Garching:Hundert Seiten für die Energiewende

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In Garching wird der enorme Energieverbrauch der TU und den Instituten auf dem Forschungsgelände im Norden der Stadt diskutiert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadt Garching schreibt ihr Klimaschutzkonzept fort und will beim enormen Stromverbrauch auf dem Forschungsgelände den Freistaat in die Pflicht nehmen. Zudem sollen Partnerschaften mit Instituten auf dem Campus bei der Wärmeversorgung geprüft werden.

Von Sabine Wejsada, Garching

Es ist mehr als hundert Seiten stark, gespickt mit vielen Daten und soll als Strategie auf dem Weg in eine emissionsfreie Zukunft dienen: Der Garchinger Stadtrat hat am Donnerstagabend die Aktualisierung des Klimaschutzkonzeptes mehrheitlich beschlossen und damit die Grundlage dafür geschaffen, möglichst bald einen Klimaschutzmanager oder eine Managerin einzustellen. Eine Forderung, die seit geraumer Zeit bei den Grünen im Gremium ganz oben steht. Bei dieser Fachstelle im Rathaus werden künftig alle Fäden zusammenlaufen, wenn es um die Themen Energiewende und Klimaschutz geht.

Um die Kommunen bei ihrem Bemühen zu unterstützen, klimaneutral zu werden, gibt es Zuschüsse vom Land und vom Bund. Gefördert werden Vorhaben und Strukturen in den Städten und Gemeinden, die den Klimaschutz voranbringen. Garching hat bereits seit 2010 ein solches Konzept. In dem Papier wird nicht nur fortlaufend der Status quo bei Energieverbrauch und regenerativen Projekten aktualisiert. Der Katalog listet zudem Potenziale auf, wie es der Universitätsstadt gelingen könnte, bis 2040 keine Treibhausgase mehr zu produzieren - oder sie zumindest derart einzudämmen, dass die Energiewende klappen kann. So möchte die Stadt etwa mit der energetischen Sanierung ihrer Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen, um auch Privatleute zum Energiesparen zu bewegen. Geprüft wird überdies, ob sich Flächen auf eigener Flur für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaikanlagen eignen, wie Biomasse eingesetzt werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, die Geothermie weiter auszubauen.

Die Garchinger Stadträte haben um das Klimaschutzkonzept heftig gerungen und viel debattiert. Über die Notwendigkeit, einen solchen Kriterienkatalog für das Erreichen der Klimaneutralität fortzuschreiben, bestand Konsens. An der detaillierten Ausgestaltung und vor allem der örtlichen Gültigkeit scheiden sich aber nach wie vor die Geister. So kritisierte CSU-Stadtrat Albert Biersack in der Sitzung erneut den Umstand, dass der enorme Energieverbrauch des Forschungsgeländes mit der Technischen Universität und den zahlreichen Instituten sowie der zu leistende Ausgleich der Stadt zugerechnet werde.

"Der Stromverbrauch des Flughafens wird auch nicht Hallbergmoos zugerechnet"

"Da kommt das Territorialprinzip doch sehr an seine Grenzen", beklagte Biersack. Er plädierte dafür, den Freistaat als Eigentümer des Campus in die Pflicht zu nehmen, was die dort notwendige Energiewende angehe, und verwies darauf, dass "der Stromverbrauch des Flughafens ja auch nicht der Gemeinde Hallbergmoos" zugerechnet werde. Umweltreferent Christoph Marquart erläuterte, dass eben jenes Prinzip in dem Klimaschutzkonzept gelten müsse. Bei weiteren Fortschreibungen könne man jedoch nachschärfen, sagte er und erinnerte daran, "dass sich der Freistaat selber verpflichtet hat, bis 2040 klimaneutral zu werden". Götz Braun, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat, regte an, bei der Energiewende verstärkt auf die Partnerschaft mit den Instituten auf dem Campus und auf die Nutzung von Abwärme zu setzen.

Laut Klimaschutzkonzept ist auf Garchinger Gebiet ein Potenzial von 15 Windrädern und mindestens 600 000 Quadratmetern Freiflächen-PV-Anlagen denkbar. Grünen-Fraktionssprecher Hans-Peter Adolf betonte, dass eine Kompensation des Verbrauchs nicht zwangsläufig auf Garchinger Gebiet stattfinden müsse. So könne sich die Stadt beispielsweise an Windparks im Norden oder PV-Anlagen beteiligen. "Dann verlieren die Aussagen etwas von ihrem Schrecken." Biersack und sein CSU-Parteifreund Salvatore Disanto waren nicht zu überzeugen. Sie stimmten gegen das Klimaschutzkonzept.

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