Kreissparkasse:87 Millionen Euro - vor Steuern und Corona

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Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg hat ihren Hauptsitz am Sendlinger Tor. (Foto: Claus Schunk)

Die Bilanzpressekonferenz der Bank wird überschattet durch die aktuelle Krise. Sorgen macht sich Vorstandschef Bittscheid aber weniger um das eigene Haus, als um manche Kunden.

Von Bernhard Lohr, München

Josef Bittscheidt kreuzt die Arme vor der Brust. Die Begrüßung zum letzten Bilanzpressegespräch nach 30-jähriger Tätigkeit im Vorstand der Kreissparkasse komplettiert ein leichtes Nicken mit dem Kopf. Die Sorge vor der Ausbreitung des Coronavirus hat auch die Vorstandsetage der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg am Sendlinger Tor erreicht. Hände werden nicht mehr geschüttelt.

Seit Jahren stemmt sich die größte Regionalbank im Münchner Umland gegen die Herausforderungen einer Niedrigzinsphase. Nun hat sich in kurzer Zeit die nächste Großbaustelle aufgetan. Vorstandschef Bittscheidt gibt sich dennoch selbstbewusst. Die Bank sei gerüstet, sagt er. "Wir machen uns eher Sorgen um unsere Kunden."

Freilich nicht um alle. Dank der starken Wirtschaft in der Region sind die Rücklagen hoch. Die Bank profitiert von prosperierenden Unternehmen, hohen Investitionen in Immobilien und Anlagen und wohlhabenden Privatkunden. Wobei die Bank angesichts von Minuszinsen vor allem Privatkunden dazu bringen muss, für Service zu bezahlen oder ihr Geld in Wertpapiere anzulegen. 2019 hat sich die Sparkasse in in diesem Umfeld erfolgreich behauptet.

Die Sparkasse habe "in fast allen Geschäftsbereichen ein starkes Wachstum" verzeichnet, sagt Bittscheidt bei der Presserunde im sechsten Stock der Bankzentrale. Die Summe aus Kundeneinlagen, Kundenkrediten und Wertpapierbeständen in den Kundendepots sei um 8,4 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro angestiegen. Das Kreditgeschäft habe 2019 nach einem schwachen Vorjahr wieder angezogen, sagt Bittscheidt. Der Wertpapierbestand habe sich um 22,5 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro erhöht.

Doch das sind Momentaufnahmen in einem insgesamt schwierigen Markt, in dem das klassische Geschäft der Sparkassen nur noch stark eingeschränkt funktioniert. Die "Zinsspanne" aus niedriger verzinsten Geldeinlagen und höheren Zinseinnahmen aus Kreditvergaben trage kaum noch die Geschäftstätigkeit, räumt Bittscheidt ein. Dazu kommt jetzt das Coronavirus, das das Wirtschaftsleben abzuwürgen droht.

"Wir werden nicht die Ersten sein, die den Geschäftsbetrieb einstellen."

Die Sparkasse hat sich intern durch Notfallpläne auf die Lage eingestellt. Klar ist, welche Finanzdienstleistungen priorisiert am Laufen gehalten werden müssen. Auch weiß man, wie das Filialnetz etwa beim Ausfall von Personal zurückgefahren werden könnte. Die Sparkasse werde bis zu einem Personalstand von 50 Prozent handlungsfähig bleiben, sagt Bittscheidt: "Wir werden nicht die Ersten sein, die den Geschäftsbetrieb einstellen."

Trotz einer zuletzt gut gehenden Konjunktur im Münchner Raum und hoher Finanzbestände stellt sich die Kreissparkasse darauf ein, dass es Firmen geben wird, die die Coronavirus-Krise in finanzielle Nöte oder gar in die Insolvenz treiben wird. Bittscheidt lobt in diesem Zusammenhang die Entscheidung der Staatsregierung, über die Landesförderbank einen Weg für eine "Risikoübernahme" aufgezeigt zu haben.

Die Sparkasse werde ihren Beitrag leisten und die Situation von Unternehmen, die unverschuldet in Nöte gerieten, wohlwollend beurteilen. Bittscheidt zieht einen Vergleich zum Menschen: "Die Hauptrisikogruppe sind die mit Vorerkrankungen." Also Firmen, die finanziell eben kein Polster hätten; und natürlich solche, bei denen Lieferketten abbrechen, Firmen aus Gastronomie oder Messebau.

Die Sparkasse selbst hat sich in den vergangenen Jahren selbst schon konsolidiert und Filialen geschlossen, Personal abgebaut, Verwahrentgelte für Firmen ab einer Einlage von 250 000 Euro und sehr vermögende Privatkunden - es geht um 300 bis 400 - eingeführt. Sie verlangt Kontogebühren und muss sich immer wieder zu Spekulationen über Fusionen äußern.

Konkret im Gespräch sei in all diesen Bereichen derzeit nichts, versichern der 65-jährige Bittscheidt und sein Nachfolger Andreas Frühschütz, 54. Aber sie sagen auch, diese Themen seien allesamt nicht vom Tisch. Frühschütz löst am 1. September Bittscheidt ab. Dieser verlässt eine Bank, die 2019 noch 87 Millionen Euro vor Steuern verdiente. 2020 rechnet er bei einem Wachstum im Kundengeschäft von 3,5 Prozent mit zehn Millionen Euro weniger. Kalkuliert wurde das vor der Viruskrise.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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