Kreis und quer:Bereit für Frühlingsgefühle

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Wenn die Fußballer es plötzlich wieder können, Biergärten öffnen und sogar Bauern mit den Grünen reden, dann bewegt sich was im Land.

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Mit den ersten Schritten auf den Balkon oder die Terrasse wird sich an diesem Ostersonntag sicher manch einer fühlen, als wäre er Maximilian Mittelstädt oder Florian Wirtz. Als würde er energiegeladen durch das Lyoner Stadion, das einst den zauberhaften Namen "Stade des Lumières" trug, dribbeln, grätschen und fliegen. Nahezu 20 Grad sagen die Wetterberichte zu Ostern vorher - und was soll einem da beim Kaffee anderes durch den Kopf gehen, als jene Zeilen, die in Deutschland in der vergangenen Woche die ausgelöste Euphorie begleitet haben: "Völlig losgelöst von der Erde, schwebt das Raumschiff schwerelos", schallte es beim Torjubel durch die Wohnzimmer, aus dem Fernseher. Plötzlich sind die deutschen Kicker wieder die Lieblinge der Nation - und das sogar in pinkfarbenen Trikots.

Der offizielle Frühlingsbeginn liegt schon ein paar Tage zurück, aber gefühlt beginnt diese glücksbeladene Zeit nach der Dunkelheit des Winters am Ostersonntag. Die vierwöchige Osterzeit bis Pfingsten heißt ja nicht umsonst auch Freudenzeit: Die Tage werden länger, die Natur erwacht, die Temperaturen steigen. Und bei manch einem spielen auch die Hormone verrückt. Vielleicht lässt sich auch so die wiederentdeckte Liebe der Deutschen zu ihrer Nationalmannschaft nach den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande gerade einmal etwa 80 Tage vor der Europameisterschaft im eigenen Land erklären. Nachdem diese Liebe etliche Jahre lang deutlich abgeklungen war. So aber kann der Sommer kommen.

Es gibt aber auch andere Indizien, die darauf hindeuten, dass sich die Stimmung im Land wieder etwas aufhellt. Und manchmal hilft es auch, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, die der Frühling so mit sich bringt. Wenn die Straßen in Aying wie angekündigt von den freundlichen Mitarbeitern des Bauhofs den Frühjahrsputz durchleben. Oder in Ottobrunn beim "Frühlingserwachen" die heimischen Betriebe unterstützt werden und Kunden dabei auch etwas gewinnen können. Endlich die ersten Biergärten und schon bald wieder die Freibäder öffnen.

Oder sogar Landwirte aus dem gesamten Landkreis München mit Kommunalpolitikern aller demokratischen Parteien in den Dialog treten wie unlängst - initiiert durch den obersten Kreisbauern Anton Stürzer aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn - im Landgasthof Schmuck in Sauerlach. Traktoren blieben dabei übrigens in der Maschinenhalle und Mistgabeln im Stall - und selbst die Grünen mussten den Besuch bei den Bauern nicht fürchten.

Es sind gerade solche Zeichen, die es derzeit benötigt, um gegen die zuletzt so unterirdische Stimmung im Land anzukämpfen. Reden, gemeinsam diskutieren - egal, ob im Biergarten, vor dem Fernseher oder im Stadion. Und dann am besten im Sommer zusammen jubeln, wenn uns Wirtz und Mittelstädt ins Finale der Heim-EM schießen. Und natürlich mitgrölen zu "Major Tom" von Peter Schilling: "Völlig losgelöst ...".

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