrockneten Flur früh zu entdecken und Warnungen ausgesprochen, sich in der Natur verantwortungsbewusst zu verhalten. Dennoch brannte in Garching kürzlich ein abgeerntetes Feld ab und Feuerwehrleute mussten in Ottobrunn einen Waldbrand löschen. Die Vereinten Nationen lenken an diesem Dienstag, 22. März, mit dem Weltwassertag wieder einmal die Aufmerksamkeit darauf, dass Wasser die Grundlage allen Lebens auf der Erde ist. Und viele im Landkreis München blicken mit Sorge in den Himmel und fragen sich, ob wieder ein trockenes Frühjahr droht mit gravierenden Folgen.

Wenn nach dem Winter die Natur erwacht, spielt der Wasserhaushalt eine große Rolle. Die Schneeschmelze bringt Feuchtigkeit in die Böden. Doch was ist jetzt? Die Waldbauernvereinigung Wolfratshausen, zu der auch Waldbauern im Raum Sauerlach gehören, schrieb im Februar: "2022? Wir hoffen auf ein nasses und kühles `Waldbesitzer-/Förster-Frühjahr´". Und jetzt deutet sich an, dass die Wälder wie schon in den Trockensommern 2015, 2018 und 2019 unter Wasserarmut leiden könnten. Die Niederschlagsstationen des Landesamts für Umwelt belegen, dass es in den Monaten Januar bis März viel zu wenig geregnet hat.

Schnell wird der Klimawandel als Grund für die Trockenheit genannt. Die Wetterlage beschreibt Florian Loher von der Waldbesitzervereinigung: "Es gab heuer weniger Schnee und Regen. Dazu weht sehr trockener, kontinentaler Wind aus Osten - man spricht von Ostwindlage - leise über die Oberflächen und zieht die letzte Feuchtigkeit aus den Bäumen." Er hoffe auf zwei bis drei Tage kräftigen Landregen. Das wäre ideal für die Pflanzsaison, die jetzt anstehe. Viele Waldbauern hätten die Bestellung der Jungpflanzen bereits um eine Woche nach hinten geschoben in der Hoffnung auf Regen. Im Mai, wenn die Bäume austreiben, bräuchten sie dann unbedingt Feuchtigkeit.

Julia Borasch sorgt sich, dass der Borkenkäfer wieder groß rauskommt. (Foto: Florian Peljak)

Försterin Julia Borasch vom Forstrevier Aschheim ist fast täglich im Wald unterwegs. Sie ist seit zwei Jahren zuständig für 50 000 Hektar Privat- und Kommunalwald im Bereich von Unterschleißheim bis Grasbrunn und blickt ebenfalls mit Sorge auf Prognosen, dass mit dem März auch der April sehr trocken werden soll. Bei Altbäumen drohe dann der Borkenkäfer, dessen Saison bald beginne. Boraschs Chef, Klaas Wellhausen, Leiter der unteren Forstbehörde beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, sagt zum Borkenkäfer: "Der ernährt sich vom Bast unter der Rinde und durchtrennt so die Wasserbahnen des Baumes. Dann sterben die Fichten ab. Ist es warm, wachsen bis zu drei Borkenkäfer-Generationen pro Jahr heran."

Auch Jungpflanzen haben bei trockenem Boden schwierige Startbedingungen. Man könne sie zwar einzeln bewässern, wofür es staatliche Fördergelder gebe, sagt Borasch. In den vergangenen zwei Jahren habe sie noch keinen Förderantrag einreichen müssen. Allerdings setze auch Wild den Jungbäumen zu, es verbeiße sich in deren Rinde, was die Bäume gefährde. Besonders dann, wenn sie wegen Wassermangels schlechter ausharzen und ihre Wunden verschließen. Damit sie "aus dem Äser herauswachsen", also eine verbisssichere Höhe gewinnen, würden sie mit einem bestimmten Anstrich oder einem Zaun umgeben. Allerdings: "Bis eine Buche ausreichend widerstandsfähig gegen alle Unbilden ist, braucht sie etwa zehn Jahre", sagt Borasch.

Klimastabile Wälder

Der langfristige Weg ist nach Überzeugung der Förster, klimastabilere Mischwälder aufzubauen, auch in Privatwäldern. Die Waldbauernvereinigungen bieten dazu Schulungen ihrer Mitglieder an. In der Münchner Schotterebene werden dann Buchen zwischen stehende Fichten gesetzt, in deren Schatten sie gut gedeihen. Eichen können sich auf Freiflächen entwickeln und Tannen komplettieren als Alternativbäume die Palette der Maßnahmen zum Waldumbau.

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Doch auch dann würde der Waldbestand durch unachtsame Menschen bedroht, die etwa Zigaretten wegwerfen. Den Brand in Ottobrunn, dem 750 Quadratmeter Wald zum Opfer fielen, hat nicht der noch immer gesuchte Feuerteufel aus dem Münchner Osten ausgelöst, bestätigt Martin Huber von der Feuerwehr-Pressestelle. Er findet aber, es sage einem doch der menschliche Verstand, dass man im Wald oder im trockenen Gras grundsätzlich keine Kippen oder Glas wegwerfe.

Mehr Regen würde insgesamt helfen - auch dem Grundwasserspiegel. Der ist zwar noch nicht bedenklich gesunken. Allerdings würde "sowohl das obere Stockwerk, die Kiese der Münchener Schotterebene, als auch das Tiefengrundwasser fast durchgehend sehr niedrige Wasserstände aufweisen", erklärt Christian Leeb, Leiter des Wasserwirtschaftsamts München. Alois Bachmann vom Wasserwerk Höhenkirchen-Siegertsbrunn sagt, keiner müsse sich bezüglich des Grundwasserspielgels etwa seiner Gemeinde Sorgen machen, zumal Schwankungen normal seien, wie die Statistik von Januar 2017 bis September 2021 zeige. Trotz alledem sei es höchst sinnvoll, Wasser zu sparen, nicht nur für Wald und Tier, sondern insbesondere für kommende Generationen.

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