Wirtschaft:Eine gute Zwei für den Standort

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Führerscheinstelle 2.0: Leiter Daniel Laban (links) führt die Mitglieder des IHK-Gremiums durch die Kfz-Zulassungsstelle in Neukeferloh. (Foto: Claus Schunk)

Die Unternehmen geben dem Landkreis München in einer Umfrage des IHK-Gremiums die Gesamtnote 1,9. Negativ bewertet werden allerdings die hohen Immobilienpreise, der Mangel an Wohnraum und bürokratische Hürden. Im Landratsamt will man sich das zu Herzen nehmen.

Von Laura Geigenberger, Grasbrunn

"Wenn mehr Behörden bereit wären, so stark in Richtung Zukunft zu gehen, wäre vieles leichter", sagt Christoph Leicher nach der Führung durch die Führerschein- und Kfz-Zulassungsstelle des Münchner Landratsamts in Neukeferloh. Dort hat sich der Vorsitzende des Regionalausschusses München-Land der Industrie- und Handelskammer (IHK) am Mittwochnachmittag mit den anderen Mitgliedern des Gremiums getroffen, um die Ergebnisse der jüngsten Standortumfrage der IHK zu diskutieren. Und die zeigt, dass die Unternehmer im Landkreis München unter anderem über bürokratische Hürden klagen.

Daniel Laban, seit zwei Jahren Leiter der Außenstelle des Landratsamts in dem Grasbrunner Ortsteil, führte die IHK-Ausschussmitglieder zunächst durch das Gebäude im Technopark. Den Weg in das digitale Zeitalter hatte die Behörde im Sommer 2017 mit dem Projekt "Führerscheinstelle 2.0" angetreten, mit dem erklärten Ziel, das Führerscheinverfahren grundlegend zu modernisieren und zu optimieren. So könne die Behörde mittlerweile nahezu alle Dienstleistungen online anbieten, erläuterte Laban den 14 interessierten Besuchern. Zentral sei dabei unter anderem das Onlinesystem "i-Kfz" des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, mit dessen Hilfe Bürgerinnen und Bürger per Internet alle gängigen Fahrzeugzulassungen und -abmeldungen beantragen können. Außerdem nutze die Behörde eine spezielle Software für Online-Terminvereinbarungen. Unterschiedliche Anliegen seien effizient koordinier- und zeitnah bearbeitbar.

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Die Frage, wie Wirtschaft und Verwaltung künftig enger zusammenwachsen können, beschäftigte anschließend den IHK-Regionalausschuss. Mitarbeiterin Elisabeth Zehetmaier präsentierte die Ergebnisse der aktuellen IHK-Standortumfrage für den Landkreis München. Die Bilanz sei vorrangig positiv, sagte Zehetmaier: "Die befragten Unternehmen haben den Landkreis München mit einer Gesamtnote von 1,9 als guten Gewerbestandort bewertet". Oberbayern als Ganzes habe von der heimischen Wirtschaft die Gesamtnote 2,0 erhalten.

Große Zufriedenheit herrscht der Umfrage zufolge vor allem mit der Infrastruktur des Landkreises und insbesondere mit den Anbindungsmöglichkeiten an regionale und Fernstraßennetze sowie mit der Energieversorgung. Die hohen Preise für Gewerbeflächen, mangelndes Wohnraumangebot sowie die Verbindung zum Schienen- und Güterverkehrsnetz seien von Teilnehmern dagegen negativ bewertet worden. Ebenso die Hürden der Bürokratie. In der Verwaltung sähen die Unternehmen auch den größten Handlungsbedarf.

"Die Empfehlung ist naheliegend, dass Bürokratie mithilfe von Digitalisierungsprojekten abgebaut und beschleunigt werden muss", so Zehetmeier. Auch brauche es bezahlbare Grundstücke, sowohl gewerbliche als auch zum Wohnen. Planungs- und Genehmigungsverfahren an den Bauaufsichtsbehörden müssten "gebündelt, ausgeweitet und sichergestellt" werden.

Rund 28 Prozent der befragten Unternehmen sähen sich durch die weltpolitischen Krisen, steigende Kosten und einen Mangel an Arbeitskräften in ihrem Wachstum gebremst. Trotzdem gehöre der Landkreis München zu den besten drei in Oberbayern, die durch Standortfaktoren am geringsten eingeschränkt sind, so Zehetmeier. Dennoch zeige die IHK-Umfrage, dass sich der Anteil jener Unternehmen, die sich verkleinert haben, seit 2019 verdreifacht hat.

Auch die Bereitschaft, in den kommenden drei Jahren in Standorte im Landkreis zu investieren, lasse krisenbedingt nach. Allgemein ist die Resonanz laut Zehetmaier aber doch zufriedenstellend: Über 85 Prozent der befragten Betriebe hätten angegeben, dass sie sich erneut für eine Niederlassung in den hiesigen Gemeinden entscheiden würden.

"Die Geschäftserwartungen sind seit dem Frühjahr weiter eingebrochen."

Dem gegenüber standen die düsteren Umfrageergebnisse zur bayerischen Konjunktur für diesen Herbst. In den Unternehmen sei aufgrund der angespannten wirtschaftspolitischen Lage ein "deutlicher Pessimismus" quer durch alle Branchen zu spüren, erläuterte Jochen Wiegmann, IHK-Referatsleiter für Wirtschaftspolitik. "Die Geschäftserwartungen sind seit dem Frühjahr weiter eingebrochen", so Wiegmann. Die Ursachen seien mannigfaltig, neben den gestiegenen Zinsen, der schwachen Weltkonjunktur und der sinkenden Konsumbereitschaft der Bevölkerung bereiteten die bereits in der Standortumfrage ersichtlich gewordenen Mängel den Unternehmen große Probleme.

Umso wichtiger sei in diesen Tagen die politische Arbeit des IHK-Regionalausschusses. Der neue Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern setze aus Sicht der Wirtschaft zwar viele Ziele und Impulse, "aber wir wollen auch Taten sehen", sagt Wiegmann. Martina Neubauer, zuständig für die Kreisentwicklung am Landratsamt, sieht dafür einen frequenten Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie Handlungsbereitschaft als Basis. "Wie lassen sich Prozesse verschlanken, wie gehen wir mit der Optimierung von Gewerbeflächen um? Günstiger Wohnraum ist nach wie vor ein Thema, und auch der Fachkräftemangel, der uns in der öffentlichen Verwaltung besonders hart trifft", so Neubauer. "Es ist wichtig, Bewusstsein zu schaffen und zusammenzuarbeiten."

Der nächste Schritt sei nun, den Input der Regionalausschusssitzung mit Landrat Christoph Göbel (CSU) zu teilen. Auch kündigte Neubauer an, zeitnah mit den betroffenen Fachbereichen des Landratsamts und der IHK darauf hinarbeiten zu wollen, die "Verbesserungspotenziale im Haus" auszuschöpfen. "Der Kontakt muss regelmäßig stattfinden und dann hoffe ich, dass wir in einem Jahr noch mal besser dastehen." Künftig solle Effizienz und Effektivität die Arbeit des Landratsamts prägen. Schließlich sei man dort für die Bürgerinnen und Bürger da, wie Neubauer sagt: "Wir sind ja kein Selbstzweck."

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