Ortsgeschichte:Von der Minijobberin zur Leiterin des Hauses

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Neue Leitung im Ismaninger Schlossmuseum: Christine Heinz und ihr Nachfolger Dietrich Maurer. (Foto: Florian Peljak)

Christine Heinz hat das Ismaninger Schlossmuseum aufgebaut. Nun geht sie in den Ruhestand und übergibt an ihren Nachfolger Dietrich Maurer.

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Sie hat an mehr als 50 Sonderausstellung mitgewirkt, die meisten davon selbst konzipiert und zusammen mit ihrem Team organisiert - nun geht sie in den Ruhestand: Christine Heinz, seit 1997 Leiterin des Ismaninger Schlossmuseums, hat den Stab an ihren Nachfolger Dietrich Maurer übergeben. Am Montag ist der Neue, der bereits seit Anfang Oktober Heinz über die Schulter schaut, offiziell vorgestellt worden. Die studierte Volkskundlerin wird ihre laufenden Projekte noch zu Ende bringen und auch danach dem Schlossmuseum mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ismaning bleibt sie sowieso erhalten, seit 2005 bekleidet sie das Amt der Ortsheimatpflegerin. Auch in der 2020 übernommenen Funktion als Kreisheimatpflegerin hat sie einen Blick auf die Gemeinde, in der sie zusammen mit ihrem Mann schon mehr als drei Jahrzehnte gerne wohnt.

Christine Heinz, das wird an diesem Vormittag deutlich, geht nicht mit einem weinenden Auge. "Das Museum kommt in gute Hände", sagt sie, nach all der Zeit sei es nötig, dass es neue Impulse gebe. Das Loslassen fällt ihr nach eigenen Angaben nicht besonders schwer, auch wenn das Schlossmuseum natürlich ihr "Baby" gewesen sei. Auch ihre Söhne habe sie schließlich "problemlos ziehen lassen", erzählt sie augenzwinkernd. Derzeit wird Dietrich Maurer von ihr eingearbeitet - und dabei vermutlich auch in die Besonderheiten der Verbundenheit der Ismaninger mit ihrem Schlossmuseum eingeweiht.

Der Neue hat zuletzt im Deutschen Museum gearbeitet

Maurer, 46 Jahre alt und ebenfalls studierter Volkskundler, der im Münchner Norden wohnt, freut sich auf seine neue Aufgabe, wie er sagt. Als Leiter der Abteilung Dokumentation im Sammlungsmanagement des Deutschen Museums in München sei er sieben Jahre lang "weit weg vom klassischen Ausstellungsbetrieb" gewesen, den er sehr vermisst habe. Vor seiner Arbeit im Deutschen Museum hat Maurer in Tübingen, Berlin und Barcelona Volkskunde und Allgemeine Rhetorik studiert, in Waldkraiburg ein Museumsvolontariat absolviert und danach überwiegend freiberuflich für Museen in Oberbayern gearbeitet. Die Stelle in Ismaning biete viele Gestaltungsmöglichkeiten, wobei er nach eigenen Angaben "nahtlos" an die gute Museumsarbeit anknüpfen möchte, für die Christine Heinz die Basis gelegt hat. Das Schlossmuseum zeichne sich durch eine "gute, bunte Mischung" aus, die "Ismaninger kennen und schätzen ihr Museum", findet Maurer und hofft, dass sie auch in Zukunft so wie in den vergangenen Jahren freigiebig mit Leihgaben aus dem Speicher oder Keller umgehen, wenn das Museum wieder einmal eine ortsgeschichtliche Ausstellung plant.

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Die Anfänge der Arbeit von Christine Heinz datieren aus dem Jahr 1995. Damals hatte sie begonnen, im Schlosspavillon bei Gisela Hesse mitzuarbeiten, die sie dann auch dem damaligen Ismaninger Bürgermeister Michael Sedlmair (Freie Wähler) für das anfänglich noch im Treppenhaus des Kutscherbaus befindliche Schlossmuseum vorschlug. Im Februar 1997 trat Heinz einen Minijob zur Betreuung der Ausstellung an, Ende 1998 wurde der Posten auf 15 Wochenstunden aufgestockt, ehe daraus im Laufe der Jahre eine Vollzeitstelle als Museumsleiterin wurde.

Christine Heinz hat dieses Amt mit Verve und vielen Ideen ausgefüllt - der Aufbau und die Entwicklung des Schlossmuseums in Ismaning ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Aber auch ihr Wirken in die Gemeinde hinein ist bemerkenswert. So hat Heinz als erste Projekte von 1998 bis 2000 die Geschichtswerkstatt zusammen mit Therese Risinger in der örtlichen Volkhochschule begründet, aus der schließlich 2004 die Ismaninger Chronik hervorging. 1998 gab es einen Aktionstag zum Kraut, dem Erzeugnis, mit dem Ismaning weit über seine Ortsgrenzen hinaus seit vielen Jahrhunderten bekannt ist, erste eigene Sonderausstellungen folgten. Bei der Planung, Vorbereitung und Veranstaltung der großen 1200-Jahr-Feier 2009 war Heinz ebenso beteiligt wie unter anderem beim Hörpfad, Gemeindearchiv und Erzählcafé.

Mit der Eröffnung des Schlossmuseums im Gärtnerhaus Juli 2010 endete das beengte Dasein im gegenüberliegenden Kutscherbau; Heinz und ihr Team erhielten moderne Räumlichkeiten mit einem zeitgemäßen Konzept und einer deutlich erweiterten Dauerausstellung, die einen Einblick in die Geschichte des Schlosses gibt, das bis zur Säkularisation 1802/03 den Freisinger Fürstbischöfen als Jagd- und Sommerresidenz diente. Zusätzlich dazu finden wechselnde Themen-Schauen mit mehr oder weniger Ismaning-Bezug statt. Am kommenden Samstag, 19. November, um 15 Uhr wird eine Ausstellung mit Ismaninger Krippen und Spielzeug aus dem Erzgebirge eröffnet, die bis zum 29. Januar zu sehen ist.

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