Wahlbeobachter:Angst vor der AfD

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Es gibt im Landkreis München viele Menschen, die hier leben und arbeite, Steuern bezahlen, aber bei der Bundestagswahl nicht mitstimmen dürfen. Was aber wünschen sie sich dennoch von der Politik? (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Kate O'Shea sieht Parallelen zu ihrer Heimat USA.

Protokoll: Jessica Helbig, Garching

Kate O'Shea kommt aus Indianapolis in den USA. 1973 reiste sie mit einer Freundin durch Europa und entschied, für ein Jahr in München zu leben. Aus diesem einen wurden schließlich 38, aus der Wahlheimat München wurde Garching. Dort wohnt die Rentnerin noch heute und engagiert sich im Integrationsbeirat der Stadt. Vor ihrem Ruhestand arbeitete Kate O'Shea am Max-Planck-Institut als Housing Officer und Assistentin der Geschäftsführung. Aufgrund irischer Wurzeln hat sie neben dem amerikanischen auch den irischen Pass.

Als Irin darf ich an den Kommunalwahlen in Deutschland teilnehmen, aber nicht an der Bundestagswahl. Inzwischen würde ich da schon auch gern wählen. In den letzten fünf, sechs Jahren habe ich mich mehr für Politik interessiert, weil es so verrückt gewesen ist - in Amerika, aber hier auch. Ich finde es traurig, dass wir nicht wählen dürfen. Wir haben die ganzen Jahre gearbeitet, Steuern gezahlt, unseren Beitrag geleistet. Wenn die Leute eine bestimmte Zeit hier sind, sollten sie auch das Recht haben, zu wählen. Okay, es gibt die Option Deutsche zu werden. Aber ich habe schon zwei Pässe. Mit dem irischen Pass bin ich Europäerin. Ich habe eine Stimme bei der europäischen Wahl. In Irland wähle ich nicht, weil Briefwahl da nicht erlaubt ist. In den USA wähle ich noch bei den Präsidentenwahlen.

Kate O'Shea. (Foto: Privat)

Söder wird für seine Corona-Politk gelobt

Zurzeit hätte ich am liebsten Söder an der obersten Stelle in Deutschland, allein schon wegen der Corona-Politik. Er hat einen konkret Plan gehabt und sofort Maßnahmen ergriffen, noch vor dem Bund. Ich fand, er hat das richtig gemacht. Wenn man oben sitzt, sollte man etwas mehr an seinen Plänen festhalten. Bei den jetzigen Bundespolitikern erkenne ich nicht, was ihre politische Linie ist. Von der künftigen Bundesregierung wünsche ich mir, dass sie einheitlich handelt und ein klares Ziel verfolgt, gerade auch beim Thema Klimaschutz und Umwelt.

Angst habe ich davor, dass es der AfD gelingt, sich noch stärker in die Bundespolitik hineinzudrängen. Die haben ihren Plan, politisch aufzusteigen und hinter verschlossenen Türen passiert eine Menge Ungutes. Das ist genau das, was Trump in Amerika gemacht hat. Ich finde, das ist kriminell. Die amerikanischen Steuerzahler müssen jetzt für die Wiederauszählung der Stimmen zahlen. Das ist verrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland auch so passiert - außer bei der AfD. Und ich habe Angst, dass die anderen Politiker denken, dass der einzige Weg nach oben der mit der AfD in der Tasche ist.

Fast ein Fünftel der Bevölkerung im Landkreis München sind keine deutschen Staatsbürger. Viele dieser Menschen leben schon lange hier, zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Doch selbst wenn sie EU-Bürger sind, dürfen sie in Deutschland auf nationaler Ebene nicht wählen. An dieser Stelle erzählen in den nächsten Wochen einige von ihnen, wie sie auf die Bundestagswahl blicken.

© SZ vom 16.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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