Geflüchtete:Es geht nur zusammen

Lesezeit: 1 min

Schutzsuchende menschenwürdig unterzubringen, darf der Bund nicht Kommunen und Bürgern alleine überlassen.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Es gibt Krisen, die kann ein Staat nur mit dem Zutun seiner Bürger meistern. Das war so in der Hochphase der Corona-Pandemie, als diese auf Abstand gingen und sich die Gesichter verhüllten, um vor allem Alte und Gebrechliche zu schützen. Und das ist auch seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu beobachten. Würden nicht unzählige Menschen Geflüchtete aus dem geschundenen Land bei sich zu Hause aufnehmen, müssten diese auf der Straße leben - und das Wort vom Staatsversagen würde die Runde machen.

Vom ersten Kriegstag an hat auch Münchens Landrat Christoph Göbel an die Hilfsbereitschaft der Menschen appelliert. Eindringlich, sehr bewusst und auch erfolgreich. Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit, bis dato wildfremde Menschen in den eigenen vier Wänden leben zu lassen oder Wohnraum, der auf dem ohnehin vollkommen überhitzten Markt mehr als rar ist, für die Unterbringung Geflüchteter anzubieten. Nur dank dieser Offenheit und gelebten Mitmenschlichkeit so vieler ist es möglich, nahezu 5000 Menschen im Landkreis München ein neues Heim zumindest auf Zeit anzubieten.

Wie schwer es ist, Strukturen und Unterkünfte für eine menschenwürdige Unterbringung aufzubauen, zeigt sich auch nach fast einem Jahr. Gestörte Lieferketten und Stahlmangel - gerade eben auch aufgrund des Krieges - haben dazu geführt, dass Container auf dem Weltmarkt kaum mehr verfügbar sind. Aber auch andere Konstruktionen wie Modular-oder Holzbauten sind absolute Mangelware. Diesem Missstand aber könnte der Bund begegnen, indem er den Landkreisen eigene Immobilien zur Verfügung stellt: alte Kasernen, Bürogebäude, Wohnheime. Diese gibt es auch im Landkreis München noch in großer Zahl, etwa in Haar, Unterhaching, Pullach und anderen Kommunen. Der Bund muss nur sein Versprechen einlösen und diese freigeben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: