Kommentar:Eglfing macht sich

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Die Auslagerung einer Abteilung  nach Haar ist offenbar eine Folge von Konflikten innerhalb des Patentamtes. Unabhängig von den Motiven zeichnet sich ab, dass sich immer mehr bedeutende Unternehmen im Landkreis München ansiedeln

Von Bernhard Lohr

Die Mitarbeiter des Europäischen Patentamts reißen sich nicht gerade darum, aus der Münchner City raus nach Haar zu ziehen. Es gab massive Proteste, deren Ursachen tiefer reichen und bei weitem nicht damit zu erklären sind, dass eine Einheit aus dem Hochhaus des Europäischen Patentamts die Koffer packen muss. Die Konflikte innerhalb des Patentamts haben dem Vernehmen nach mit dem Dienstantritt des amtierenden Präsidenten Benoît Battistelli im Jahr 2010 begonnen. Sie haben mit dessen Führungsstil und mit dem Behördenumbau zu tun, in dessen Folge Haar nun Dienstsitz wird.

Für viele Unternehmen im Umland spielt es keine große Rolle, ob sie dies- oder jenseits der Stadtgrenze angesiedelt sind. Bei den Bavaria-Filmstudios in Grünwald oder bei Pro-Sieben-Sat-1 in Unterföhring ist das so. Die TU in Garching ist eine Erfolgsgeschichte. Im Umfeld hat sich eine Gründerszene mit jungen Unternehmern etabliert. Nun kommt eine Behörde von EU-weiter Bedeutung in den Landkreis München. Wieso denn bitte nicht?

Das Beispiel zeigt einfach mal wieder, dass München und der Landkreis ideell eine Einheit bilden. Es gibt einige unbeliebte Begriffe, die das umschreiben. Man könnte von der Metropolregion reden oder von "Greater Munich". Doch viel besser ist es, die Dinge in der Boomregion, in der sich vieles verändert, pragmatisch anzugehen. Viele Firmen im Umland, die international vernetzt sind, agieren mit dem Selbstverständnis von Münchner Unternehmen. Da spielt es keine Rolle, ob der Sitz in Feldkirchen, Unterschleißheim, Pullach oder Haar ist.

Klar: Haar-Eglfing ist nicht das Glockenbachviertel. Doch Eglfing verändert sich. Es wird städtischer. Gerade entsteht ein Innovations-Cluster mit klugen Köpfen, die sich dort zusammenfinden. Das Pharma-Unternehmen MSD ist dort angesiedelt, das Nanotechnologie-Unternehmen Attocube baut nebendran einen Firmensitz. Die Attocube-Mitarbeiter ziehen wie die vom Patentamt von München raus. Und sie geben auch keine schlechte Adresse auf: Sie arbeiten noch an der Königinstraße, direkt am Englischen Garten.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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