Kommunalwahl in Sauerlach:Der Hauptkonkurrent sitzt im Rathaus

Lesezeit: 3 min

Bauamtsleiter Hubert Zellner fordert bei der Bürgermeisterwahl als CSU-Kandidat seine Chefin Barbara Bogner von der UBV heraus. Babak Afshar von der SPD und Ursula Gresser von der FDP werden allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt.

Von Patrik Stäbler

Vor zwölf Jahren hat Barbara Bogner ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten geführt, es ging um ihre Bürgermeisterkandidatur für die Unabhängige Bürgervereinigung Sauerlach (UBV). "Ich habe meinem Chef damals gesagt, dass er sich keine Sorgen machen braucht", erinnert sich die 59-Jährige. "Weil das nur eine kleine Wählervereinigung ist, und ich's eh nicht werde." Doch dann schaffte es Bogner 2008 in die Stichwahl gegen Annette Kouba (CSU) und setzte sich dort überraschend durch. Seither steht die gelernte Gymnasiallehrerin an der Spitze des Sauerlacher Rathauses, und will dies auch noch sechs weitere Jahre tun - weshalb sie am 15. März ein drittes Mal für die UBV kandidiert.

Ihr ärgster Herausforderer hat im Vorfeld der Wahl ebenfalls ein Gespräch mit seinem Arbeitgeber geführt. Genauer gesagt: mit seiner Chefin - namens Barbara Bogner. Bauamtsleiter Hubert Zellner habe ihr vor seinem Sommerurlaub eröffnet, dass er mit dem Gedanken spiele, als CSU-Kandidat ins Rennen um die Rathausspitze zu gehen, erzählt die Bürgermeisterin. Im Herbst gab der 50-Jährige dann seine Entscheidung bekannt. Und auch wenn danach noch Ursula Gresser (FDP) und Babak Afshar (SPD) ihre Hüte in den Ring geworfen haben, gehen alle Beobachter davon aus, dass es am 15. März zu einem Zweikampf ums Bürgermeisteramt kommt: Bogner gegen Zellner, UBV gegen CSU, die Amtsinhaberin gegen ihren Rathauskollegen, eine gebürtige Sauerlacherin gegen einen gebürtigen Argeter.

1 / 3
(Foto: Sonja Herpich)

Barbara Bogner, Unabhängige Bürgervereinigung Alter: 59 Jahre, wohnt mit Pausen seit Geburt im Ort. Familienstand: ledig, eine Tochter Beruf: Erste Bürgermeisterin, Gymnasiallehrerin Hobbys: Fremdsprachen, Reisen und Städtetouren, Lesen, Handarbeiten, Musical

Hubert Zellner, CSU Alter: 50 Jahre, wohnt seit Geburt in Arget Familienstand: verheiratet, zwei Kinder Beruf: Verwaltungsfachwirt, derzeit Bauamtsleiter Hobbys: Volksmusikpflege München, Schützenverein, Lesen

2 / 3
(Foto: Claus Schunk)

Babak Afshar, SPD Alter: 47 Jahre, wohnt seit 2009 in Sauerlach Familienstand: verheiratet, ein Kind Beruf: IT-Projektmanagement, FIFA-Spielervermittler Hobbys: Familie, Singen im Chor, Sport, Reisen

3 / 3
(Foto: Claus Schunk)

Ursula Gresser, FDP Alter: 62 Jahre, wohnt seit 1999 in Sauerlach Familienstand: geschieden, ein Sohn Beruf: Fachärztin für Innere Medizin Hobbys: Garten, Küche, Radfahren, Skifahren, Reisen

Für die Christsozialen ist allein die Nominierung des Bauamtsleiters, der inzwischen auch der Partei beigetreten ist, ein echter Coup. Denn Zellner genießt nicht nur einen exzellenten fachlichen Ruf im Rathaus, wo er seit gut 30 Jahren tätig ist. Sondern der Mann mit dem markanten Schnurrbart ist auch im Ort verwurzelt, in Trachten- und Schützenverein aktiv sowie ehrenamtlicher Volksmusikpfleger im Landkreis.

Kurzum: Während Ursula Gresser und Babak Afshar im Wahlkampf darum bemüht sein müssen, sich erst mal einen Namen in Sauerlach zu machen, ist Zellner hinlänglich bekannt. Gleichwohl muss der CSU-Mann - anders als die Konkurrenz - den Spagat zwischen zwei Rollen meistern: Als Bürgermeisterkandidat muss er seine Chefin kritisieren, im Rathaus mit ihr zusammenarbeiten.

(Foto: oh)

"Ich trenne das ganz klar", betont Zellner. "In der Öffentlichkeit und bei Veranstaltungen vertrete ich meine Ziele als Bürgermeisterkandidat. Doch sobald ich einen Fuß ins Rathaus setze, bin ich Bauamtsleiter." Wobei der 50-Jährige anmerkt, dass die zuvor so enge Zusammenarbeit mit der Rathauschefin sich infolge seiner Kandidatur "etwas gelockert" habe. Barbara Bogner wiederum will das nicht bestätigen. Sie gibt sich ohnehin gelassen, was ihren Herausforderer im eigenen Haus angeht. Ob sie Zellners Kandidatur überrascht habe? "Nein, das nicht", antwortet Bogner. "Es hätte mich überrascht, wenn die CSU mich ohne Gegenkandidaten in die Wahl hätte gehen lassen." Sollte sie sich nun - nach dem deutlichen 56-Prozent-Sieg vor sechs Jahren - noch ein weiteres Mal durchsetzen, dann wäre ihre dritte Amtszeit zugleich die letzte, kündigt die Bürgermeisterin an.

Thematisch setzt Bogner im Wahlkampf vor allem auf ein Sie-kennen-mich-Gefühl plus einer Prise Wachstumsskepsis. So kündigte Bogner bei einer Podiumsdiskussion an, dass Sauerlach unter ihrer Führung bis 2026 auf weniger als 9000 Einwohner wachsen solle (von derzeit 8300). "Der Erhalt unserer Umwelt und unseres Ortsbilds ist mir wichtig", betont sie. "Wir müssen auch auf die Dichte der Bebauung achten. Nur so kann ein Ort organisch wachsen."

Derweil ist Hubert Zellners Steckenpferd im Wahlkampf ein Ortsentwicklungskonzept, das er als Bürgermeister aufstellen will, "um Sauerlach wieder auf eine langfristige Spur zu bringen". Überdies wirbt er für die Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft sowie für eine "intelligente Gewerbeansiedlung". Schließlich sei bei der Gewerbesteuer "noch viel Luft nach oben", betonte Zellner mit einem Seitenhieb auf die Bürgermeisterin bei der Podiumsdiskussion.

Und die anderen zwei Kandidaten? Sie konnten bei der Podiumsdiskussion durchaus Pluspunkte sammeln. So glänzte Ursula Gresser als Eloquenteste auf der Bühne und setzte obendrein viele Nadelstiche in Richtung Bogner. Babak Afshar merkte man zwar anfangs seine Nervosität an. Jedoch gelang es dem 47-Jährigen im weiteren Verlauf, sich deutlich von der Konkurrenz abzusetzen - und neue Ideen zu präsentieren. Dennoch werden beide im Rennen um die Rathausspitze wohl chancenlos sein; vielmehr dürfte es ihnen im Wahlkampf um Aufmerksamkeit für sich und ihre Parteien gehen. Selbiges würde sicher auch den Grünen guttun - umso erstaunlicher ist es, dass sie diesmal auf einen Bürgermeisterkandidaten verzichtet haben. Dank des allgemeinen Höhenflugs ihrer Partei stehen die Chancen trotzdem gut, dass die Grünen ihre drei Sitze im Gemeinderat halten, wenn nicht gar ausbauen. Da zudem die FDP erstmals eine Wahlliste aufgestellt hat, könnten es UBV und CSU wohl als Erfolg verbuchen, wenn sie bei der Wahl am 15. März ihre acht beziehungsweise sieben Mandate halten.

Sämtliche Bürgermeisterkandidaten stehen auch an der Spitze der Wahllisten ihrer Parteien, was bei Hubert Zellner eine Frage aufwirft: Würde er bei einer Niederlage im Bürgermeisterrennen dennoch in den Gemeinderat einziehen und damit zwangsweise seinen Job im Rathaus aufgeben? Dazu will sich der CSU-Kandidat nicht äußern. Das sei "zu persönlich", sagt Zellner, außerdem liege seine "ganze Konzentration jetzt erst mal auf der Wahl".

Alle Berichte, Reportagen und Analysen zur Kommunalwahl unter www.sueddeutsche.de/thema/Kommunalwahl_im_Landkreis_München.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: