Gründerzentren:Starthilfe für Start-ups

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Das "Lieblingskind" von Peter Hanns Zobel am Standort Martinsried: das vor zehn Jahren eröffnete Residence-Hotel mit seiner futuristischen Architektur. (Foto: Robert Haas)

Im Landkreis München und der Stadt wird an vier Gründerzentren die Zukunft gestaltet. Jungunternehmer werden unterstützt und können ihre Ideen ausleben.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Landkreis München ist seit jeher ein Ort großer und auch kleinerer Innovationen. Im sogenannten Zukunftsatlas, der die "Top-Zukunftschancen" aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte beschreibt, liegt der Landkreis regelmäßig auf Platz eins. Dazu tragen kreative Gründungen wie etwa die Unterschleißheimer Brauerei Crew Republic ebenso bei wie die Entwickler bei den Welt-Konzernen Airbus in Ottobrunn oder Infineon aus Neubiberg - und natürlich die vier bestehenden Gründerzentren, an denen der Landkreis beteiligt ist. Ein kurzer Überblick.

Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie in Martinsried

Das älteste Gründerzentrum im Landkreis München befindet sich im Planegger Gemeindeteil Martinsried - weithin sichtbar und mittlerweile ein Symbol dieses Hightech-Standortes ist das Residence-Hotel mit seiner markanten Fassade. Den Grundstein für das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) in Martinsried legte im Jahr 1995 der damalige bayerische Wissenschaftsminister Otto Wiesheu (CSU), kurz darauf wurde es eröffnet und die ersten vier Mieter zogen ein. Seitdem wurde es in mehreren Bauabschnitten erweitert - auch gegen anhaltenden Protest aus der Bevölkerung wegen hoher Mieten, der Baumaßnahmen und auch des fehlenden U-Bahn-Anschlusses. Heute ist das IZB Teil des Campus Martinsried, zu dem etwa auch das Max-Planck-Institut für Biochemie und Neurobiologie gehören. Auf etwa 26 000 Quadratmeter forschen hier bei nahezu 50 Start-ups und Firmen mehr als 700 Mitarbeiter an neuen Medikamenten gegen schwere Erkrankungen wie etwa Krebs und Alzheimer. Dabei profitieren die Neugründungen auch von der Nähe zur Wissenschaft, Gesellschaft, Forschungseinrichtungen, dem Klinikum Großhadern oder Pharmafirmen. Zur Infrastruktur gehören neben dem Hotel auch Kindertagesstätten und ein Restaurant. Seit 2007 gibt es den IZB-Ableger in Weihenstephan im Landkreis Freising, ein Kompetenzcluster für Life Sciences.

Werk1 in Berg am Laim

Im ehemaligen Pfanni-Werk am Münchner Ostbahnhof wird im Gründerzentrum Werk1 an der digitalen Zukunft gearbeitet. (Foto: Stephan Rumpf)

Die digitale Zukunft soll dort gestaltet werden, wo einst bei der Firma Pfanni Kartoffeln verarbeitet wurden: Im Werksviertel in Berg am Laim am Münchner Ostbahnhof, genauer gesagt im Werk1. Das Gründerzentrum in Münchens neuem Kreativviertel, an dem der Landkreis München beteiligt ist, wirbt damit, "der Start-up-freundlichste Ort Münchens" zu sein, ein Platz, an dem die Gründerszene an den Businessmodellen der Zukunft arbeitet. Im Werk1 wird hier auf etwas mehr als 2500 Quadratmetern Fläche in offenen und hellen Räumen an digitalen Projekten gearbeitet, es gibt ein Coaching-Programm für junge Gründer, regelmäßig finden hier Veranstaltungen und Events statt. Das Start-up Delicious Data etwa nutzt künstliche Intelligenz, um Lebensmittelüberschüsse in der Gastronomie oder bei Bäckereien zu vermeiden, Nilo beschäftigt sich mit der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz und bei B42 geht es um modernstes Training für Fußballmannschaften. Mehr als 20 Start-ups sind im Werk1 zuhause, wer zwei Jahre hier ist, wird anschließend zum Alumni und muss ausziehen - dann wird Platz für neue innovative Gründer frei.

Accelerator Community Unterschleißheim

Die Accelerator Community ist am Business Campus Unterschleißheim beheimatet (Im Bild die Kantine). (Foto: Florian Peljak)

Als Gesellschafter ist der Landkreis München auch an der Accelerator Community Unterschleißheim (ACU) beteiligt, die in der bevölkerungsreichsten Stadt des Landkreises auf dem dortigen Business Campus beheimatet ist. Hier spielt das produzierende Gewerbe kaum eine Rolle, vielmehr widmen sich die Start-ups hier vor allem dem Bereich der digitalen Transformation - unter dem Motto Open Innovation, Open Talents, Open Market Access. Das Gründerzentrum wirbt damit, ein Hort der Kreativität zu sein und mit modernen Coworking-Räumen, Kontakten zu Vertretern aus Industrie und Praxis, dem Zugang zu ausgeprägten Netzwerken. Ganz im Sinne der Stadt dürfte sein, dass auch die Bereiche Smart City und Smart Industry hier ausgelebt werden.

Gate in Garching

Das Gate in Garching profitiert von seiner Nähe zur Universität. (Foto: Catherina Hess)

Wo könnte ein Gründerzentrum besser hinpassen als an einen Universitätsstandort - respektive an den größten der Technischen Universität München (TU). Seit 2002 gibt es das Garchinger Technologie- und Gründerzentrum (Gate) in der Uni-Stadt, in dem seit der Gründung bereits weit mehr als 300 Start-ups unterstützt worden sind. Und die Nähe zur Universität zahlt sich aus, der Wissenstransfer läuft. Auf etwa 5000 Quadratmetern wird hier an Lösungen vor allem in Mobilität gearbeitet, Artificial Intelligence ist hier ebenso zuhause wie Big Data und Start-ups im Bereich der Mechatronik, Informations- und Kommunikationstechnologie. Mehr als 30 junge Unternehmen haben sich derzeit hier eingemietet, zu - für München und den Landkreis - sehr günstigen Konditionen. Das Starter-Büro kostet nur etwa 300 Euro im Monat. So fügt sich das Gate perfekt in den Garchinger Campus mit seinen nahezu 8000 Beschäftigten und mehr als 17 000 Studierenden ein - und auch die Nähe zur Spitzenforschung zahlt sich aus.

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