Inflation:Nur die Harten bekommen eine Gartenschau

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Für jedes Baby, das seit 2021 in Kirchheim geboren wurde, ist bereits ein Baum gepflanzt - insgesamt 318 an der Zahl. (Foto: Sophia Schreib)

Während Schweinfurth die für das Jahr 2026 geplante Großveranstaltung wegen der Preisexplosion absagt, soll die in Kirchheim 2024 ohne Abstriche durchgezogen werden.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Kann man sich das noch leisten? Diese Frage stellen sich angesichts von Inflation und Preissteigerungen nicht nur Privatleute. Auch Kommunen müssen zum Teil feststellen, dass sie große Projekte nicht mehr stemmen können: So entschied sich beispielsweise Schweinfurt kürzlich, die für das Jahr 2026 geplante Landesgartenschau abzusagen - die Kosten haben sich im Vergleich zur ursprünglichen Schätzung mehr als verdoppelt. Ein solches Schicksal droht der Kirchheimer Landesgartenschau nicht, wie die Organisatoren versichern. Denn eng verbunden mit der Großveranstaltung ist die Ortsentwicklung: Der für die Landesgartenschau 2024 errichtete Park soll die bislang getrennten Gemeindeteile Kirchheim und Heimstetten verbinden.

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Diskussionen über die Kosten gibt es im Ort allerdings nicht erst seit Ausbruch des russischen Kriegs gegen die Ukraine und den daraus resultierenden Preissteigerungen. Bereits im vergangenen Jahr, als die Haushaltslage aufgrund der Pandemie als unsicher galt, gab es Überlegungen zu Sparmaßnahmen - unter anderem forderten einige Kommunalpolitiker erfolglos, auf einen geplanten Aussichtspunkt zu verzichten. Im September 2021 deckelte der Gemeinderat die Baukosten auf 16 Millionen Euro.

"Wir sind aktuell in der glücklichen Lage, mit den Kosten in diesem Rahmen zu sein", sagt Maximilian Heyland, Geschäftsführer der Kirchheim 2024 GmbH. Da die meisten Ausschreibungen für die einzelnen Baumaßnahmen bereits erfolgt seien, habe man in vielen Bereichen Preissicherheit. Bei den verbliebenen Ausschreibungen sei man freilich vom Weltmarkt abhängig: Dass die Preise für bestimmte Materialien wie Stahl oder Holz stark steigen, sei allgemein bekannt. Die Ausgaben würden daher kontinuierlich überwacht, so Heyland. "Vor jeder neuen Ausschreibung prüfen wir, wie wir sie umsetzen können. Aber momentan sind wir zuversichtlich, dass wir den Kostendeckel einhalten können."

Der "Point of no return" ist längst erreicht

Laut Sophia Schreib, Pressesprecherin der Kirchheim 2024 GmbH, hat man mittlerweile außerdem einen Punkt erreicht, an dem allzu große Einsparungen ohnehin nur noch schwer möglich seien: Starke Änderungen würden demnach eher Kosten verursachen, da sie großflächigere Umplanungen nötig machen würden. "Wenn man etwas aus den Planungen nimmt, hat das Auswirkungen auf die Umgebung, weil alles miteinander verzahnt ist", sagt Scheib. Letztlich würden derartige Planänderungen auch das Ziel gefährden, die Landesgartenschau pünktlich am 15. Mai 2024 eröffnen zu können.

An der Finanzierung ändert sich laut Schreib ebenfalls nichts mehr: Wie geplant könne mehr als die Hälfte der Kosten über Förderungen gedeckt werden, die vom Freistaat, der Europäischen Union und der Regierung von Oberbayern gewährt werden. Erreicht die Summe für den Bau des Parks den Kostendeckel in Höhe von 16 Millionen Euro, müsste die Gemeinde demnach noch rund 7,2 Millionen selbst zahlen.

Und die Vorbereitungen sind bereits weit gediehen: Die ersten der insgesamt 318 Zierapfelbäume, die die Kirchheimer Babys der Geburtenjahrgänge 2021, 2022 und 2023 symbolisieren sollen, wurden gerade in der späteren Garten-Sphäre des Parks zwischen der Martin-Luther-Straße und dem Rodelhügel gepflanzt. Auch nach der Gartenschau werden sie erhalten bleiben. Neben den sogenannten Jahrgangswäldchen wird zudem eine Streuobstwiese angelegt, auf der unter anderem Apfelbäume verschiedener Sorten, Birnen und Walnussbäume wachsen sollen. Auch Staudenpflanzen wie Gartenerdbeeren und Waldmeister sollen den Kirchheimern dort zur Ernte zur Verfügung stehen. Von Frühjahr 2023 an beginnen schließlich auch die Pflanzungen in den Sphären "Wiese", "Wasser", "Wildnis" und "Wald".

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