MVV-Tarifreform:350 Euro Zuschuss pro Pendler

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Vor allem die Pendler in den Nordgemeinden fühlen sich durch die Tarifreform benachteiligt. (Foto: Robert Haas)

Der Landkreis München will Verlierer der neuen Zonen-Einteilung im öffentlichen Nahverkehr subventionieren.

Von Martin Mühlfenzl, Pullach

Tausende Pendler aus dem Landkreis München können sich möglicherweise von Dezember an über Zuschüsse für ihre MVV-Zeitkarten freuen. In der Kreistagssitzung am Montagnachmittag in Pullach stellte Landrat Christoph Göbel (CSU) ein Finanzierungsmodell vor, das all jenen Landkreisbürgern zugute kommen soll, die in Kommunen wohnen, die es im Zuge der neu geschaffenen Tarifreform des Münchner Tarif- und Verkehrsverbunds nicht in den neu geschaffenen Innenraum (Zone M) geschafft haben. Hierzu zählen unter anderem die bevölkerungsreichen Nordkommunen Garching und Unterschleißheim. Für die Subventionierung von etwa 15 000 Abo- und Jahreskarten könnten nach Berechnungen des Landratsamts bis zu 5,7 Millionen Euro jährlich anfallen.

"Ich bekomme mein Ticket", freute sich der CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Ernst Weidenbusch bereits vor der Kreistagssitzung. Die nun erarbeitete Kostenkalkulation geht auf einen Antrag Weidenbuschs zurück, der wie auch die betroffenen Bürgermeister der Nordkommunen stets kritisiert hatte, dass nicht alle 29 Städte und Gemeinden des Landkreises der neuen Zone M zugerechnet worden sind. "Jetzt setzen wir um, was wir versprochen haben. Davon profitieren alle Landkreisbürger", so Weidenbusch. "Dieser Zuschuss wird kommen."

Unterstützung soll erhalten, wer seinen ersten Wohnsitz im Landkreis hat und die MVV-Angebote wie Isar-Card, Isar-Card 9 Uhr oder die Ausbildungstarife regelmäßig nutzt. Erstattet werden soll die Differenz zwischen dem Zeitkartenpreis der gelösten Preisstufe und der Preisstufe der M-Zone (55,20 Euro). Für einen Pendler aus Unterschleißheim etwa, der künftig 88,90 Euro im Monat zahlen muss, wären das monatlich 33,70 Euro. Auch Pendler aus Kommunen wie Aying, die in Zone 2 liegen werden, sollen unterstützt werden. Pro Jahr würden hier im Schnitt auf jeden Pendler etwa 350 Euro entfallen. Zudem werden laut Weidenbusch mit dem Modell auch Fahrgäste unterstützt, die innerhalb der M-Zone wohnen: "Auch die können M+1 oder M+2 dazunehmen und werden gefördert."

Bis zu 12 000 Stammkunden könnten der Analyse zufolge unterstützt werde. So viele besitzen bereits ein Abo- oder Jahresticket. Angesichts der Attraktivitätssteigerung, die der öffentliche Personennahverkehr durch die Subventionierung erfahren könnte, gehen die Macher der Studie aber von deutlich höheren Potenzialen aus. "Die Begünstigung der Zeitkarten führt zu einer Steigerung der Verkehrsnachfrage", heißt es in der Studie. Erwartet wird ein Plus an Kunden von etwa zwölf Prozent. Der Kreis der "potenziell begünstigten Landkreisbewohner" würde demnach auf etwa 15 000 steigen. Dies hat einen Finanzierungsbedarf von etwa 5,7 Millionen Euro pro Jahr zur Folge - auf Kosten des Kreishaushalts.

Wie Landrat Göbel ausführte, werden sich der Mobilitäts- und der Kreisausschuss sowie der Kreistag von September an mit der Einführung der Zuschüsse befassen. Diese könnten von 15. Dezember an gewährt werden. Dann tritt die Tarifreform in Kraft.

© SZ vom 23.07.2019 / müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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