Kreis und quer:Endlich Stille

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Warum man in 20 Jahren in Unterhaching, Grünwald und anderswo seine absolute Ruhe haben wird - mit kleinen Ausnahmen.

Kolumne von Iris Hilberth

Es ist ein wunderschöner Julitag. Vielleicht der wärmste in diesem Sommer 2042. Wie toll wäre es jetzt, in das Sprungbecken des Freibads einzutauchen. Oder die große Rutsche hinab ins Wasser zu rasen. Man könnte sich auch in den Schatten eines großen Baumes legen und die Kinder auf einen Spielplatz im Park schicken. Tischtennis wäre vielleicht eine Option. Und anschließend trifft man sich im Café Lani auf dem Rathausplatz. Schade, dass es all das nicht mehr gibt. Eine gespenstige Ruhe liegt über Unterhaching. Wäre da nicht das Rauschen der Autobahnen. Aber diesen Lärm hat die Gemeinde nicht abstellen können. Ansonsten hat sie wie die Nachbarkommunen viel für die Anwohner getan.

Die haben einst sehr gelitten. Vor allem unter lärmenden Kindern und feiernden Jugendlichen, unter Tischtennisspielern und unter Leuten, die gerne mal im Freien einen Kaffee trinken. Auch unter der Feuerwehr, die durch Neubiberg fährt, und unter der quietschenden Trambahn, die Grünwaldern ohne Ohropax das Leben zur Hölle macht. Nicht zu vergessen: die Krähen. Das waren diese schwarzen Vögel, die früher den Menschen mit ihrem Gekrächze und Geschiss auf die Nerven gingen. Genau 20 Jahre ist es jetzt her, dass die erste Tischtennisplatte für immer abgebaut wurde, weil ringsherum keiner mehr schlafen konnte. Dann trat die Unterhachinger Lärm-und Ärgernis-Vermeidungsverordnung in Kraft und damit wurden sämtliche Probleme von Anwohnern aus der Welt geschafft. Andere Gemeinden folgten dem Beispiel, seither sind die Postfächer in den Rathäusern nahezu frei von Beschwerde-Mails. Und die Feuerwehren löschen leise.

Nun ist es nicht so, dass es keine Kinder mehr gibt. Man sieht sie nur nicht mehr, weil sie jetzt im zweiten Untergeschoss des Gemeindegebiets spielen, während Mama in den Katakomben ihren Cappuccino trinkt. Man hat sich das bei den Grünwalder Reichen abgeschaut, die schon viel früher auf die Idee gekommen sind, ihre Freizeitaktivitäten in den Untergrund zu verlegen. Bebauungsplan Nummer B 35 ermöglichte dort schon 2022 unterirdische Großprojekte wie Golfabschlagplätze, Schießanlagen, Spa- und Fitnessbereiche. Weshalb die Grünwalder auch ihre Tram nicht unterirdisch fahren lassen konnten. Das hätte ja wiederum diejenigen gestört, die dort Erholung suchen. Also hat man die Tram 2024 abgeschafft. Das war überhaupt kein Problem, eine Studie zum Nutzen-Kosten-Verhältnis hat gezeigt: Eine Bahn bis nach Grünwald rentiert sich genauso wenig wie die U5-Verlängerung nach Ottobrunn, von der man sich im Sommer 2022 verabschiedet hat.

Unterirdisch hat man in Unterhaching neben den Martinshörnern auch die Rutsche und den Sprungturm aus dem Freibad eingelagert. Beides wurde abgebaut, nachdem Anwohner der neuen Wohnanlage festgestellt hatten, dass man von dort aus in ihre Gärten schauen kann. Das lag aber auch daran, dass man alle Bäume abgeholzt hatte, um die Krähen loszuwerden.

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Von Iris Hilberth

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